Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll27. Sitzung / Seite 252

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Obernosterer, schon widersprechen: Wenn er sagt, Geld ist nicht alles, dann hat er vielleicht recht, aber in diesem Bereich wäre es besonders wichtig gewesen! Und wenn Sie mir die nächsten sieben Minuten aufmerksam zuhören, dann werden Sie vielleicht verstehen, warum.

Jetzt könnte man auch böse sein und sagen, die ÖVP betreibt ja Lobbying für die Großindustrie. – Hier geht es um Tausende Kleinbetriebe, um Familienbetriebe, um Klein- und Mittelbetriebe, die auf Werbung angewiesen sind. Große Hotelketten – Herr Bundesminister, da gebe ich Ihnen schon recht – brauchen die Österreich Werbung nicht, weil sie sowieso international tätig sind und auf die Österreich Werbung nicht an­gewiesen sind. – Da Sie Lobbyismus für diesen Bereich betreiben, verstehe ich viel­leicht den Rückzieher der ÖVP von diesem ursprünglich gemeinsamen Antrag.

Sie wissen, dass der Tourismus für die Wirtschaft ein sehr wichtiger Faktor ist. Über 700 000 Arbeitnehmer in Österreich sind direkt oder indirekt im Tourismus beschäftigt, das heißt, jeder fünfte Arbeitsplatz in Österreich lebt direkt oder indirekt vom Touris­mus. (Präsidentin Mag. Prammer übernimmt wieder den Vorsitz.)

Einige von Ihnen waren ja im Tourismusausschuss und haben die Präsentation der Chefin der Österreich Werbung gesehen, die sehr aufschlussreich, auch sehr interes­sant war und das letzte Jahr in keinen schlechten Zahlen erscheinen ließ. Aber Zahlen kann man natürlich interpretieren, Zahlen kann man sich auch anschauen, man kann aus Zahlen auch etwas lernen. Und was wir hier gesehen haben, ist, dass in den letz­ten Jahren der Tourismus in Österreich zu 70 Prozent von drei Ländern gelebt hat: Das sind die Niederlande mit 7 bis 8 Prozent, das ist der heimische Tourismus, also die Inlandstouristen, Österreich selbst, mit gut 20 Prozent, und der größte Markt, Deutsch­land, mit knapp über 40 Prozent – Tendenz seit Jahren fallend.

Das Nächste ist: Es gab eine andere Statistik, laut der wir im Vergleich mit anderen Tourismusdestinationen in Europa in den letzten fünf Jahren permanent fallen. Wir liegen jetzt im Vergleich mit anderen Tourismusdestinationen in Österreich bei zirka 4,2 Prozent und waren vor fünf, sechs Jahren noch bei 4,7 oder 4,8 Prozent. Das heißt – und das geben auch viele Ländertourismusdestinationen zu –, dass wir es ver­schlafen haben, gewisse Märkte zu bearbeiten. Es ist die Tendenz in den wichtigen un­serer Fremdenverkehrsdestinationen seit Jahren fallend, und in den neuen Märkten im zentraleuropäischen, osteuropäischen Raum haben wir die Entwicklung verschlafen, und vor allen Dingen haben wir in Fernost die Entwicklung verschlafen. Wenn wir heute China und Indien hernehmen, wo man weiß, dass sich 10 Prozent der dortigen Bevöl­kerung jederzeit einen Nobelurlaub in Österreich leisten können, dann reden wir hier von 250 000 Personen – das ist das Dreifache von dem, was der deutschsprachige Raum überhaupt hergibt. Und da tun wir nichts?!

Jetzt komme ich zu Ihnen, Herr Obernosterer, und erkläre Ihnen, warum das Geld so wichtig wäre: Wissen Sie, jede Kleinfirma und jeder Betrieb weiß heute, wenn er ein neues Kundensegment oder ein neues Marktsegment bearbeitet, dann kostet das in erster Linie Geld, bis dort der Bekanntheitsgrad aufgebaut ist, bis das Produkt bekannt wird, und dann erst kann Geld zurückfließen. Und dafür würden diese 10 Millionen € der Österreich Werbung sehr gut tun! (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Bucher.)

Und ich sage Ihnen Folgendes: Die Klein- und Mittelbetriebe werden sich bei der ÖVP dafür bedanken, dass sie sich hier nicht dazu durchgerungen hat, diesen gemein­schaftlichen Antrag zu unterstützen – den sogar die SPÖ unterstützt hätte und wofür sie auch bereit gewesen wäre, hinsichtlich des Budgets auf den Finanzminister einzu­wirken, diese Geldmittel lockerzumachen.

Das ist genau der Punkt, den wir verschlafen haben: Wir haben verschlafen, neue Märkte zu bearbeiten. Wir sind dort schon vier bis fünf Jahre hintennach. Was das


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