Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll41. Sitzung / Seite 177

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nach einheitlichen und überprüfbaren Kriterien erfolgen. Diese Kriterien gäbe es bereits, sie müssten nur angewendet werden.

2. Der Psychiatrisch-Psychologische Dienst des Zürcher Amtes für Justizvollzug hat über einen Zeitraum von fünf Jahre eine umfassende Studie über Herkunft, Behand­lung und deliktische Laufbahn von 469 erwachsenen verurteilten Gewalt- und Sexual­straftätern ausgearbeitet. Die Studienresultate untergraben einige Vorurteile und wer­fen auch viele neue Fragen auf. Auf der Internetseite des bundesdeutschen Vereins „Child Care“ wird die Studie wie folgt wiedergegeben:

„Zürich (cc) – Gewalt- und Sexualstraftäter stammen automatisch aus zerrütteten Familien und schwierigen Lebensumständen und hatten eine schwere Kindheit. Dieser, oft von Gerichten als Anlass für mildernde Umstände genutzte, Mythos ist nun, dank einer grossangelegten Kriminalstudie, erwiesener Unsinn.

Sie haben hunderte von Mördern, Psychopathen, Gewalt und Sexualverbrecher unter­sucht. Nach den vorliegenden Zahlen gibt es laut Jérôme Endrass keinen Zweifel, dass alle bisherigen Vorstellungen von Schuldzusammenhang mit einer ,schweren Kindheit‘ nichts als blanker Unsinn sind. ,Kriminelle sind nicht Opfer schwieriger Lebensum­stände‘, so Jérôme Endrass, Leiter des psychiatrisch-psychologischen Dienstes des Justizvollzugs Zürich und Spezialist für Risk-Assessment, der Gefährlichkeits­beur­teilung von Gewalt- und Sexualstraftätern und Kriminalprognosen.

Keine Resozialisierung möglich

,Wenn man einen Psychopathen eine Schreinerlehre machen lässt, hat man nachher nicht einen Psychopathen weniger, sondern einen Psychopathen mit Schreinerlehre‘, so Endrass weiter. Ausserdem verneint er die Wirksamkeit der Resozialisierung krimi­neller Jugendlicher. ,Programme, die kriminelle Jugendliche etwa mit einer Ausbildung auf den Weg der Tugend zurückführen sollen, sind zwar sicherlich gut gemeint, aber vollkommen wirkungslos. Die Idee, dass die Täter resozialisiert werden müssen, ist grundlegend falsch. Sie sind ja schon sozialisiert. Was sie brauchen, ist eine mass­geschneiderte Therapie, die nur eines zum Ziel hat: Rückfälligkeit verhindern.‘

Studienergebnis: Das Ende strafmildernder Umstände

Die von dem Psychiater Frank Urbaniok und einem Team von Wissenschaftlern durchgeführte Studie räumt mit diversen Vorurteilen auf. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass

die Täter nicht schlechter gebildet sind als der Durchschnitt der Bevölkerung. Dies gilt sowohl für Schweizer, als auch bei Ausländern.

Ein Drittel aller Gewalt und Sexualstraftäter waren einschlägig vorbestraft.

Drei Viertel der Täter stammten aus intakten Mutter-Vater-Kind-Familien.

Gewalt und Sexualstraftäter hatten Mühe feste Bindungen einzugehen.

Bei Jugendlichen Tätern wurden 9 von 10 Tätern rückfällig, bei denen als Jugendlicher bereits eine Erziehungsmaßnahme angeordnet wurde. 38% davon sogar mit einem Gewalt- oder Sexualdelikt.

Täter, die während ihres Gefängnisaufenthalts eine Ausbildung absolviert haben wer­den nicht weniger rückfällig als andere, die keine Ausbildung absolvieren. “

Diese Studie wurde am 8. November 2007 umfangreich von der renommierten „Neuen Zürcher Zeitung“ behandelt:

„Immerhin räumt die Studie mit einigen gängigen Vorurteilen auf und bietet Ansätze für weitere, gezielte Forschungsarbeiten. Ziel all dieser Bemühungen ist es, präventiv


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