Schritte als die, die schon eingeleitet sind, sind unter der Bedingung der Einstimmigkeit der Willensbildung nicht möglich!
Daher brauchen wir eine Änderung der Regeln, die es erlaubt, dass man auch mit einer qualifizierten Mehrheit Schritte machen kann und dass nicht ein einzelner Staat vernünftige Maßnahmen nur deswegen verhindert, weil er irgendwelche Eigeninteressen verfolgt. – Das hat den Nachteil, dass man auch selbst unter Umständen überstimmt werden kann, aber wir sollten doch auch sehen, dass das, was die Bürgerinnen und Bürger wollen, nämlich eine gemeinsame, kohärente europäische Außenpolitik im Interesse des Friedens auf dieser Welt oder eine vernünftige wirksame Verfolgung grenzüberschreitender Kriminalität, um nur zwei Beispiele zu nennen, neue Regeln braucht, und zwar transparente Regeln, wo alle sehen und wissen können, wer wofür zuständig ist.
Das ist der Grund, warum wir für diesen Vertrag, der
vielleicht ein bisschen unglücklich „Verfassung“ oder
„Verfassungsvertrag“ genannt worden ist, eintreten: weil es da Verbesserungen
braucht, die die Union überhaupt erst in die Lage versetzen, das zu leisten,
was die Bürger zu Recht verlangen – denn es ist heute nicht
Schuld der Staats- und Regierungschefs oder der einzelnen Minister, dass nichts
herauskommt, sondern schuld ist eine Struktur, in der jeder sein Veto haben
will! Dieses Veto gilt es zu überwinden, und dafür braucht es neue
Regeln. Daher: Für diese Verfassung! (Beifall bei der SPÖ sowie
des Abg. Dr. Van der Bellen.)
Lassen Sie mich ein
Drittes sagen zum Thema Energiepolitik: Vielem von dem, was heute in diesem
Kontext schon gesagt worden ist, insbesondere von der Regierungsbank aus,
ist zuzustimmen. Auch wir Sozialdemokraten treten nicht erst seit heute
für eine Kerosinbesteuerung ein. Und natürlich ist es richtig, die
Kerosinbesteuerung im europäischen Kontext zu machen, und niemand sollte
die Ausrede gebrauchen, dass es nicht möglich ist, ohne dass es im
Weltmaßstab geschieht – das ist die Ausrede derer, die gar
nichts machen wollen.
Wenn die Europäische
Union gemeinsam eine Kerosinbesteuerung einführt, dann ist das eine wirksame
und sinnvolle Maßnahme, und daher: Volle Unterstützung für die
Bemühungen der Bundesregierung, der Vertreter der österreichischen
Regierung, hier voranzukommen!
Lassen Sie mich
aber auch ein Zweites sagen, was bis jetzt noch nicht angesprochen worden ist:
Ich denke, dass es im Kontext der Diskussionen über die europäische
Energiepolitik und über die Weiterentwicklung des Energiebinnenmarktes
neben den langfristigen Zielen, die auf eine Reduktion der Treibhausgase und
Ähnliches mehr abzielen, auch kurzfristige Überlegungen braucht. Das
eine ist – das findet ohnehin statt und ist auch
richtig – eine Diversifizierung der Energiebezüge, solange es
Kohlenwasserstoffbezüge sind. Da ist es auch richtig, dass nicht nur
Pipelines der Lieferanten, sondern auch Pipelines der Empfänger
gebaut werden und dass sozusagen die Zahl der gegenseitigen
Erpressungsmöglichkeiten reduziert wird.
Aber es ist auch
wichtig, meine sehr geehrten Damen und Herren, sicherzustellen, dass wir im
Bereich des Stroms, also der Elektrizität, nicht immer weniger
großen Lieferanten gegenüberstehen, die eine sehr große
Marktmacht für alle Konsumenten ausüben – und das ist eine
Tendenz, die wir beobachten und die besorgniserregend ist.
Das, was wir brauchen, ist eine Vielfalt von Produzenten von elektrischer Energie, und was wir brauchen, sind auch leicht veränderte Rahmenbedingungen, die sicherstellen, dass auch in den Netzausbau, in Reservekapazitäten für die Stromnetze und in Reservekapazitäten für die Produktion – für den Fall, dass irgendetwas ausfällt – investiert werden kann. Die ausschließliche Wettbewerbsorientierung der europäischen Energie-
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