Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll41. Sitzung / Seite 143

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Wir sollten uns Gedanken darüber machen: Worauf ist die Entwicklung zurück­zuführen, dass es zu immer mehr Gewalttaten gegenüber Kindern kommt, zu Missbrauch gegenüber Kindern kommt? – Das liegt mit Sicherheit daran, dass sich – und das müssen wir auch eingestehen – eine gewisse soziale Verwahrlosung in unserer Gesellschaft breitmacht. Wir müssen in Teilen unserer Gesellschaft wahr­nehmen, dass Familien immer schlechter funktionieren. Und wir müssen uns fragen: Warum ist das so? Und was können wir dagegen unternehmen? Wie können wir vor allen Dingen den schwächsten Mitgliedern unserer Gesellschaft zur Seite stehen und ihnen all unsere Unterstützung angedeihen lassen, damit solche Taten zum einen nicht passieren können, es aber zum anderen keine Toleranz gegenüber Tätern gibt, die sich an den Schwächsten der Gesellschaft, nämlich an unseren Kindern, vergreifen? (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Neugebauer.)

Ich möchte nun ganz bewusst aus einem Artikel des „Kurier“ vom 2. Dezember zitieren, wo es heißt:

„Der Feind im Haus: Wenn Eltern töten: Am Heiligen Abend 1988 prügelt ein Mann seinen zweijährigen Neffen tot. Mutter und Onkel packen den kleinen Körper in eine Tasche und werfen sie in die Mur. Ein Vater quält 1997 seinen zweieinhalb Jahre alten Sohn zu Tode, weil er in die Hose gemacht hatte. 2003 wird in Wien ein zehnjähriges Mädchen nach einer Folterorgie vom Vater im Spital abgeliefert, ihr Genitalbereich mit Zigaretten verbrannt, die Rippchen der Reihe nach gebrochen. Der siebzehn Monate alte Luca starb vor vier Wochen. Er wurde bis in seinen Tod geschunden.“

Wir alle haben die Bilder und auch die Meldung noch im Kopf, welch qualvollen Tod dieser Junge erleiden musste.

Es wird in diesem „Kurier“-Artikel auch der Verhaltensforscher John Dittami zitiert, der gesagt hat:

„Mutterliebe“ – aber auch Vaterliebe; die hat er ausgelassen – „muss man dressieren und lernen. Ohne eine stabile Eltern-Kind-Bindung bleiben Kinder den Eltern fremd.“

Weiters sagt er: „Aggressivität ist eine Reaktion auf das soziale Umfeld, ein natürlicher Mechanismus, um mit selbst erlittener Aggression zurecht zu kommen. Es ist der Stress des täglichen Lebens und wirtschaftlicher Not und der Krach in Beziehungen, der sich am Ende an den Schwächsten entlädt.“ 

Weiters sagt eine Anthropologin in diesem „Kurier“-Artikel: „Es gibt soziale Milieus, die für Kinder eine erhöhte Risikolage mit sich bringen. Wenn etwa in den USA ein Stiefvater den Platz des leiblichen Vaters einnimmt, wächst die Chance, dass Klein­kinder getötet werden, um das 70-Fache.“

All das sollte uns zu denken geben. Ich weiß zwar nicht, wie es Ihnen geht, wenn man solche Dinge zitiert, aber ich bin davon überzeugt: Es geht uns allen gleich! Völlig abseits der parteipolitischen Betrachtungslage und abseits der Parteipolitik geht es uns allen gleich, wenn wir solche grausamen Dinge wahrnehmen müssen, die in unserer Gesellschaft stattfinden. Man kann sich daran nicht gewöhnen. Und man empfindet natürlich Wut dabei, wenn man solche Meldungen lesen muss, wenn man erfahren muss, dass es so etwas in unserer Gesellschaft gibt. Es löst natürlich nicht nur Wut, sondern auch Entsetzen und tiefe Trauer aus, dass es solche Dinge gibt.

Wenn wir solche Geschichten lesen und erfahren, sind wir natürlich schockiert darüber, dass es überhaupt Menschen gibt, die Kinder, Kleinkinder quälen, missbrauchen, schlagen, zu Tode prügeln, sexuell missbrauchen. Da kann man und muss man schockiert sein. Und man kann es gar nicht begreifen, dass es überhaupt Menschen gibt, bei welchen sich so unglaubliche Abgründe im Leben aufmachen, die Kinder zu Tode foltern und missbrauchen.

 


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