Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll32. Sitzung / Seite 85

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keit. Ich möchte mich an dieser Stelle auch beim ORF bedanken, dass er heute und auch in Zukunft die kompletten Parlamentsdebatten ausstrahlen wird. Somit haben ge­hörlose Menschen zu Hause und ebenso jene, die hier auf der Galerie sitzen, die Mög­lichkeit, die Parlamentsdebatte mitzuverfolgen.

Bevor ich jetzt auf den Behindertenbericht eingehe, möchte ich noch kurz etwas über Gebärdensprache bringen. Über das Wort „Österreichische Gebärdensprache“ wundern sich viele, denn sie gehen davon aus, dass die Gebärdensprache eine inter­nationale Sprache ist. Das ist sie nicht. Wir haben nationale Gebärdensprache und sogar dialektale Varianten. Sie sind jetzt wahrscheinlich erstaunt.

Ich möchte Ihnen gerne ein paar Beispiele bringen.

In der österreichischen Gebärdensprache ist das (die entsprechende Gebärde vorzei­gend) die Gebärde „Danke“. Sie können mitmachen: „Danke“ – versuchen Sie es! Im Chinesischen sieht „Danke“ anders aus – das hängt von der Kultur ab –: Man verneigt sich, wenn man sich bedankt. Würde man diese Gebärde in Österreich verwenden, würde sie „Kugelschreiber“ bedeuten. (Heiterkeit.)

Und ein Beispiel zu Dialektvarianten: Im steirischen Dialekt heißt es „machen“, in Tirol sieht es ganz anders aus: Machen. (Jeweils die entsprechende Gebärde vorzeigend.) Also auch wir in der Gebärdensprache haben Dialekte. Sie kennen das ja von den ge­sprochenen Sprachen.

Es gibt auch eine amerikanische Gebärdensprache, American Sign Language. Sie ist sozusagen die Weltsprache der Gehörlosen, das Pendant zum Englischen.

Ich möchte gerne ein paar Gebärden zeigen und möchte Sie einladen, mit mir mitzu­machen. Bewegen Sie sich ein wenig! (Heiterkeit.)

Parlament (eine Art Halbkreis formend): Das hängt von den Sitzreihen ab, und Sie sitzen hier in dieser besonderen Form.

Abgeordnete. – Was glauben Sie, wie die Gebärde aussieht? (Abg. Mag. Jarmer klopft mehrmals aufs Rednerpult. – Heiterkeit.) Kommt vom Tischklopfen: Abgeord­nete.

Jetzt zu einer etwas schwierigeren Gebärde: Behindertengleichstellungsgesetz (eine ausladende Bewegung mit beiden Armen formend). Ich denke, das ist besonders für Sie eine wichtige Gebärde.

Sie werden sich vielleicht Gedanken machen, wie Sie mit mir jetzt wirklich zusam­menarbeiten können. Ich bin gehörlos. Ich höre nichts, ich höre wirklich nichts. Und gleich vorab: Schreien nützt nichts (Heiterkeit) – ich höre nichts.

Ich bitte Sie, deutlich zu sprechen, aber jetzt nicht in einer Überartikulation, sondern langsam, und ich bitte Sie um einen Blickkontakt, denn der ist sehr wichtig für mich.

Wie können Sie mich nun erreichen? – Per SMS, per E-Mail, es gibt Chat-Programme, und Sie können auch mit mir telefonieren. Ich habe eine Gebärdensprachdolmetsche­rin, so wie hier jetzt, ganz einfach. – So viel zum Umgang mit Ihnen. (Allgemeiner Bei­fall.)

Ich weiß, ich bin immer sehr schnell, und ich muss erst lernen, Pausen zu machen.

Nun zur Grammatik der österreichischen Gebärdensprache und der Gebärdenspra­che. Sie ist völlig anders aufgebaut. Eine Gebärde ist ein Wort oder mehrere Wörter. Man kann es vergleichen mit dem Chinesischen. Es gibt auch im Chinesischen Schrift­zeichen, die jeweils ein Wort bedeuten. Deshalb braucht auch meine Gebärdensprach­dolmetscherin immer etwas länger; damit Sie sich nicht wundern.

 


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