Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll20. Sitzung / Seite 112

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Erstens: Es war richtig, dass sich Österreich überdurchschnittlich in den osteuropäi­schen Ländern engagiert hat. Gott sei Dank hat es vor 20 Jahren die Wende zum Bes­seren gegeben. Denken Sie an Grund- und Freiheitsrechte und die wirtschaftliche Ent­wicklung, die es in diesen Ländern gegeben hat, wodurch sich auch für uns entspre­chende Chancen eröffnet haben. Es ist gut, dass unsere Banken und österreichische Unternehmungen diese Chancen stärker genützt haben als Nachbarstaaten. – Das möchte ich eingangs einmal sagen. Es war also richtig, sich hier zu engagieren. (Beifall bei der ÖVP.)

Zweitens: Nicht nur wir haben uns in diesem Raum engagiert, sondern es haben auch die anderen im Euroraum vertretenen Staaten entsprechende Möglichkeiten gesehen und genützt. Ich darf in Erinnerung rufen, dass in den letzten Jahren allein ein Drittel der Exporte des Euroraums genau in diese osteuropäische Region gegangen ist. Im Zusammenhang mit Investitionen wurde in den letzten Jahren mit 320 Milliarden € an Direktinvestitionen in dieser Region ein eindeutiger Schwerpunkt gesetzt.

Jawohl! Österreich war hier an vorderster Front dabei. Österreich hat hier mit den Ban­ken, aber nicht nur mit den Banken viel in den letzten Jahren getan.

Ich gehe jetzt ins Detail, weil Sie die Fragen als nicht ausreichend beantwortet gese­hen haben. – Erster Punkt: Wie viel ist in diesem Raum seitens unserer Banken geleis­tet worden? Wie hoch sind die Außenstände? Wie sieht es mit den Einlagen in den ein­zelnen Staaten aus? Wie ist die Situation insgesamt?

Es ist falsch, diese Staaten in einen Topf zu werfen! Wie man auch nicht alle im Euro­raum vertretenen Staaten in eine Kategorie zusammenfassen kann, bestehen auch hier große Unterschiede. Wenn wir uns die zehn Staaten ansehen, in denen die größ­ten Engagements Österreichs gegeben sind, dann sehen wir, dass sechs Staaten in der Europäischen Union sind. Zwei Staaten haben unsere Währung, nämlich den Euro. Dort ist natürlich die Situation eine andere als in ehemaligen GUS-Staaten, oder in Staaten, die nicht zur Europäischen Union gehören.

Sie haben es vorhin schon angeschnitten: Nicht wir haben hier direkten Zugriff, aber selbstverständlich hat die Finanzmarktaufsicht entsprechende Informationen, und auch die Oesterreichische Nationalbank. Die Oesterreichische Nationalbank – das ist kein Geheimnis – hat das kürzlich aufgelistet.

Österreichische Banken haben einen Anteil von mehr als 200 Milliarden €. Sie haben recht. Und wenn ich noch die UniCredit, also die Bank Austria, und die Hypo Group Al­pe Adria dazu rechne, dann komme ich auf einen noch höheren Betrag. Österreich ist hier mit einem Anteil von 19 Prozent knapp vor Deutschland mit 17, Italien mit 16 und Frankreich mit 11 Prozent führend tätig.

Schauen wir uns jetzt aber an, wie sich das Volumen dieser 200 Milliarden € aufglie­dert! – Das sehen Sie, dass 55 Prozent in Staaten sind, die schon seit 2004 in der Eu­ropäischen Union sind. Rumänien und Bulgarien, 2007 beigetreten, kommen mit weite­ren 17 Prozent hinzu. Mehr als 70 Prozent des Volumens finden sich also in Staaten, die mit uns in der Europäischen Union sind. Das ist ein großer Unterschied zu jenen 14 Prozent der GUS-Staaten und 14 Prozent der südosteuropäischen Staaten, die nicht in der Europäischen Union sind.

Um noch etwas deutlich zu sagen: Wo sind wir von den Summen her am stärksten en­gagiert? – Am stärksten engagiert sind wir in der Tschechischen Republik. Dort haben wir 42 Milliarden. Die Tschechische Republik ist wirtschaftlich aber auch völlig anders zu sehen als zum Beispiel die von Ihnen erwähnte Ukraine. Danach kommen Rumäni­en mit 30 Milliarden, Ungarn mit 25 Milliarden und die Slowakei mit 22 Milliarden. – Sie sehen, ich spreche bis jetzt ausschließlich von EU-Mitgliedstaaten, und die Slowakei ist


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