Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll67. Sitzung / Seite 153

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Dabei wird den Tieren die Kopfhaut aufgeschnitten, ein Loch in den Schädel gebohrt, die harte Hirnhaut entfernt, über dem Loch dann ein Metallzylinder zementiert, der mit Silikonöl gefüllt wird, damit das frei gelegte Hirngewebe nicht austrocknet. Mit einer Ka­mera werden dann Veränderungen im Hirngewebe festgehalten und gefilmt, während vor den Augen der Tiere Muster auf den Bildschirmen ablaufen. Zum Teil werden Kat­zen mit durchtrennten Augenmuskeln verwendet, sodass sie schielen.

Bei manchen Experimenten wurde den Katzen und Mäusen jeweils ein Auge zugenäht. Einigen Kätzchen wurden Kontaktlinsen oder brillenartige Gebilde verpasst. Am Ende der Experimente wurden zum Teil noch Farbstoffe ins Gehirn injiziert. Schließlich wur­den die Tiere getötet, um das Gehirn zu untersuchen. Ziel der Versuche sei die Erfor­schung und Kartierung des Gehirns von Katzen und zur Abwechslung auch von Mäu­sen und Frettchen.

Ich verurteile diese Tierschinderei! Sie ist auch als unzulässig zu beurteilen, ethisch absolut unvertretbar und letztlich als wissenschaftlicher Unfug zu bezeichnen, da diese Versuche ohne jeden klinischen Bezug originär nicht mit der Entwicklung von Medika­menten im Zusammenhang stehen und keine neuen Therapieansätze bringen sollten, sondern lediglich – jetzt sage ich es in meinen Worten – der Publikationsgeilheit von Wissenschaftern dienen. – Und das verurteile ich. Das ist ein Aspekt. (Beifall bei FPÖ und Grünen.)

Wenn dann im Gegenzug der Herr Minister Hahn – und jetzt geht es um die Signale in diesem Bereich – als neuen Chef des I.S.T. Austria, also des Eliteforschungsinstituts der Industriellenvereinigung, gemeinsam mit der Bundesregierung den Leiter dieser Tierversuchsreihe am Max-Planck-Institut, den Hirnforscher Tobias Bonhoeffer, zum ersten Präsidenten bestellt – auf Vorschlag der Herren Raidl, Zeilinger und Haim Hara­ri –, dann läuten für mich die Alarmglocken.

Das sind die falschen Signale, die wir da als ethische Botschaft ausschicken, und schon die Ankündigung des Herrn Bonhoeffer, dass er seine Leute aus dem Max-Planck-Institut ab dem Jahr 2010 nachholen wird, um seine Forschungsreihen weiter zu forcieren, bedeutet für mich Gefahr im Verzug. Dieser Mann ist zumindest in der wissenschaftlichen Community hinsichtlich seiner Methodik im wissenschaftlichen Be­reich äußerst umstritten.

Ich frage mich, ob wir es uns angesichts des Bedürfnisses, sich mehr dem Tierschutz zuzuwenden, und angesichts dessen, dass permanent die Ethik in der Forschung ein­gefordert wird – nicht nur in diesem Bereich, aber speziell auch in diesem Bereich –, überhaupt leisten können oder ob das nicht schon der erste Rohrkrepierer ist.

Wir können hier über Bestimmungen reden, soviel wir wollen: Wenn wir nicht bereit sind, als Spitzen in der Gesellschaft die richtigen Signale zu setzen, dann hat das alles gar keinen Sinn. Dieses Hohe Haus ist sehr wohl aufgefordert, im strafrechtlichen Be­reich die eine oder andere Korrektur vorzunehmen, wenn etwas missbräuchlich ver­wendet wird.

Aber wir sind auch politisch dazu aufgerufen und ethisch dafür verantwortlich, nach Möglichkeit diejenigen Forscher nach Österreich zu holen, die tatsächlich einen Mehr­wert für die Gesellschaft erzeugen und nicht bloß unter ethisch fadenscheinigen bezie­hungsweise bedenklichen Umständen bei uns Karriere machen wollen, wobei unsere Spitzenrepräsentanten in dieser Republik nicht merken, welche Personalentscheidun­gen sie treffen. – Danke. (Beifall bei FPÖ und Grünen.)

17.00


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Mag. Donnerbauer zu Wort gemeldet. Herr Abgeordneter, Sie ken­nen die gesetzlichen Bestimmungen. – Bitte.

 


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