Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll37. Sitzung / Seite 57

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wirtschaftung eine Notwehrreaktion ist, weil die Qualität der Ausbildung unter diesen Ressourcen nicht gewährleistet werden kann.

Herr Bundesminister, ich frage mich: Muss das so sein? Ich will auf jeden Fall keine Wissensgesellschaft, die nur für Privilegierte ist, sondern eine solche, die für viel mehr Menschen ist. Eine möglichst große Zahl von Menschen sollte zu höherer Bildung kom­men können. Das muss machbar sein.

Wenn Frau Kollegin Hakl von der ÖVP sagt, in anderen Ländern seien ja selbst Kran­kenschwestern schon mit einer Hochschulbildung belastet – das sagt sie nicht, son­dern: die müssten eine Hochschulbildung haben und auch andere Berufsgruppen –, dann frage ich mich: Verflixt noch einmal, warum zieht Österreich da nicht nach? Sind Ihnen Kranke und alte Leute nicht so viel wert, dass man sagt: Die brauchen eine best­mögliche Ausbildung!? Niemand hindert uns daran. (Beifall bei den Grünen.)

Aber beinhart wird es, wenn man feststellt: Sie haben nicht nur Strategien verabsäumt, sondern Sie haben auch das Versprechen gebrochen, mit den Betroffenen der Oppo­sition in den Dialog darüber zu treten, wie es mit der Zulassungsbeschränkung weiter­gehen soll.

Ich komme jetzt zu dem Evaluierungsbericht des § 124 über die Ermächtigungsverord­nung. Dieser Evaluierungsbericht wurde nie diskutiert, und der sollte ja Grundlage sein zu reagieren. (Abg. Dr. Brinek: Zwei Mal im Ausschuss!) Ja, aber wie? Erinnern Sie sich, wie! (Abg. Dr. Brinek: Was heißt: aber wie? Hätten Sie bessere Beiträge gelie­fert!) Die meisten Fächer, die mit Zulassungsbeschränkungen zu kämpfen haben, ha­ben einen überwiegenden Frauenanteil. Dort, wo Zulassungsbeschränkungen gemacht wurden, ist der Frauenanteil von über 50 Prozent auf unter 50 Prozent gesunken. Da sollte man nachdenken! Frauen schneiden beim EMS-Test der Medizin signifikant schlechter ab als Männer, obwohl sie statistisch gesehen die viel besseren Matura­noten haben als die Männer. Da stimmt doch etwas nicht! Da ist Denken gefragt. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dr. Brinek: Das ist doch in der Schweiz nicht so!)

Wenn in diesem Bericht drinnen steht, dass es im Jahr 2002 dreimal so viel Studie­rende im ersten Semester Medizin gab als im Jahr 2006, so muss man sagen: Das ist schon eine ganz tolle Zahl!

Aber ganz absurd ist Folgendes, was in diesem Bericht auch drinnen steht, und das muss man sich einmal vorstellen: 16 Studierende wurden befragt – da macht man einen Evaluierungsbericht –, und von den 16 Studierenden waren die Minderheit Frau­en. Die sind aber die Mehrheit bei den Studierenden. Es war die Minderheit jene, die eine Prüfung nicht bestanden hat. Das ist aber die Mehrheit. Zwei Drittel bestehen die Zulassungsprüfungen nicht.

Dann steht noch in diesem Bericht wörtlich: „Die ... Ergebnisse sind weder repräsenta­tiv noch geben sie einen Einblick in alle in dieser Studie behandelten Studienrichtun­gen/Universitäten.“ – Das sagt doch alles!

Bei einem Satz dieses Berichtes muss man sich überlegen, wer diesen in Auftrag ge­geben hat, mit welcher Intention, wenn es da sinngemäß heißt: Tiefschürfende Aussa­gen sind leider nicht möglich, weil dazu der Auftrag gefehlt hat. – Ich kann es zitieren, ich habe es mir eingeprägt und dreimal unterstrichen.

Herr Bundesminister, ich würde mir wirklich erwarten, dass Sie in einen Dialog treten und nicht die Politik der letzten Bundesregierung fortführen, ergänzt durch marginale kosmetische Korrekturen, sondern dass Sie der Jugend und den Unis wieder eine Per­spektive geben. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

12.28

 


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