Das Regierungsprogramm betont besonders, dass der Anteil von Frauen an Führungspositionen in Wissenschaft und Forschung erhöht werden soll. Dort besteht auch tatsächlich besonderer Handlungsbedarf. An den Universitäten sind die Frauen bei den Studienanfängerinnen und Absolventinnen im Vormarsch. Den rund 57% Studienanfängerinnen und rund 53% Absolventinnen stehen aber nur 11% Professorinnen gegenüber. Die Rektorate der österreichischen Universitäten sind mit einem 0% Frauenanteil fest in Männerhand! Der Bereich Forschung sieht um nichts besser aus: Mit einer Forscherinnenquote von 18,7% (Eurostat 6/2004) liegt Österreich auch im internationalen Vergleich schlecht.
Im öffentlichen Dienst – üblicherweise als Vorreiter in Sachen Frauengleichstellung gehandelt – sieht die Lage wenig besser aus. Mit 10,8% Frauenanteil bei den Sektionsleitungen liegt die öffentliche Verwaltung genauso schlecht wie die Universitäten, obwohl auch in den Ministerien der Frauenanteil bei den Beschäftigten mit 40-60% hoch liegt und dem Bevölkerungsschnitt entspricht (Ausnahmen sind lediglich das Verteidigungsministerium mit 13% Frauenanteil und das Innenressort mit 18% Frauenanteil). Wenig besser präsentiert sich das Bild bei den GruppenleiterInnen (1 Frau von 31) und den AbteilungsleiterInnen (182 Frauen von 707), wie der Kurier vom 5.3.2007 berichtet.
Laut Regierunsprogramm sollen mehr Frauen in Österreich Führungspositionen bekleiden, der Anteil von Frauen in „Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Sozialpartnerschaft“ (Zitat Regierungsprogramm) erhöht werden. Das Wie ist allerdings unklar.
Frauenförderung durch Beratungsstellen
Die wichtige Arbeit von unabhängigen Frauenberatungsstellen und frauen- bzw. mädchenspezifischen Projekten ist nicht nur häufig unbedankt, sondern vor allem unterdotiert. Viele erfolgreiche Projekte mussten in den letzten Jahren aus Geldmangel gekürzt oder eingestellt werden, bewährte EQUAL-Projekte konnten nicht fortgeführt werden. Besonders dramatisch ist die Finanzsituation der Interventionsstellen gegen Gewalt in der Familie. In der Wiener Interventionsstelle sah man sich genötigt, die Betreuung von Gewaltopfern in 8 Wiener Bezirken einzustellen, weil schlicht keine Finanzmittel vorhanden waren. Die Arbeit der Interventionsstellen, die einen gesetzlichen Auftrag erfüllen, hat sich aufgrund der steigenden Fallzahlen in den letzten Jahren vervielfacht (2006: Anstieg bei den Wegweisungen um 28%), die finanzielle Ausstattung allerdings nicht. Es ist daher nicht nur erfreulich, sondern vor allem dringend notwendig und überfällig, wenn die Finanzmittel für die Interventionsstellen erhöht werden!
Die Betreuung von Opfern (meist männlicher) Gewalt kann jedoch nicht als „Frauenförderung“ bezeichnet werden. Diese erfolgt im zivilgesellschaftlichen Bereich in erster Linie über zahlreiche engagierte Projekte von Frauenberatungsstellen, frauen- und mädchenpolitischen Initiativen, Frauenhäuser und frauenrelevante NGO-Tätigkeit. Wer etwa Mädchen bei der atypischen Berufswahl, Migrantinnen oder Betroffene von Frauenhandel unterstützen will, findet in den unabhängigen Initiativen eine wichtige Stütze. Ein österreichweit flächendeckender Ausbau solcher Beratungsstellen ist dringend geboten und erfordert eine substantielle Aufstockung der Mittel.
Kinderbetreuungsplätze
An der Schnittstelle der Rahmenbedingungen für weibliche Erwerbstätigkeit und Familienpolitik nimmt der Ausbau der Infrastruktur für Kinderbetreuung eine wichtige Stellung ein. Das sogenannte Barcelona-Ziel der EU sieht eine Betreuungsquote von 33% bei den unter 3-jährigen bis zum Jahr 2010 vor. Derzeit liegt die Betreuungsquote in Österreich für diese Altersgruppe erst bei 11%. Es fehlen allein für die Kleinstkinder
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