Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 482

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Schulsystem, und so halten Sie es am Puls der Zeit! – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

11.42


Präsident Dr. Michael Spindelegger: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Faul zu Wort. Ebenfalls 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Herr Abgeord­neter.

 


11.42.44

Abgeordneter Christian Faul (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin, leider gehst du hinaus, ich wollte dir den hochachtungsvollen Dank der Pflichtschullehrer aus der Steiermark überbringen, weil die sich das erste Mal auch mit angesprochen gefühlt haben, wenn eine Bundesministerin von Schule gesprochen hat. (Zwischenruf des Abg. Ing. Westenthaler.) Es ist so!

Kollege Neugebauer, wenn du heute hergehst und sagst, du willst von vornherein die Richtlinien für die Schulversuche festschreiben, dann weiß ich, dass das wieder Dinge sind, die zurückhaltend wirken. (Abg. Neugebauer: Das ist falsch! Ein bisschen zuhören! Ich schreibe nichts fest!) Das habe ich dir angesehen. In Wirklichkeit geht es ja nicht um die Organisationsform, sondern um die Änderung des Systems.

Lieber Kollege Neugebauer, du warst damals bereits im Dienst (neuerlicher Zwischen­ruf des Abg. Neugebauer), als ich in den siebziger Jahren bei den Schulversuchen bezüglich der integrierten Gesamtschule dabei war. Lieber Kollege Neugebauer, du hast diese Berichte gelesen: Sie waren sehr erfolgreich! Das hat man immer unter den Tisch gekehrt, weil es aus der Ideologie heraus nicht gepasst hat, diese Schule in das Regelschulwesen überzuführen. Das war es in Wirklichkeit!

Bei der Langform in Hartberg haben wir allgemeine Zustimmung gehabt, auch die der ÖVP. Als wir dann flächendeckend auch nach Weiz gegangen sind, wo wir die Unter­stufe dazugenommen haben, haben wir sie witzigerweise nicht mehr bekommen. Das heißt, dort war standespolitisches Denken im Vordergrund.

Kollege Neugebauer, ich muss dir das sagen (Abg. Neugebauer: Bitte!), weil sowohl die Frau Bundesministerin als auch du von der Wirtschaft und von den Eliten ge­sprochen habt. Es ist richtig – auch ich bekenne mich dazu –, dass die Wirtschaft gut ausgebildete Leute braucht. Aber ich nenne dir ein Beispiel aus der Wirtschaft, nämlich: Wenn heute der Präsident der Deutschen Bank sagt, dass er 13 000 Leute entlassen muss, und man ihn fragt, warum, dann sagt er, dass er seinen Gewinn für die Börsen-Marge von 18 Prozent auf 25 Prozent steigern muss. Fragt man ihn, warum, dann sagt er, dass er das tun muss, damit die Leute mehr anlegen. – Das ist sein betriebswirtschaftlicher Ansatz. Fragt man ihn dann, was er mit den Menschen im volkswirtschaftlichen Bereich tut, dann sagt er: Du, das interessiert mich eigentlich nicht, das soll die Politik für uns regeln, das ist ein volkswirtschaftlicher Ansatz!

Lieber Kollege Neugebauer, ich glaube nicht, dass dieser betriebs- und volkswirt­schaftliche Ansatz auch für die Schulen gelten muss. Ich glaube nicht, dass es unsere Aufgabe ist, uns nur um die besseren Schüler zu kümmern, uns nur um die zu küm­mern, die fortkommen können, die man nach oben bringen kann, und nach unten den Satz liegen zu lassen. Ich glaube, dass wir Verantwortung, auch volkswirtschaftliche Verantwortung haben für die Schülerinnen und Schüler, die von Haus aus nicht so begabt sind wie die anderen, und dass man die auch mitfördern muss. (Abg. Neugebauer: Das habe ich überhaupt nicht gesagt!.) Wie immer du das nennen möchtest, es bringt die gemeinsame Schule einfach die besseren Voraussetzungen dafür, dass auch jene Schülerinnen und Schüler gefördert werden, die uns bis jetzt durch den Rost gefallen sind. Es kann nicht sein, dass im so hoch entwickelten Staat


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