Als Kronzeugin rufen Sie ausgerechnet die „Kronen-Zeitung“ auf und zitieren ein paar einzelne Chronik-Meldungen. Bei allem Respekt vor der journalistischen Vielfalt in diesem Lande, aber der Hort der wissenschaftlichen Migrationswahrheit ist die „Kronen-Zeitung“ noch nicht. Etwas anderes haben Sie aber offensichtlich nicht bei der Hand gehabt. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Die Grundbotschaft ist aber dafür glasklar, und die heißt: Es sind zu viele! – Das finden Sie! Sie diskutieren sogar noch zwischen den Reihen darüber: Na ja, diese Formulierung „Migrationshintergrund“, die greift eigentlich zu kurz, denn – böse, böse, böse! – jemand, der in Österreich als Kind von eingebürgerten Zuwanderern geboren ist, wird gar nicht mehr gezählt! Da müsste man doch auch Generationen nach hinten rechnen, um wirklich herauszufinden, wer ein „angestammter“ Bürger ist, wer zur Stammesbevölkerung Österreichs zählt. – Oder? Wollten Sie nicht vorhin darauf hinaus? Also, wie viele Generationen? (Abg. Dr. Graf: Es wird in einem Bericht gezählt, in dem anderen nicht! Das ist das, was uns stört!)
Entweder lassen Sie dieses dumme Schüren von Ängsten und diese Abgrenzungen, oder ich muss annehmen, dass Sie das bewusst machen. Sie machen bewusst Generationenzählereien. Das hatten wir in diesem Land schon einmal, nämlich, dass Generationen gezählt werden mussten für einen lupenreinen Nachweis. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Strache: Wir nehmen die Probleme der Österreicher sehr ernst – im Unterschied zu Ihnen!)
Sie sagen, wer nicht mindestens ich weiß nicht wie viele Generationen in Österreich ist, ist jedenfalls nicht einheimisch. Wir sagen genau das Gegenteil! Da haben Sie recht. Wir sagen: Wer hier als Kind von Zuwanderern geboren ist, hier aufgewachsen ist und hier lebt, welche andere Heimat soll dieser Mensch denn haben als Österreich? Natürlich ist es ein Österreicher oder eine Österreicherin. Geben wir ihnen automatisch die Staatsbürgerschaft, wenn sie als Kind legaler Zuwanderer hier geboren sind! Wir würden uns viel Kummer ersparen.
Was würden wir im Übrigen – da Sie finden, es seien zu viele – ohne diese Menschen tun? (Zwischenruf der Abg. Rosenkranz.) Frau Rosenkranz, Sie haben sich auch ein bisschen mit dem Gesundheitswesen beschäftigt, Sie sollten daher als Allererste wissen, wie die Situation im Bereich der Gesundheits- und Pflegeberufe ohne Arbeitskräfte, die nach Österreich zugewandert sind und die wir uns aus dem Ausland holen, ausschauen würde. (Abg. Rosenkranz: Schauen Sie doch einmal ins AKH!)
Oder, an die Adresse der spärlich vorhandenen ÖVP-Vertreter gerichtet – ich kann jetzt auf die Schnelle nicht sehen, wie viele Wirtschaftsbündler da sind –: Wo wären wir denn im Tourismus ohne ausländische Arbeitskräfte? Wo wären wir in der Landwirtschaft ohne Saisonniers, die man sich laufend aus dem Ausland holt? Wo stünde diese Wirtschaft und wo stünde diese Gesellschaft, wenn wir schlagartig alle Menschen mit Migrationshintergrund irgendwohin entsorgen würden, so wie Sie es oder der Herr Westenthaler am liebsten hätten? (Abg. Strache: Das will ja keiner!) Traurig würde es dann in diesen Bereichen ausschauen! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Strache: Das, was Sie da unterstellen, will ja niemand!)
Versuchen wir doch, uns Ihre Argumentation – soweit vorhanden – ein bisschen anzuschauen! Sie argumentieren, es sind zu viele, denn die wandern alle in das Sozialsystem zu – zu 90 Prozent angeblich. Das heißt, ungefähr ein Drittel sind deutsche Zuwanderer – also 20 Prozent von Ihren 90 Prozent sind Deutsche, die wandern alle ins österreichische Sozialsystem zu.
Merken Sie, wie lächerlich das ist, was Sie da herumargumentieren? Hören sie doch endlich auf, Missbrauch in den Raum zu stellen! Das, was wirklich Sorge macht, ist, dass Österreich – und dafür könnten wir uns genieren – international von einer UNO-
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