Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll41. Sitzung / Seite 171

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14 Jahren ist von sexueller Gewalt betroffen. Es ist beschämend! Und die Kinder sind zu Beginn des Missbrauchs zwischen sechs und zwölf Jahre alt.

Meine Damen und Herren, was glauben Sie, welche Altersgruppe an der zweiten Stelle dieser grauslichen Liste der sexuell missbrauchten Kinder positioniert ist? An zweiter Stelle! – Es sind jene zwischen null und sechs Jahren, Babys, die nicht einmal krabbeln können, Kleinkinder, die man wickeln muss, Kinder, die man an der Hand nimmt, damit sie sicher über die Straße kommen, werden sexuell missbraucht. Und dabei geht es nicht um Kinder, die irgendwo in einer nicht zivilisierten Welt leben. Das sind nicht Kinder von irgendwoher, das sind unsere Kinder, unsere Enkelkinder hier in einem hoch zivilisierten Land wie Österreich. Und das passiert tagtäglich!

Es ist Zeit, dass wir nicht nur nicht wegschauen, sondern tätig werden. Und ich bin sehr dankbar, sehr geehrte Frau Bundesminister, dass Sie heute einen umfassenden Maßnahmenkatalog vorgestellt haben, und ich hoffe sehr, dass diese Maßnahmen auch rasch, unverzüglich und effizient zum Tragen kommen. Wir brauchen verstärkten Opferschutz und nicht Täterschutz. Es ist ein Verbrechen, und so ist es auch zu behandeln. – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

16.37


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste kommt Frau Abgeordnete Zwer­schitz zu Wort. 7 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


16.37.16

Abgeordnete Barbara Zwerschitz (Grüne): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Ich bin meiner Vorrednerin sehr dankbar für diese emotionale Rede, in der es um Kinderrechte geht, in der es darum geht, dass wir Kinder mehr beachten müssen, dass wir Prä­ventionsmaßnahmen setzen müssen. Wer, bitte schön, hat denn bei all den dafür vorgesehenen Einrichtungen eingespart? Wer hat denn unter Schwarz-Blau all diese Einrichtungen so ausgedünnt, dass es nur mehr ganz wenige Menschen gibt, die sich um Präventionsarbeit kümmern können? Wer hat an der Kinderpsychologie herum­gespart, weil wir ja unbedingt sparen müssen, weil das ja nicht so wichtig ist, bis es das nächste Mal in der Zeitung steht?

Es tut mir sehr leid, aber auf der einen Seite derartige emotionale Ausbrüche zu äußern und auf der anderen Seite den SozialarbeiterInnen und den zuständigen Stel­len das Geld wegzunehmen und ihnen nur derartig wenig Ressourcen zur Verfügung stellen, das passt nicht zusammen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Neugebauer: Hauptsache man hat wieder einen Schuldigen!)

Wir haben im Jahr 2001 die generelle Anzeigepflicht abgeschafft, weil das Wichtigste ist, dass es den Kindern gut geht. Unsere Hauptsorge muss den Kindern gelten, und zahlreiche Fachleute haben gesagt, dass die generelle Anzeigepflicht dazu führen kann, dass Kinder, die Verletzungen haben, liegen bleiben, weil die Väter oder Mütter Angst haben, sie ins Spital zu bringen, weil die ärztliche Versorgung automatisch zu einer Anzeige führen würde. Daher wird eine generelle Anzeigepflicht nicht alle Prob­leme lösen. Damit machen wir es uns zu einfach, und ich denke, wir sollten uns auf den Rat der Fachleute unbedingt verlassen. Es ist für die Kinder eben nicht immer von Vorteil.

Es braucht auch entsprechend ausgebildete psychologische Fachkräfte, um die Kinder nach dem Hergang zu befragen und danach, wie es ihnen geht, um dann wirklich fundiert mit diesen Kindern arbeiten und etwas machen zu können.

Es ist immer die Frage, wo man ansetzt. Setzt man an, wenn die Tat schon passiert ist? Führen wir Strafen ein? – Strafen sind anscheinend kein sonderlich wirksames


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