Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll28. Sitzung / Seite 169

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Rednerin hiezu könnte ich jetzt natürlich noch allerhand Sachen aufzählen, die andere schon erwähnt haben, ich möchte mich jetzt aber vorerst gegen die Kriminalisierung durch Herrn Kollegen Themessl wehren. Ich glaube nicht, dass wir hier eine Diskussion darüber führen sollten, ob Patchwork-Familien schlechtere Familien sind. Ich bin selbst Teil einer solchen Patchwork-Familie, und ich glaube, dass Kinder in einer aktiven Patchwork-Familie, neben einem geschiedenen Elternteil, durchaus auch etwas dazugewinnen können; das muss für die Kinder nicht immer etwas Negatives sein. (Demonstrativer Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich hätte nie gedacht, dass ich mit Frau Kollegin Rudas einmal einer Meinung sein werde, aber ich muss sagen, sie hat heute eine wichtige und richtige Aussage getätigt: Es hat auch früher schon Kinder gegeben, die aus nicht funktionierenden Familien gekommen sind, wo sich die Eltern aber nicht haben scheiden lassen und die Kinder weit mehr darunter gelitten haben, als wenn sich die Eltern in einem ordentlichen Scheidungsfall eben anders arrangiert hätten.

Ich muss sagen, Herr Themessl, ich finde es nicht in Ordnung, dass Sie das so zu kriminalisieren versuchen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Ich möchte kurz auch noch einmal auf die „schwarzen Schafe“ in der Gastronomie eingehen. Ich finde es wirklich unglaublich, dass sich die Wirte insgesamt in ihren Fachgruppen nicht stärker gegen diese „schwarzen Schafe“ wehren. Was hier passiert, teilweise auch durch die Medien und so weiter, ist eine Kriminalisierung der gesamten Branche. Ich glaube nicht, dass diese Diskussion richtig geführt ist. Im Gegenteil: Ich glaube, dass die „weißen“, die ordentlichen Gastronomiebetriebe, die ordentlichen Branchenvertreter hier auch einmal ein Machtwort sprechen sollten.

Einige Kollegen und Kolleginnen vor mir haben heute gesagt: Dem nehmen wir eben die Gewerbeberechtigung weg! Dann kommt ein neuer gewerberechtlicher Geschäfts­führer. – Dem nehmen wir sie wieder weg! – So ist es nicht! Wenn nämlich ein gewerberechtlicher Geschäftsführer kommt, der dem Unternehmen sonst nicht ange­hört, sondern der ganz einfach nur die halbe Zeit, 20 Stunden in der Woche min­destens, in diesem Unternehmen beschäftigt ist, und diesem einmal die Gewerbe­berechtigung entzogen wird, kann er sich wahrscheinlich nicht mehr selbständig machen, weil er einen schwarzen Punkt hat.

Das heißt, ich glaube, dass wir die Diskussion anders führen sollten; Frau Ministerin Kdolsky hat ja mit ihrer Kampagne schon einen Ansatz gefunden. Wir werden natürlich in der Diskussion bleiben, und ich freue mich, dass wir da alle einer Meinung sind. (Beifall bei der ÖVP.)

17.45


Präsidentin Dr. Eva Glawischnig-Piesczek: Zu Wort gemeldet ist noch Herr Abge­ordneter Dr.  Rasinger; ebenfalls 2 Minuten. – Bitte.

 


17.45.27

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Wer je einen Anschauungsunterricht im Komatrinken haben wollte, der hat bis vor wenigen Wochen nur auf den Schwedenplatz gehen müssen. – Entsetzlich! Entsetzlich, weil da „Wegschauen statt Hinschauen“ die Devise war. Ich bin daher sehr dankbar dafür, dass dieses Problem von der Ministerin thematisiert wurde, und ich finde auch den Slogan „Nachdenken statt Nachschenken“ sehr, sehr toll.

Wenn Elfjährige heute, ohne mit der Wimper zu zucken, sagen, sie haben Rauscher­fahrung, wenn ein Drittel der 13- bis 15-Jährigen sagt, schon mehrmals einen Rausch gehabt zu haben, manche wöchentlich, dann muss man sich wirklich fragen, nicht nur als Arzt: Was geht eigentlich in dieser Gesellschaft ab? Was geht da ab? Warum


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