Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 475

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Elitegymnasium zur Matura gekommen, zur Matura, die ich dann über die Hauptschule mit Auszeichnung bestanden habe. Ich bin eine Gewinnerin des differenzierten Sys­tems. Aber nicht deshalb verteidige ich es, sondern deshalb, weil es rational viele gute Gründe dafür gibt. Kollege Niederwieser ist, als Tiroler, in ein Elitegymnasium in Niederösterreich gegangen. – So sind wir jeweils zu unserem Erfolg gekommen, und es hat schon Rektoren an den Universitäten gegeben, die über die Hauptschule dorthin gekommen sind.

Unser System ist also nicht mit Sackgassen ausgestattet oder mit Einbahnen, wo es kein Zurück, kein Nebeneinander, keinen Wechsel gibt. – Verbessern wir das System dort, wo es zu verbessern ist!

Was machen denn Länder, was entscheiden denn Länder, die auf Gesamt­schul­systeme umgestellt haben? – Ich habe gerade erst einen Bericht gelesen, dass in Großbritannien nach der Beseitigung der Gymnasien nicht nur der Aufstieg von benachteiligten Kindern nicht gefördert wurde, sondern dass sie in Wirklichkeit noch stärker benachteiligt werden. Die Überschrift lautete: Wo früher Leistung entscheidend war, sind es jetzt die Wohngegend und die Immobilienmaklerpreise. – Das heißt, das Boomen der elitären, hoch bezahlten Schulen ... (Abg. Broukal: ...  so seit Blair!)

Nein, seit Blair ist es nicht so! Der Berater von Blair hat das nämlich gesagt, lieber Herr Kollege Broukal; ich gebe dir dann den Namen.

Das Boomen der privaten, teuren Elitegymnasien in Gesamtschulländern und das Entstehen einer Zwei-Klassen-Gesellschaft, das können doch auch die SPÖ und die Grünen nicht wollen! – Treten wir daher ein in einen Dialog, der von mehr Rationalität geleitet ist, als ich bisweilen in Österreich den Eindruck habe.

Auch PISA liefert keinen Nachweis und gibt keinen Anhaltspunkt für die Notwendigkeit der Einführung eines Gesamtschulsystems.

Korea liegt im Problemlösen auf Platz Nummer eins. – Haben Sie in den letzten Tagen die „Furche“ gelesen und auch den Bericht, den der Bundespräsident mit seiner Delegation aus Korea gebracht hat? – Es kann jeder in Asien ein Schulsystem haben, wie er möchte, aber: hoher Einsatz privater Mittel für Nachhilfe, Büffeln bis 20 Uhr am Abend, Auswendiglernen. Eine Schweizer Lehrerin mit den Erfahrungen eines differen­zierten Systems, die von dort berichtet hat, sagt: Ich habe zu Hause denken gelernt – hier lernt man auswendiglernen. – Wollen Sie so ein Gesamtschulsystem (Abg. Brosz: Nein!) aus Platz eins im Ergebnis von PISA ableiten? – Nein. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Brosz: Sie werden es nie lernen! – ... vergleicht uns mit Korea! Nächstes Mal reden wir über Djibouti!)

Meine Damen und Herren, ich mache mir Sorgen um Wien, und ich finde, der Zwischenruf der Wiener Schulpolitiker, die dort das Sagen haben, ist eher eine Nebel­kanone – denn diese wissen, dass wir das Gesetz ja mit Zweidrittelmehrheit ändern müssten –, das ist eine Ablenkung von den Zuständen, die in Wien herrschen. Auch da darf PISA genannt werden – die Stadt mit über einer Million Einwohnern ist in Öster­reich nur Wien –: Hier schlechteres Abschneiden in Lesen und in Mathematik! – Ich mache mir Sorgen, weil die wirklichen Probleme, die schon angesprochen wurden, nicht behoben werden. Hier könnten wir zum Beispiel in meinem Heimatbezirk, in der Leopoldstadt, das unmittelbare Nebeneinander von Volksschule, Hauptschule, Gym­nasium und Kindergarten nützen, um neue Kooperations- und Verbesserungsmodelle auszuprobieren. Aber man lässt seit Jahren und Jahrzehnten den Schulstandort unre­pariert, unrenoviert, weil die Gemeinde Wien irgendwelche Preisfestsetzungs-Mono­pole ausnützt, um die Idee zu blockieren. – So kann es nicht gehen!

 


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