Zugangsbeschränkungen: Wir von der SPÖ wollen Zugangsbeschränkungen nur dort, wo sie unabweichlich sind. Wir glauben, dass sie im Augenblick in der Medizin unabweichlich sind, haben aber unsere Zweifel, ob das für andere Gegenstände auch zutrifft. (Abg. Dr. Graf: Glauben heißt nichts wissen!) – Glauben heißt nichts wissen, so ist es; ich aber weiß, dass ich in Verhandlungen mit der ÖVP dafür gesorgt habe, dass es ab dem nächsten Jahr in zwei Gegenständen keine Zugangsbeschränkung mehr geben wird, es sei denn – es sei denn, so heißt es in dem Gesetz, das wir heute beschließen werden –, wenn durch die erhöhte Nachfrage ausländischer Staatsangehöriger die Studienbedingungen unvertretbar werden.
Herr Kollege Graf, was wollen Sie denn? – Dass Leute um Mitternacht ins Labor gehen? Dass es Großgruppen gibt, in denen niemand mehr etwas lernt? Wie können Sie denn das vertreten? Was wir erreicht haben, war, dass der Minister nur dann die Studienplätze beschränken kann, wenn es eine erhöhte Nachfrage ausländischer Staatsangehöriger gibt. Und nicht so, wie das in den vergangenen Jahren der Fall war, als Sie von der FPÖ mit beschlossen haben, dass es Zugangsbeschränkungen gegen inländische Studierende gibt. Das haben Sie ja selbst gesagt; gerade haben Sie es vorgelesen: gegen inländische Studierende, Sie haben nur nicht dazugesagt, dass das Ihre Zugangsbeschränkungen waren.
Aber was werde ich jetzt tun? – Ich bin damit nicht zufrieden: Ich glaube, dass wir auf dem Sektor der Medizin noch viele Jahre ein Problem haben werden – da ist die berühmte europäische Lösung gefragt, zu deren Entwicklung ich den Wissenschaftsminister auffordere –, aber was die anderen Gegenstände betrifft – Publizistik, Betriebswirtschaftslehre und Psychologie – glaube ich auch, dass wir die Zugangsbeschränkungen nicht brauchen.
Herr Minister Hahn beziehungsweise sein Büro wird heute von mir eine ganz umfangreiche Anfrage bekommen, wo wir einmal von ihm auf Cent und Euro genau wissen wollen, was der zusätzliche Publizistikstudent kostet, was die zusätzliche Betriebswirtschaftsstudentin kostet und was der zusätzliche Psychologiestudent, damit wir für das Budget 2009 mit der ÖVP ganz ernst und eifrig darüber verhandeln können, was die Universitäten zusätzlich brauchen, um in diesen nicht-medizinischen Fächern die Zahl der Studierenden wesentlich anzuheben.
Ich sage gleich: Mir wäre es am liebsten, die Beschränkungen fallen permanent. – Dass Hahn ein Notverordnungsrecht braucht, ist angesichts eines zehnmal so großen Nachbarn, von dem man nicht weiß, wie viele tausend Studierende er jedes Jahr zu uns schickt, klar. Er schickt sie uns, ob wir es wollen oder nicht, gestützt auf das EuGH-Erkenntnis, gegen das wir leider machtlos waren, wie sich zeigt – also dieses Notverordnungsrecht muss er haben. Dass er es aber nur im äußersten Fall verwendet, weil es unausweichlich ist, und nicht, weil es bequemer ist für die Universitäten oder weil die ÖVP nicht genug Geld hergeben will, dafür werden wir sorgen.
Ich lade Sie auch ganz höflich ein: Stimmen Sie diesem Entschließungsantrag von Kollegin Brinek und mir zu – das gilt auch für die Grünen und das BZÖ! (Abg. Dr. Graf: ... stimmen wir zu!) – Nehmen wir das ernst, was wir hier und heute einander und Österreich versprechen: dass wir das Jammertal, in dem sich die Universitäten in den letzten Jahren mit Ihrer Hilfe und Zustimmung befunden haben, endgültig verlassen und dass wir so, wie dieses Jahrzehnt das Jahrzehnt der Forschung war, das nächste Jahrzehnt zum Jahrzehnt der Universitäten machen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
12.53
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Bundesminister Dr. Hahn zu Wort. – Bitte.
HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite