Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 386

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17.16.22

Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Ich werde mich auf einige Punkte beziehen, die nicht so sehr budgetrelevant sind, aber sehr wohl sehr kontrovers sind und heute auch schon in diesem Haus diskutiert wurden.

Zum einen möchte ich auf eine meiner Vorrednerinnen, Frau Kollegin Rosenkranz, eingehen, die in ihrer Kritik an den Versuchen einiger in den Regierungsparteien, vor allem in der ÖVP, auch neue Lebensformen, neue Familienformen ernst zu nehmen und da etwas weiterzubringen und vielleicht neue Gesetzesregelungen, die notwendig sind für diese Lebensformen, durchzubringen, gemeint hat, das würde auf eine „bür­gerliche Sinnkrise“ zurückzuführen sein und diese Personen, auch Ministerin Kdolsky, würden nach neuen Lebensformen suchen.

Ich weiß nicht, wo, in welchem Umfeld sich die Frau Rosenkranz bewegt, aber suchen muss sie wahrscheinlich auch in ihrem Umfeld diese neuen Lebensformen nicht. Die gibt es nämlich überall; man muss nur die Augen ein bisschen aufmachen. Also um eine eigene Suche geht es da nicht.

Da Frau Abgeordnete Rosenkranz davon gesprochen hat, dass die traditionelle Familie ein „anthropologisches Erfolgsmodell“ sei, möchte ich nachfragen, was sie unter Erfolgsmodell versteht, vor allem wenn sie betont hat, dass ein Mann und eine Frau aus Liebe eine Ehe eingehen. Dieses Modell gibt es in dieser Form für alle Menschen seit höchstens 180 Jahren. Vorher galt das vor allem für die Wohlhabenden – ein­fache Mägde und Knechte zum Beispiel durften nicht heiraten, weder aus Liebe noch aus anderen Gründen.

Zu Zeiten der Monarchie gab es doch diesen Ausspruch: Tu, felix Austria, nube! – Die haben nicht aus Liebe geheiratet, sondern weil die Staatsräson es so wollte und weil man dadurch statt mit kriegerischen Mitteln durchaus billiger andere Länder sozusagen vereinnahmen konnte.

Also was das „anthropologische Erfolgsmodell“ traditionelle Ehe und Familie betrifft, da habe ich schon meine Zweifel, ob dieses tatsächlich als solches zu betrachten ist. (Beifall bei den Grünen.)

Ein anderer Punkt war, dass Frau Rosenkranz – wie auch andere – große Befürch­tungen hat, dass Österreich sozusagen ausstirbt und es keine Österreicherinnen und Österreicher mehr gibt. Ganz Österreich und die Menschen, die hier leben, sind im Laufe der Jahrhunderte aus Zuwanderung und Abwanderung und wieder Zuwanderung entstanden – und so ist das auch heute. Wir sterben nicht aus. Es gibt sehr wohl Menschen in diesem Land, die Kinder bekommen und die auch haben wollen. Aber darauf zu pochen, dass man Kinder haben soll und muss quasi als Pensions­versicherung und nicht deshalb, weil Mann oder Frau ein Kind haben will, das halte ich schon für den falschen Ansatz. (Beifall bei den Grünen.)

Wir müssen schon sehen, dass jene Kinder, die nicht gewollt sind, weil zum Beispiel die Mutter noch ganz jung war, das Mädchen vielleicht mit 15 oder 16 schwanger geworden ist oder die Frau schon älter war und schwanger wurde, ohne es zu wollen, diese Kinder haben es oft ziemlich schwer im Leben, und da wäre doch das Modell von Verhütung auf Krankenschein sehr wohl etwas, was durchsetzbar wäre (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ), dass Frau und Mann tatsächlich nur die Kinder bekommen, die sie wirklich wollen. (Neuerlicher Beifall bei den Grünen.)

Also Kinder nur als Pensionsversicherung, dazu sagen wir: nein!

Ein letzter Punkt: Heute in der Früh habe ich mir die Zeitung „Österreich“ angeschaut und war ganz erstaunt, Frau Ministerin: „Light-Ehe für Homopaare kommt“. – Da habe


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