Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll31. Sitzung / Seite 186

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bare Risiken bzw. Kosten“ verwiesen. Die bei dieser Gelegenheit niedergeschriebene Äußerung eines Vorstands sagt alles: „Die Kosten steigen von einer Berichterstattung zur nächsten; werden das nächste Mal 44 Millionen Euro berichtet?“

20. Juli 2007 Die Vorstandsdirektor Gerhard Schmid unterstellten Flughafen-Revisoren Manfred Kerschbaum und Günter Grubmüller übermitteln dem Management ein sensibles Memo. Sie sind eine Art Bindeglied zum Salzburger Ziviltechnikbüro Spirk & Partner, das beim Projekt Skylink die so genannte Begleitende Kontrolle, kurz BK, durchführen soll. In dem Dokument heißt es: „Von der Begleitenden Kontrolle wurde Handlungsbedarf seitens Steering Committee bzw. Vorstand festgestellt.“ Spirk & Partner hat in einem drei Tage zuvor ausgelieferten „BK-Quartalsbericht“ unter ande­rem festgestellt: „Die Zusammenführung aller – zum Teil noch ungeprüfter – Kosten­informationen ergibt aktuell ca. 431,9 Mio. ohne Risikovorsorge; damit wird die Kostenzielvorgabe ... annähernd erreicht. ... Der aktuell gültige Steuerungstermin­plan ... mit Zieltermin Inbetriebnahme 15.06.2009 scheint nach den derzeitigen Erkenntnissen bzgl. Instabilität der Ausführungsplanung ... kaum noch realisierbar.“

27. August 2007 Um 14.30 Uhr treten Kaufmann, Domany und Schmid mit elf Projektverantwortlichen zur 31. SC-Runde zusammen. Die Sitzung zieht sich über dreieinhalb Stunden und muss am nächsten Tag um acht Uhr für noch einmal zwei Stunden fortgesetzt werden. Das Haustechnikdilemma verzögert den weiteren Innen­ausbau, die Nerven liegen blank. Es stockt an allen Ecken und Enden. Die angestrebte „Forcierung“ der Bauarbeiten, um zumindest den nunmehr anvisierten Termin 15. Juni 2009 halten zu können, soll nicht budgetierte Mehrkosten von 26 Millionen Euro ver­schlingen, auch Decken und Bodenbelag bereiten Probleme. Das Management übt nun erstmals offen Kritik an der Projektsteuerung und den Architekten – und beschwört dennoch den Mannschaftsgeist. „Herr Domany stellt fest, dass das Ziel, die Inbetrieb­nahme VIE-Skylink am 15.6.2009, nicht durch die Fokussierung der Kräfte auf gegenseitige Schuldzuweisungen gefährdet werden darf. Vielmehr sind sämtliche Kräfte auf die gemeinsame Zielerreichung zu legen.“

18. September 2007 Die Mängelliste wird immer länger. Die Begleitende Kontrolle stellt in einem Bericht an das Management Defizite in den Bereichen Planung, Koordination und Steuerung fest: „Aus Sicht der Begleitenden Kontrolle ist zu erwarten, dass bei Nichtbereinigung der Defizite die schon jetzt erkennbaren Schwierigkeiten bei den Ausbauleistungen zunehmen und zu einer unhaltbaren Situation auf der Baustelle führen werden. Die daraus entstehenden Behinderungen werden sich in Mehrkosten, wesentlichen Terminverlängerungen und Qualitätsverlusten niederschlagen.“ Bis Ende Oktober steigt die Hochrechnung auf bereits 461,4 Millionen Euro ohne Risikovorsorge. Spirk & Partner schreiben: „Das Änderungsmanagement weist derzeit Mehrkosten von ca. 46,2 Millionen Euro aus.“ Einmal mehr wird „Handlungsbedarf seitens SC bzw. Vorstand“ eingemahnt.

14. November 2007 Der Aufsichtsrat der Flughafen Wien AG billigt eine weitere Skylink-Budgetaufstockung von 425,4 auf nunmehr 512,6 Millionen Euro. Die Öffent­lich­keit erfährt wenig überraschend auch davon nichts.

Auf eine profil-Anfrage verweist die Gesellschaft heute auf ein „Rechtsgutachten“, wonach man „Veränderungen in der langfristigen Investitionsplanung“ nicht ad hoc melden müsse. Die Stellungnahme des Flughafens im Wortlaut: „Wir sind verpflichtet, unseren langfristigen Gesamtinvestitionsplan für den gesamten Flughafen (der Skylink ist neben anderen Projekten wie Erweiterungen von Parkhäusern oder des Office Parks ein Teil dieser langfristigen Investitionsplanung) sowie die Gesamtinvestitionen des laufenden Geschäftsjahres zu veröffentlichen.“ Das sei auch geschehen. „Wir sind nicht verpflichtet, getrennt davon die prognostizierten Gesamtkosten für einzelne Pro­jekte zu veröffentlichen.“

 


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