Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 456

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stopfen. Irgendwann einmal muss man damit beginnen, und das war ja Ihr großer Anspruch, mit dem Sie in diese Wahl gegangen sind – einer von vielen!

Deswegen hat es mich umso mehr verwundert – jetzt wundere ich mich schön langsam nicht mehr –, als Herr Staatssekretär außer Dienst Morak im Unterausschuss gesagt hat, dass dieses Budget das beste Budget des Planeten ist. (Abg. Dr. Brinek: Das stimmt ja nicht!) Das ist eine einigermaßen kühne Behauptung, kann man da nur sagen. Das beste Budget des Planeten, hat er gesagt.

Ich darf Sie nur daran erinnern: 200 Millionen € mehr für Kunst und Kultur – das hat diese Seite hier verlangt. 20 Millionen € mehr, das war das, was Sie verlangt haben, als Sie in die Regierungsverhandlungen gegangen sind. Und herausgekommen sind 10 Millionen €. Gratuliere! Ein bisschen etwas für die Bundestheater, ein bisschen etwas für die Bundesmuseen und ein Teil für die Filmförderung. Wenn man ein Prä­dikat vergeben müsste, müsste man sagen: Sehr bescheiden! Sehr bescheiden, meine Damen und Herren.

Da hilft es überhaupt nichts – das muss man Ihnen schon auch ankreiden –, wenn Sie dann ins Regierungsprogramm schreiben, dass die Kunst und die Kultur einen hohen Stellenwert haben. Alles hat einen hohen Stellenwert, und alles steht im Mittelpunkt. Ich habe das Gefühl, es steht schon so viel im Mittelpunkt, dass überhaupt kein Platz mehr dort ist und dass deshalb nichts umgesetzt wird.

Aber gehen wir einmal weg von der sehr mangelhaften Budgetierung, meine Damen und Herren; auch die Schwerpunktsetzung, die Sie mit diesem Budget vorgenommen haben, ist aus unserer Sicht falsch. Da gibt es etliche blinde Flecken, und Sie wissen ganz genau, dass die schlimmsten Sünden ja bekanntlich die Unterlassungssünden sind, und da haben Sie einige begangen.

Ich glaube nicht, dass man den Erfordernissen unserer Zeit mit einem Kunst- und Kulturbudget gerecht wird, wo man Kunst und Kultur vielleicht als nette Sache, bei der man ein bisschen seine zeitgeistige Haltung zum Ausdruck bringen kann, interpretiert. Für uns schaut das ein bisschen anders aus. Für uns sind Kunst und Kultur – das unterscheidet uns wahrscheinlich auch von einigen hier herinnen, vielleicht sogar von mehreren – ganz wesentlich identitätsstiftend.

Gerade, meine Damen und Herren, weil wir in einer zunehmend globalisierten Welt leben, was manche als Errungenschaft interpretieren – wir gehören nicht dazu –, in einer Welt leben, wo alles austauschbar wird, in einer Welt leben, wo alles verwech­selbar wird, in einer Welt leben, wo wir in Richtung einer Einheitskultur gehen (Abg. Riepl: Welche Welt wollen Sie? Sagen Sie das doch einmal!) – das werde ich Ihnen gleich sagen –, sind Kunst und Kultur für uns so etwas wie ein geistiger Fels in der Brandung, den wir heute dringender brauchen denn je zuvor.

Es zeigt sich ja auch in anderen Bereichen, dass manche da ganz andere Vorstel­lungen haben. Man muss immer wieder feststellen, dass so manche hier herinnen trotz aller Bekenntnisse zu Österreich – und die ziehen sich ja auch wie ein roter Faden durch all die Reden – ihre liebe Not oder zumindest ein ziemlich unentspanntes Verhältnis mit Werten wie Heimat, wie Tradition oder dem Stolz auf die eigene Ge­schichte haben. Darin sehen wir eine riesige Gefahr, meine Damen und Herren, weil nämlich zentrale Elemente unserer Kultur durch Dinge, die so gerne im Mantel des Fortschritts daherkommen, massiv bedroht werden. (Beifall bei der FPÖ.)

Nehmen Sie nur einmal unsere Sprache, die ja mehrheitlich die deutsche Sprache ist – ich hoffe, ich darf das sagen, ohne dass man gleich wieder versucht, daraus einen Strick zu drehen. Nehmen Sie unsere Sprache her: Es gibt eine völlig unnotwendige Forcierung von Anglizismen. Sie wird bedroht durch ein mangelhaftes Bildungsniveau,


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