Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll42. Sitzung / Seite 174

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16.47.25

Abgeordnete Dr. Andrea Eder-Gitschthaler (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Be­sucherinnen und Besucher! Heute ist der Nikolaustag, ein Tag der Freude für unsere Kinder, zumindest für meine Kinder. Doch leider gibt es für manche Kinder kaum Freudentage. Die Beispiele dafür haben wir ja gestern und heute schon gehört, ich möchte sie hier nicht noch einmal anführen.

Als Mutter von zwei Kindern war und ist es mir ein Anliegen, alles zu tun, um unseren Kindern ein liebevolles, kindgerechtes, sorgendes Zuhause zu geben und sie vor Gewalt aller Art umfassend zu schützen. Wir haben heute auch schon viel über Prävention gehört.

70 Prozent der Gewalt und des Missbrauchs passiert im Kreise der Familie – das wissen wir –, also dort, wo Kinder eigentlich Geborgenheit, Liebe und Vertrauen finden sollten. Das macht betroffen! Mut ist da von allen von uns gefordert. Lieber einmal zu viel reagieren – wir haben das heute auch schon gehört: Man muss hinschauen! –, als zu wenig zu tun.

Dazu gibt es bereits bewundernswerte Initiativen. Ich möchte Ihnen da zum Beispiel die Aktivität des Vereines „Schau hin“ meines Kollegen Eisenschenk aus Tulln präsentieren. (Die Rednerin hält eine Broschüre mit dem Titel „Schau hin!“ in die Höhe.) Die Mitarbeiter dort engagieren sich schon seit 2004 sehr intensiv, um eben den Missbrauch hintanzuhalten und Prävention zu betreiben. (Beifall bei der ÖVP.)

Auch das Thema „Gewalt in der Schule“ darf meiner Meinung nach da nicht ausge­klammert werden. Dazu hat unser Vizekanzler und Finanzminister Willi Molterer eine tolle Initiative gestartet mit dem Manifest „Kampf gegen Gewalt an Schulen“. (Die Rednerin zeigt ein Schriftstück mit der Überschrift „Kampf gegen Gewalt an Schulen“.) Mit einer österreichweiten Plakatserie und Workshoptagen wird die Öster­reichische Schülerunion die Gewalt im Schulalltag thematisieren. Sie will aufrütteln, Bewusstsein schaffen, aufklären und informieren mit dem Ziel, die Gewalt aus dem Schulalltag hinauszubringen. Wir alle wollen, dass unsere Kinder gern, mit Freude und ohne Angst in die Schule gehen. (Beifall bei der ÖVP.)

Abschließend noch einige Anmerkungen zur diskutierten Anzeigepflicht. Meine Kollegin Barbara Riener und auch mein Kollege Erwin Rasinger haben das ja gestern schon grundsätzlich ausgeführt.

Eine lückenlose Anzeigepflicht gibt es bereits in den behördlichen Jugendwohlfahrts­einrichtungen. Unserer Meinung nach ist daher schon zu überlegen, ob es Sinn macht, alle Berufsgruppen, die mit Kindern zu tun haben, zusätzlich zu verpflichten, eine strafrechtliche Anzeige zu machen. Denn wir haben gehört, dass Experten befürchten, dass misshandelte Kinder dann nicht mehr ins Spital gebracht werden und damit überhaupt keine Hilfe mehr bekommen können.

Gerade die ganz kleinen Kinder sind ja in der Regel zu Hause, haben wenig Kontakt nach außen und sind damit total von ihren Eltern abhängig. Was gut gemeint ist, könnte sich damit zu einem Bumerang entwickeln. Das bitte ich Sie wirklich zu bedenken. Wir wollen ja alle das Gleiche: unsere Kinder umfassend schützen. Da sind wir alle im gleichen Boot. Hinsehen statt wegsehen ist das Gebot der Stunde, das geht uns alle an.

Abschließend möchte ich noch ein großes Dankeschön an die vielen engagierten Eltern in unserem Land sagen, die mit viel Liebe unseren Kindern, auch unter erheblichem persönlichen Verzicht, ein Nest geben. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

16.51

 


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