Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll61. Sitzung / Seite 241

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zustimmen. Es ist eine Materie, in der es einen großen Konsens gibt, was ja nicht bei allen Vorlagen, die aus dem Gesundheitsministerium kommen, der Fall ist.

Es geht bei dieser Gesetzesmaterie um eine Verbesserung, um eine Sicherstellung im System, was die Anerkennung der beruflichen Qualifikationen anbelangt. Die der­zeitigen Vorschriften werden vereinheitlicht und verbessert. Und dem stimmen wir gerne zu. – Danke. (Beifall beim BZÖ.)

19.11


Präsidentin Dr. Eva Glawischnig-Piesczek: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag.  Eisenschenk. 3 Minuten Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


19.11.15

Abgeordneter Mag. Peter Eisenschenk (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Ich möchte heute auf einige besonders wichtige Aspekte der Psychotherapie in Österreich eingehen, die außerhalb des formalen Charakters der vorliegenden Novelle mir ein besonderes Anliegen sind.

Den Anlass dazu gibt mir der traurige Freitod eines meiner besten Freunde, der heute beerdigt wurde. Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob er die Therapie, die er aus finanziellen Gründen abgebrochen hat, seinen Suizid hätte verhindern können. Ich bin mir aber sicher, dass seine Überlebenschancen mit einer entsprechenden Therapie wesentlich höher gewesen wären.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, nur noch unwissende und tabuisierende Narren zweifeln heute an der effektiven Wirksamkeit der Psychotherapie. Vieles hat sich in Österreich gut entwickelt. Da hat Kollege Rasinger mit Sicherheit recht. Den­noch gibt es viele Herausforderungen, von denen ich aus Zeitgründen hier nur zwei anführen kann.

Ich habe auch eine Statistik zur Hand: 2 Prozent der Bevölkerung in Österreich bedürfen laut einer Studie der „Gesundheit Österreich GmbH“ einer psychothera­peuti­schen Behandlung. Von diesen 160 000 Menschen hat gerade einmal ein Viertel das wortwörtliche Glück, dass die Therapie zur Gänze von der Krankenkasse finanziell gefördert wird. Ein weiteres Viertel erhält einen Kostenzuschuss von 21 €, wodurch bei den momentanen Stundentarifen ungefähr 50 € selbst zu tragen sind. Die restlichen 80 000 bleiben unversorgt oder können sich die Therapie selbst leisten, womit sie in der amtlichen Statistik nicht aufscheinen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich sage hier ganz bewusst: Wer besser verdient, ist psychisch besser versorgt!

Damit komme ich zum zweiten Punkt, einem Aspekt, der geklärt gehört: die nicht enden wollende Streiterei zwischen den Krankenkassen, zwischen den verschiedenen Interessenvertretungen der Psychotherapeuten, ja selbst zwischen den Psychothera­peuten selbst. Hier ist eine dringende Lösung, eine ergebnisorientierte Lösung not­wendig.

Im Sinne aller Patienten lade ich Sie alle ein, offen über dieses Thema zu reden, zu diskutieren unter Einbindung von Experten und Praktikern. Ich schlage daher auch eine Parlamentarische Enquete vor.

Laut Frau Universitätsprofessorin Dr. Kryspin-Exner kann es bis zu acht Jahre dauern, bis ein Patient die richtige Behandlung findet – acht Jahre, die mein Freund nicht mehr hat. Geben wir uns gemeinsam die Zeit, sinnvoll für die Bedürfnisse unserer Bür­gerinnen und Bürger die Zeit zu nutzen! – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von Grünen und BZÖ.)

19.14

 


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