Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll37. Sitzung / Seite 79

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Präsident Dr. Michael Spindelegger: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Oberhauser. 5 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Sie sind am Wort.

 


13.28.18

Abgeordnete Dr. Sabine Oberhauser (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Medizin zu studieren war schon in den achtziger Jah­ren ein Abenteuer. Das Abenteuer hat allerdings damals nicht darin bestanden, dass man sich mit 6 500 Menschen in irgendwelche Messehallen setzen und Tests ausfüllen musste, sondern es war in Wien zumindest so, dass man sich mit 1 800 Studienanfän­gerinnen und ‑anfängern um die Sitzplätze in den Vorlesungen prügeln musste. Das hat so ausgeschaut, dass man um 6 Uhr in der Früh abwechselnd im Prinzip vor der Türe gestanden ist mit einer Thermoskanne Kaffee und versucht hat, einen Platz auf einem Sessel zu ergattern und nicht einen Platz auf den Stiegen.

Die öffentliche Meinung von Studentinnen und Studenten war damals die, dass die so­wieso nichts tun, im Prinzip herumsitzen, Kaffee trinken und auf Kosten der Allgemein­heit mehr oder weniger den Herrgott einen guten Mann sein lassen.

Aufgrund der damaligen anderen politischen Situation – das politische Umfeld war ein anderes – war es so, dass MaturantInnen aus Deutschland in der absoluten Minder­zahl waren, weil die nämlich nur in Österreich studieren oder um einen Studienplatz ansuchen konnten, wenn sie nachweisen konnten, dass sie auch in Deutschland einen Studienplatz hatten. Die Zeiten sind nicht mehr so.

Es waren auch am Beginn des Studiums, ohne Eingangstests und ohne Wartezeiten, mehr als 50 Prozent Frauen, die das Medizinstudium begonnen haben, und es waren auch mehr als 50 Prozent Frauen, die das Medizinstudium dann auch wieder beendet haben. Und die Arbeitsplatzsituation in den Achtzigern war so, dass man uns gesagt hat, wenn ihr fertig studiert habt, dann könnt ihr euch gleich darauf einrichten, Arbeit findet ihr sowieso keine, weil das sowieso nur ein Job ist, den man macht, um sich irgendwie weiterzubilden, denn es gibt mehr als genügend Ärztinnen und Ärzte. Trotz­dem haben mit mir 1981 in Wien damals ungefähr 1 800 dieses Abenteuer gewagt und Medizin studiert – und es waren über 900, die dieses Studium damals auch beendet haben. Wie schon gesagt: Die Medizin, zumindest am Beginn der Laufbahn, am Ende des Studiums, war und ist weiblich gewesen. – So viel dazu.

Heute, wie gesagt, melden sich 6 500 MaturantInnen aus dem ganzen Umland bei uns an und wollen einen Studienplatz haben. Zumindest Sitzplätze für die Prüfungen gibt es genug, weil die Messe Wien dafür einen ganz guten Platz gefunden hat.

Das Testverfahren, haben wir heute schon mehrfach gehört, benachteiligt Frauen. Ich bin ja nur froh, dass da noch irgendwie die Meinung kam, dass es vielleicht doch am Schulsystem liegen kann, dass Frauen benachteiligt sind. Zuerst habe ich nämlich geglaubt, Herr Kollege Darmann will sagen, das liegt daran, dass die Frauen oder die Mädchen in Österreich sowieso irgendwie dümmer sind. (Abg. Mag. Darmann: Frau Kollegin, bitte nehmen Sie das zurück! Das habe ich nicht gesagt!) Aber da warte ich lieber auf die Studie von Spiel, die irgendwie in Auftrag gegeben ist, weil ich hoffe, dass wir da zu guten Zahlen kommen und erfahren werden, woran es liegt. (Abg. Mag. Darmann: Nehmen Sie das zurück, Frau Kollegin!)

Ich habe nur gesagt, man könnte das gehört haben. Mehr habe ich nicht gesagt. Und ich habe gesagt, ich freue mich sehr auf die Studie, die in Auftrag gegeben ist, die zei­gen wird, was im Prinzip der Grund dafür ist, dass Frauen bei dem EMS-Test schlech­ter abschneiden als Männer. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Mag. Darmann.)

Aber es ist ja auch so, wenn diese Prüfung geschafft ist, dann heißt es ja noch lange nicht, dass man studieren kann. Wir alle wissen, dass wir einen guten Rest an Men-


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