Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll17. Sitzung / Seite 210

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Bei den unselbständig Beschäftigen liegt Tirol im Bundesländervergleich an letzter Stelle mit einem durchschnittlichen Einkommen in der Höhe von rund 21 900 €. Das sind fast 2 000 € Differenz zum Österreichdurchschnitt. Diese Zahlen kann ich so nicht im Raum stehen lassen, denn Tirol hat in den vergangenen Jahren nachweislich ein größeres Wirtschaftswachstum gehabt als Gesamtösterreich. Wir hatten bei der Arbeitslosigkeit, gemeinsam mit Oberösterreich und alternierend mit Salzburg, die niedrigsten Raten. Wir hatten Rekordbeschäftigung.

Dazu muss man wissen, dass Tirol das Tourismusland Nummer eins ist. Wir ver­zeichnen mehr Nächtigungen als Griechenland. Das Zillertal alleine hat mehr Näch­tigungen als das Burgenland. Erfreulicherweise finden Zehntausende Menschen auch in den zahlreichen Seitentälern in der Freizeitwirtschaft ihr berufliches Auskommen, und da vor allem in der Saisonbeschäftigung, und zwar im Winter.

Hier kommt es in der statistischen Erhebung doch zu einer erheblichen Verzerrung. So wird zum Beispiel das Einkommen eines deutschen Saisonniers, etwa eines Kellners auf einer Schihütte, welches er nur für vier Monate bezogen hat, für die statistische Erhebung auf das gesamte Jahr umgelegt, und diese Verzerrung passiert in der Statistik tausendfach.

Man braucht kein großer Rechner zu sein, um festzustellen, dass aus einem tat­sächlichen Monatseinkommen von etwa 3 000 € brutto dann, wenn es auf ein ganzes Jahr umgelegt wird, plötzlich nur mehr 1 250 € pro Monat werden. Hält man sich vor Augen, dass die Versicherungsdauer einer im Tourismus beschäftigten Person in Tirol im Durchschnitt bei 173 Tagen liegt, dann weiß man, zu welchen Verzerrungen es hier kommt.

Das Bedauerliche daran ist, dass mit diesen Zahlen Politik gemacht wird. So ging in Tirol ein ehemaliger Arbeiterkammerpräsident und ein im Nationalratswahlkampf kläg­lich Gescheiterter mit der Aussage: In Tirol verdient man am wenigsten, hausieren und stellte Tirol regelrecht als Armenhaus Österreichs dar. Dieses kümmerliche Schauspiel wiederholt sich nun leider auch im gerade stattfindenden AK-Wahlkampf. Aber das stimmt so nicht, und dagegen verwahre ich mich.

Die Tiroler Wirtschaft und Industrie ist ein guter Arbeitgeber und bezahlt ihre Mitar­beiterinnen und Mitarbeiter nicht schlechter als irgendwo anders in Österreich. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Rechnungshofes ist hiebei jedoch kein Vorwurf zu machen, denn sie setzen lediglich die Berechnungen laut den vorgegebenen gesetzlichen Kriterien um.

Wir als Parlamentarier sind da hingegen gefordert. Wir sollten uns Gedanken darüber machen, ob es nicht bessere Berechnungsmethoden gibt, die auch die tatsächliche Situation wiedergeben. Ich ersuche Sie dabei um Ihre Mithilfe. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

19.34


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Kogler. Redezeit: 4 Minuten. – Bitte.

 


19.34.27

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Präsident! Herr Rechnungshof­präsident, dieser Bericht ist im Wesentlichen ein statistisches Werk, das zwar immer besser von Ihrem Haus aufbereitet wird, was aber, wie noch nicht erwähnt wurde, in einer durchaus zufriedenstellenden und sehr guten Zusammenarbeit mit der Statistik Austria passiert. Das sei auch hier im Haus anerkannt.

 


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