Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll23. Sitzung / Seite 633

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und so weiter. Aber das meine ich nicht damit. Aber mit kleineren Klassen, bei stär­kerer individueller Förderung, bei mehr Möglichkeiten, die die Lehrer nun haben wer­den, wird es auch dazu kommen, dass diejenigen, die tatsächlich bisher noch auf Nachhilfe angewiesen waren, diese nicht mehr brauchen werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte dennoch zwei Dinge herausgreifen. Zum Ersten muss ich sagen – ich tue das sonst nicht, weil ich weiß, dass wir nur gemeinsam in der Regierung, in einer Koali­tion die Dinge vorantreiben können –: Ich muss ganz, ganz entschieden den Vorschlag des Kollegen Amon zurückweisen, nämlich zu einer Aufnahmsprüfung, sogar zu einer Begabungsfeststellung ab der zweiten Klasse Volksschule zurückzukehren. Lieber Kollege Amon, das geht noch vor die Gehrer-Ära zurück! Das darf nicht sein! Wir brauchen genau das Gegenteil! (Beifall bei der SPÖ.)

Genau das Gegenteil davon brauchen wir! Es kann, und da appelliere ich wirklich an die offenen Kräfte innerhalb der Volkspartei – ich weiß, es gibt sie, und ich weiß, die sehen das auch so –, so nicht weitergehen. Wir haben in der Sekundarstufe 1 mit Son­derschule, Hauptschule, AHS und jetzt mit der Neuen Mittelschule vier verschiedene Bereiche. Das muss ein teures und ineffizientes System sein. Alle Untersuchungen zeigen und unterstreichen: Der andere Weg ist der richtige! Alle Pädagogen, die da tätig sind, sagen: Der andere Weg ist der richtige!

Gehen wir doch gemeinsam diesen kostengünstigen Weg und schaffen wir eine ge­mein­same Schule, die auch für die Talentierten die Chancen verbessert! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Hornek: Wozu? Ihr schmeißt das Geld beim Fenster raus!) Weil, Kollege Hornek – ich weiß, Sie sind sicher ein Bildungsexperte –, Bewegung in die Sache kommen muss. (Abg. Mag. Gaßner: Hier sitzt unser Bildungsexperte! – Abg. Hornek: Ja, aber in die falsche Richtung!)

Ein zweiter Bereich, den ich hier anführen möchte, ist jener der neuen Lehrerinnen- und Lehrerausbildung. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Hornek.)

Meine Damen und Herren, es wird die zentrale Herausforderung für uns alle werden, dass wir für die nächsten Jahre die Voraussetzungen schaffen – durch ein neues Dienstrecht, durch die neuen Formen, die jetzt folgen werden, mit kleineren Klassen und mit der Forderung nach einer verbesserten Lehrerausbildung –, um junge, enga­gierte Menschen dazu zu motivieren, wieder in den Lehrerberuf einzusteigen. Wir brauchen Vorraussetzungen, die auch männliche junge Kollegen dazu motivieren können, dort einzusteigen. Bekanntlich werden, wenn die große Pensionierungswelle beginnt, von den 120 000 Lehrkräften, die jetzt tätig sind, in den nächsten elf, zwölf Jahren an die 60 000 in den Ruhestand treten. Daher brauchen wir da dringend ent­sprechenden Nachwuchs.

Wir können das nur mit einer entsprechenden Dienstrechtsreform, die wir in die Wege leiten müssen. Wir müssen höhere Anfangsgehälter haben. Wir brauchen deutlich mehr Lehrverpflichtung zu Beginn, das ist keine Frage, aber diesen Schritt müssen wir setzen, und zwar mit einer offensiven Imagekampagne für die jungen motivierten Men­schen, die auch sozial kompetent sind, damit sie wieder Sinn und Hoffnung darin sehen, Lehrer beziehungsweise Lehrerin zu werden.

Auch da geschah genau das Gegenteil. Ich kann mich noch daran erinnern, dass die Kollegin und frühere Ministerin, Elisabeth Gehrer, noch vor fünf Jahren einen Brief an die Maturaklassen geschickt hat, wo es hieß: Werdet nicht Lehrer, denn die Aussichten sind sehr schlecht! – Genau das Gegenteil ist der Fall!

 


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