Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll37. Sitzung / Seite 78

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So, und jetzt geht man mit dieser Matura an die Universität und versucht zum Beispiel das Medizinstudium zu beginnen. Und da, muss man ganz ehrlich sagen, haben die Tests der letzten zwei Jahre eines bewiesen, da hat man also wirklich weit gefehlt, denn die Ergebnisse dieser Tests haben doch eines bewiesen: dass unsere Studenten gegenüber den deutschen Studenten doch massiv benachteiligt waren. (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.) Dafür gibt es viele Gründe. Ein Grund ist zum Beispiel der, dass das Abitur in Deutschland wesentlich früher erfolgt und deutsche Maturanten auf der einen Seite auf diese Tests ja wesentlich besser vorbereitet werden und auf der ande­ren Seite viel mehr Zeit haben, auch sich selbst vorzubereiten.

Der Aufnahmetest war zum Beispiel dieses Jahr am 8. Juli. Der 8. Juli ist der Termin, an dem möglicherweise unsere Maturanten gerade einmal von der Maturareise zurück­kommen und den Maturastress hinter sich gebracht haben und sich also nicht genü­gend auf den Test vorbereiten können, wobei ich mir sowieso die Frage stelle: Ja sag einmal, wo sind wir denn? Ist es erforderlich, dass ich mich heute noch zusätzlich, neben der Matura, qualifizieren muss, damit ich einen Test bestehen kann? Das ist ja bitte pervers. Normalerweise müsste doch die Matura genügen, damit ich diesen Auf­nahmetest bestehen kann. Das war nicht der Fall. (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.) Es ist wirklich signifikant.

Es war signifikant, dass bei dieser Aufnahmeprüfung in Innsbruck unsere weiblichen Maturantinnen wesentlich schlechter abgeschnitten haben als die männlichen Maturan­ten. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das ist einmal Faktum. Es wurde sogar angeregt, eine Studie herauszubringen, die ich bis jetzt noch nicht kenne.

Schauen Sie, jede Zugangsbeschränkung über diesen Test ist doch eine Farce. Ich habe mich zu informieren versucht, wie so ein Test abläuft. Da werden bitte technische Dinge abgefragt. Da wurde mir von Personen, die daran teilgenommen haben, zum Beispiel Folgendes erklärt: Da wurde eine Spirale vorgezeigt, wo Fäden darauf hän­gen, und dann hat man ihnen Fotos gezeigt, und dann mussten sie definieren, ob diese Spirale jetzt von vorne, von hinten, von unten oder von oben fotografiert wurde. (Abg. Morak: Das haben sie nicht gewusst?) Na bitte gar schön, darauf bereiten wir unsere Leute doch nicht vor! Das kann es doch nicht sein. Es kann doch nicht die Grundvor­aussetzung für ein Medizinstudium sein, wie ich so ein Bild beurteilen kann. (Zwischen­ruf des Abg. Broukal.)

Voraussetzung für ein Medizinstudium müsste zum Beispiel sein, Herr Broukal, ob ich bereit bin, in diesem sozialen Beruf auch vorher tätig zu sein. Professor Stefan Laske hat einmal den Vorschlag gemacht, man könnte ein halbjähriges Probepraktikum ma­chen, im Rahmen dessen jeder angehalten werden könnte, vorher in Altersheimen, in der Pflege zum Beispiel, zu dienen, um so zu sehen, ob er persönlich für diesen Beruf überhaupt geeignet ist. Bitte, da brauche ich kein Geld. Da wäre ich schon gespannt, wie viel deutsche Maturanten nach Österreich kommen würden, um ein halbes Jahr in einem Altenheim die Pflege zu übernehmen, und dann schaue ich mir das an, bitte. Das wäre also zumindest einmal wesentlich korrekter. Und dann hätte man zumindest unter dem Strich partiell erreicht, dass die Zugangsbeschränkungen für unsere Studen­ten weitestgehend einmal relativiert würden.

Herr Minister Hahn, da das rote Licht hier beim Rednerpult schon länger leuchtet, nur noch Folgendes: Jetzt soll dieser sogenannte Reformvertrag ratifiziert werden. Setzen Sie sich doch wenigstens da einmal durch! Hauen Sie doch einmal auf den Tisch und schauen Sie, dass unsere Maturanten endlich Studienplätze in Österreich bekommen, und gehen Sie doch nicht permanent vor Brüssel in die Knie! – Ich danke. (Beifall bei der FPÖ.)

13.28

 


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