Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 754

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

dass er diese Frage auch schon im Ausschuss gestellt hat. – Und er erhält von Ihnen keine Antwort. (Vizekanzler Mag. Molterer: Der Herr Staatssekretär hat das ...!) Ich habe genau aufgepasst: Was die Zentralleitung betrifft ... (Abg. Mag. Rossmann: Die gesamte Finanzverwaltung war das! Nicht die Zentralleitung!) In Bezug auf die gesamte Finanzverwaltung wurde geantwortet, aber was die Zentralleitung betrifft, gab es keine Antwort.

Jetzt ist es vielleicht etwas verwegen, die Brücke von dieser Nicht-Antwort zu den Schwärzungen im Untersuchungsausschuss zu schlagen. Aber wenn ich mein be­scheidenes Beispiel hernehmen darf, Herr Vizekanzler, gibt es da schon eine Entwicklungslinie: Was werden Sie uns in Zukunft überhaupt noch beantworten wollen?

Dem Kollegen Rossmann geben Sie keine Antwort auf die Frage nach den Kosten­steigerungen in der Zentralleitung. Wenn ich danach frage: Welche Personen, geord­net nach Namen, wurden im Ministerbüro beschäftigt, und auf welcher Grundlage, nämlich Beamtendienstgesetz, Vertragsbedienstetengesetz, basierte dieses Dienst­verhältnis?, dann erklären Sie mir in einer Anfragebeantwortung: Das fällt unter den Datenschutz! Sie sind damit der einzige Minister dieser Bundesregierung, der behauptet, dass die Nennung der Namen von KabinettsmitarbeiterInnen inklusive der Art ihres Arbeitsverhältnisses unter den Datenschutz fällt! (Abg. Dr. Schüssel: Sicher!)

Ach so: „sicher“, sagen Sie. (Abg. Dr. Schüssel: Ja!) Darf ich Sie daran erinnern – Sie haben da offensichtlich auch ein Problem mit Ihrer eigenen Erinnerung, Herr Klub­obmann –, dass Sie mir das in Ihrer Zeit als Bundeskanzler ganz korrekt beantwortet haben. Selbstverständlich! Alle Ministerien nennen den Namen und die Art der Be­schäf­tigung, das ist so üblich (Abg. Dr. Stummvoll: ... Geheimnisse!), und diesbezüg­lich gibt es überhaupt keinen Datenschutz. (Abg. Dr. Schüssel: ... keine Ahnung!)

Herr Klubobmann Schüssel, es ist ja ehrenwert, dass Sie jetzt ausrücken, um dem Herrn Vizekanzler zu Hilfe zu eilen. (Abg. Dr. Schüssel: Sie wollen die Gehälter wissen! Das ist alles!) Es ehrt Sie, aber es hilft in der Sache nicht weiter. Die Sache ist hinlänglich gegessen. (Abg. Dr. Stummvoll: Sie wollen den gläsernen Menschen haben!)

Herr Vizekanzler! Auch Ihr Amtsvorgänger Herr Finanzminister Grasser hat in seinen Anfängen selbstverständlich die Namen der KabinettsmitarbeiterInnen genannt. Was ist denn das Problem dabei, die Namen der KabinettsmitarbeiterInnen zu nennen, wenn sie auf Ihrer Homepage zu finden sind? (Vizekanzler Mag. Molterer: Eh, ja!) Was ist das Problem? (Vizekanzler Mag. Molterer: Genau! Was ist das Problem?) Da herinnen, wenn es um Parlamentarier geht, nennen Sie ... (Abg. Dr. Stummvoll: Homepage lesen! – Abg. Dr. Schüssel: Homepage lesen!)

Das ist interessant: Wenn es auf der Homepage steht – sagen die Abgeordneten der ÖVP –, dürfen wir es lesen, aber wenn das ein Abgeordneter da herinnen fragt, dann erhält er keine Antwort. Sind wir schon so weit, dass die Abgeordneten weniger wissen dürfen und in Ausübung ihrer Kontrollrechte weniger von Ihnen erfahren dürfen als jeder/jede normale Bürger/Bürgerin? Sind wir schon so weit, Herr Vizekanzler? (Abg. Dr. Schüssel: Scheinheilige Aufregung!) Ist das Ihre Antwort auf das Problem?

Gehen wir hin zum Untersuchungsausschuss. (Abg. Dr. Schüssel: Zum Budget hat er nichts zu sagen!) Das ist ja unglaublich, was Sie da in der Konsequenz dieser Ihrer Linie weiterverfolgen: Hier beantworten Sie nicht die Fragen, auf parlamentarische Anfragen geben Sie keine Antwort, und im Untersuchungsausschuss schwärzen Sie! Herr Vizekanzler, dürfen wir in Zukunft auch damit rechnen, dass wir geschwärzte oder geweißte Anfragebeantwortungen erhalten? Ist das die Konsequenz? (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite