Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll72. Sitzung / Seite 30

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9.30.30

Abgeordnete Bettina Stadlbauer (SPÖ): Frau Präsidentin! Werte Regierungsmitglie­der! Hohes Haus! Eine der sinnvollsten und wichtigsten Investitionen ist die Unterstüt­zung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Die SPÖ unterstützt berufsorientierte Frau­en – und das sind natürlich berufstätige Frauen, aber auch Frauen, die in Ausbildung stehen, das sind aber auch Frauen, die vorübergehend aus dem Job aussteigen, um sich um ihre Kindern zu kümmern oder um nahe Angehörige zu pflegen, und ebenso sind das Frauen, die ihr Leben lang gearbeitet haben und jetzt in Pension sind. Deren Situation wollen wir verbessern! (Beifall bei der SPÖ.)

Nur eine eigene Berufstätigkeit sichert ein eigenes Einkommen – und nur ein eigenes Einkommen ist Garantie für ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben, ein Leben, über welches Frauen selbst entscheiden. (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ.)

Wir haben daher sicherzustellen, dass Frauen gute – ich betone: gute! – Arbeitsplätze vorfinden, Arbeitsplätze, die ein ausreichendes Einkommen ermöglichen. Wir von der SPÖ sehen Frauen nicht als Zuverdienerinnen zum Familieneinkommen, wo sie mit prekären Jobs und Teilzeitarbeit abgespeist werden. Daher ist es notwendig, bereits bei der Berufsfindung anzusetzen, bei der Ausbildung in der Lehre oder in der Schule.

Die SPÖ hat einiges auf den Weg gebracht: Förderung von Mädchen in technischen Berufen, Lehre mit Matura, eine Ausbildungsgarantie für alle Jugendlichen. Darüber konnte ich mir selbst ein Bild bei einem Betriebsbesuch in Linz machen, in der Lehr­werkstätte der ÖBB, aber auch in der Lehrwerkstätte der Voest, wo immer mehr weib­liche Lehrlinge ausgebildet werden. Alle Ausbildnerinnen und Ausbildner sind sich einig, dass junge Frauen auch da leicht mit den Burschen mithalten können; oft sind sie auch die Besten eines Jahrganges. (Beifall bei der SPÖ.)

Ansetzen müssen wir bei den Einkommensunterschieden, denn Frauen verdienen in Österreich noch immer weit weniger als Männer. Das durchschnittliche Einkommen der Frauen liegt bei 1 382 € brutto monatlich; im Vergleich dazu das der Männer mit 2 061 €.

Das weite Auseinanderklaffen der Einkommensschere liegt unter anderem an der ho­hen Teilzeitbeschäftigungsquote, an mangelnden Karrierechancen, an mangelnder Vereinbarkeit von Beruf und Familie, an der Berufswahl, an fehlender Frauenförderung im Betrieb und so weiter und so fort. Aber selbst wenn wir all diese Faktoren ausblen­den, gibt es nach wie vor einen Unterschied von ungefähr 10 Prozent – das ist sozu­sagen die geradezu „klassische“ Diskriminierung. Durch gezielte Frauenförderung kann das jedoch ausgeglichen werden – und das ist uns wichtig.

Wichtig ist mir auch, hervorzuheben, dass wir klare Rechtsbestimmungen in Bezug auf Frauenförderung brauchen, denn da lediglich auf den Goodwill der Unternehmen zu setzen, das bringt nichts; sonst gäbe es ja auch keine Einkommensunterschiede mehr zwischen Frauen und Männern. Was wir wollen, das ist: verpflichtende statt freiwillige Frauenförderpläne in den Betrieben, öffentliche Vergabe von Aufträgen nur an Unter­nehmen, die Frauenförderpläne vorweisen können, Wirtschaftsförderung an Frauenför­derung koppeln, Einkommen von Frauen und Männern – anonymisiert – in den Unter­nehmen offenlegen sowie eine 40-prozentige Frauenquote in Aufsichtsräten. (Beifall bei der SPÖ.)

Eigene Berufstätigkeit sowie Investitionen in den Arbeitsmarkt speziell für Frauen ist das beste Mittel gegen Armutsgefährdung. Das trifft vor allem auch auf Alleinerziehe­rinnen zu, die mir besonders am Herzen liegen; diese sind wirklich ganz stark armuts­gefährdet. – Im Übrigen würden unsere Vorschläge gegen die Teuerung, vor allem die Halbierung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel, genau für diese Frauen eine erheb-


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