Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 508

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aber wenn wir die Ausgangslage sehen – bei uns kommt auf 120 Studierende ein Professor, in Deutschland oder in der Schweiz auf 40 –, dann wissen wir, dass wir einen langen, steilen Weg vor uns haben und dass wir alle immer wieder, bei jedem Budget, einfach zusammenhelfen müssen, um auch in der Öffentlichkeit einen solchen Druck zu erzeugen, dass bei all den Nöten bei der Zusammenstellung eines Budgets dieser Gedanke nicht zu kurz kommt.

Auch wir finden die Zugangsbeschränkungen – mit Ausnahme jener bei der Medizin – nicht akzeptabel. Wir sind sehr unzufrieden mit der im Februar oder März vorgelegten Studie, wo völlig vergessen wurde, die sozialen Implikationen der Zugangsbeschrän­kungen zu untersuchen. Also, wir haben keine Antwort auf die Frage: Trifft es wirklich die, die schlechter lernen, oder trifft es die, die berufstätig sind? (Abg. Dr. Brinek: Das werden wir herausfinden!) – Wir haben keine Antwort auf die Frage! Jeder kann jetzt erzählen, was er glaubt – ich würde es gerne wissen.

Würde sich nämlich herausstellen, dass besonders die Zugangsbeschränkungen, die erst nach einem halben oder nach einem Studienjahr greifen, jene besonders treffen, die nicht in so guten materiellen Verhältnissen leben, dass sie daneben arbeiten gehen müssen und einen Teil ihrer Zeit nicht dem Studium widmen können, dann hätte ich ein großes Problem mit diesen Zugangsbeschränkungen. Soziale Numeri clausi wollen wir ja doch nicht haben! (Abg. Dr. Graf: Deswegen führen wir Quoten ein!)

Ja, die Medizin-Quote: Schauen Sie, wir können darüber diskutieren, solange wir wollen – wir sind da die falschen Ansprechpartner. Ich wünsche Minister Hahn alles Gute: dass es ihm gelingen möge (Abg. Dr. Graf: Dass er endlich eine Quote ein­führt!), die Europäische Union davon zu überzeugen, dass wir nicht mit österreichi­schem Steuerzahler-Geld Medizin-Universitäten für Deutschland bauen können! Ich hoffe, dass ihm das gelingt! Und vielleicht können Sie (in Richtung FPÖ) auch etwas dazu tun? Ganz deutschnational gesehen: Nützen Sie Ihre grenzüberschreitenden Kontakte, tun Sie es doch auch für uns, bitte!

Ansonsten wird da kein Weg daran vorbeiführen – es geht einfach nicht! Wenn Sie mit Dr. Rudolf Mallinger, dem Vize-Rektor für Lehre an der Med-Uni Wien, reden, dann sagt er: Ja, gut, gerne, doppelt so viele Studierende! Wo ist das zweite AKH? Wir haben dafür die Patienten nicht!

Ich bin aber bei Ihnen (Abg. Dr. Graf: Was?!): Wir haben eine große Unbekannte, und das ist die folgende: Was machen diese 20 oder 25 Prozent ausländischen Studieren­den, wenn sie die Doktorrolle unter dem Arm haben? – In dem Augenblick, wo sie in zehn Jahren wieder nach Hause fahren – und das ist bei den Deutschen anzunehmen, weil es dort einen Ärztemangel gibt: einen absichtlich mittels zu geringer Ausbildung herbeigeführten Ärztemangel –, dann werden wir in Österreich ein Problem haben.

Leider Gottes können weder Sie noch ich das voraussagen, aber ich denke, es wäre klug (Abg. Dr. Graf: Na, deswegen müssen wir ja viele ausbilden!), mit dem Schlech­testen (Abg. Dr. Graf: Das ist ja kein Problem!) – ich bin noch nicht fertig! – zu rechnen und mehr MedizinerInnen auszubilden.

Wir haben noch in der Oppositionszeit verlangt, dass jetzt einige Jahre lang die Zahl der Medizin-Studienplätze um 50 pro Jahr erhöht wird. Ich glaube, auch als Wissen­schaftssprecher einer Regierungspartei kann ich diese Forderung aufrechterhalten.

Das hast du (in Richtung Bundesminister Dr. Hahn) ja selbst auch gesagt: Das große Problem ist, wir spielen da – überspitzt formuliert – russisches Roulette mit der Ärztezukunft Österreichs: Wir wissen nicht, was die Deutschen tun, aber es gibt viele Vermutungen, dass der Großteil von ihnen heimgehen wird. Und dann haben wir – nicht heute, aber in zehn Jahren – zu wenige Ärzte.

 


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