Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 473

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einmal schauen, ob hier nicht ein Weniger unter dem Strich ein Mehr in der Aus- und Weiterbildung unserer Schüler bedeutet.

Ich würde schon anregen, Frau Minister, dass Sie auch einmal versuchen, Lehrpläne zu evaluieren und danach zu trachten, mit weniger Ausbildung weniger Druck in der Schule zu produzieren – sowohl für die Schüler als auch für die Lehrer und vor allem auch für die Eltern.

Der nächste Punkt, der mich als Lehrer wirklich irritiert: Man hat phasenweise zu wenig Zeit, in der Schule mit den Kindern zu üben, weil die Lehrpläne so voll sind. (Abg. Dr. Brinek: ... Rahmenlehrplan!) Nun, was passiert? – Gute Schüler kommen natürlich mit, das ist schon klar, aber schlechtere Schüler tun sich schwerer. Und was passiert? – Die Eltern müssen tief in die Tasche greifen und Milliarden ausgeben, damit sie ihren Kindern über den Nachhilfeunterricht das beibringen und nachliefern, was wir eigentlich in der Schule weitertransportieren müssten.

Deswegen ist es aus meiner Sicht auch aus diesem Grund äußerst wichtig, einmal die Lehrpläne zu evaluieren und unter dem Motto „weniger ist mehr“ auch für eine finanzielle Entlastung der Eltern zu sorgen, denn es kann ja nicht sein, dass das Üben von der Schule am Vormittag auf den Nachmittag außerhalb der Schule in bezahlte Lehrinstitute verlegt wird. Das, bitte, geschätzte Damen und Herren, ist für mich kein guter Ansatz!

Ein weiteres Problem – wenn man schon über die Gesamtschule redet und diskutiert und auf der einen Seite natürlich auch die knappen Mittel des Budgets betrachtet – ist die Frage: Wie schaut es denn mit der Besoldung der Lehrer aus? Wenn man nun, rein theoretisch betrachtet, eine Gesamtschule einführen würde – was wir nicht befür­worten, weil aus der Sicht von uns Freiheitlichen die Argumente nicht plausibel sind, nämlich dass diese vorhin angesprochenen Probleme über dieses Modell gelöst wer­den könnten –, wie würde es dann mit der Besoldung ausschauen? – Auf der einen Seite haben wir über weite Strecken viel zu wenig Geld, und auf der anderen Seite soll man eine gemeinsame Schule der 6- bis 14-Jährigen haben mit der Konsequenz, dass natürlich auch die Lehrer dieselbe Besoldung haben sollen. Denn: Wieso soll ich einem Hauptschullehrer, der dann in dieser Schule drinnen ist, weniger bezahlen als einem AHS-Lehrer, der natürlich auch in dieser sogenannten gemeinsamen Schule unter­richtet?

Das heißt, wir haben unterschiedliche Besoldungssysteme, und wir haben dann mög­licher­weise gleiche Ansprüche. Nun, wie wollen wir das lösen? – Dieses Problem ist aus meiner Sicht zu diskutieren, und dann braucht es einen plausiblen Vorschlag, damit wir wissen, ob das überhaupt finanzierbar ist!

Meine Redezeit ist schon längst abgelaufen, aber ich könnte hier noch viele Punkte anführen.

Ich halte es für grundvernünftig, jetzt einmal all die Problembereiche der Schule zu evaluieren. Da ist es gut, dass diese Expertengruppe eingesetzt wird. Möglicherweise, Frau Minister, wäre es auch gut, wenn Sie interessierte Parlamentarier in diese Exper­tengruppe mit aufnehmen würden, damit wir auch das, was uns bewegt, und unseren reichhaltigen Erfahrungsschatz – möglicherweise sind auch andere Kollegen im Haupt­beruf Lehrer oder in der Aus- und Weiterbildung tätig – einbringen könnten. Ich glaube, es wäre gut, diesen Wissensstand dann auch in diese Expertengruppe mit hinein­nehmen zu können, um einmal die Probleme zu diskutieren, um sich mit der Frage zu befassen: Wie lösen wir diese Probleme?, damit man dann zumindest ein Ent­scheidungskriterium hat, wenn es irgendwann einmal zu der Entscheidung kommt: Gesamtschule ja oder Gesamtschule nein?

 


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