Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll67. Sitzung / Seite 202

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Der Freiwilligenbericht des Ministeriums zeigt ganz klar auf, aus welchen Gründen jun­ge Menschen freiwillig arbeiten: weil sie helfen wollen, weil sie in der Gemeinschaft sein und Erfahrungen sammeln wollen.

Weiters zeigt dieser Bericht auf, dass junge Menschen im Bereich Katastrophendienst, also vor allem bei der Feuerwehr, aber auch in den Bereichen Umwelt, Kultur, Sport und im Sozialbereich sehr engagiert tätig sind.

Mir ist klar, dass freiwilliger Einsatz nie in Form eines Einkommens entlohnt werden kann oder soll, denn sonst wäre es eine Erwerbstätigkeit und würde dem, was wir unter freiwilliger Arbeit für die Gemeinschaft verstehen, nicht mehr entsprechen.

Trotzdem glaube ich, dass wir diese Art des informellen Lernens, die die Jugendlichen bei solchen Einsätzen machen, anerkennen müssen. Wir müssen sie anerkennen nicht nur, indem wir sie loben und sagen, wie klasse, toll und unverzichtbar sie sind; sondern sie sollen das auch für ihr weiteres berufliches Leben, für ihre spätere Absicherung spüren. Diese Aufwertung des informellen Lernens wäre auch im Zusammenhang mit dem Freiwilligen Sozialen Jahr machbar. Man könnte das sichtbar beziehungsweise spürbar machen.

Es muss jetzt nicht ein großer Teil der Berufsausbildung sein, es kann sich ja auf einen Teil des Praktikums beschränken. Denn wir wissen, dass 75 Prozent derjenigen – und das sind vor allem Mädchen –, die dieses Freiwillige Soziale Jahr machen, später einen Sozialberuf ergreifen. Warum soll man also diese Arbeit, die sie schon verrichtet haben, nicht für ihre berufliche Ausbildung anerkennen? Mir ist es wirklich unverständ­lich, warum wir seit vier Jahren darüber diskutieren, wie man dieses Freiwillige So­ziale Jahr im Bereich der gesetzlichen Regelung auf entsprechende Beine stellen kann.

Für mich war es damals, 2006, als Ministerin sehr wichtig, zumindest durch eine Förde­rung die Familienbeihilfe zu ersetzen. Ich hätte mir nicht gedacht, dass diese gesetz­liche Regelung so lange auf sich warten lassen müsste und wir uns nach vier Jahren noch immer im Förderbereich bewegen würden.

Kollege Wöginger hat gesagt, es werde gearbeitet. Ich vertraue und hoffe, dass gear­beitet wird und wir demnächst einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt bekom­men. Ich selbst bin Mitglied des zukünftigen Lenkungsausschusses für Freiwilligenar­beit und bin gespannt, was sich hier letztendlich tun wird.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich weiß, dass es jetzt vom Herrn Sozial­minister und der Frau Frauenministerin wieder eine neue Werbelinie gibt, wonach ge­rade Mädchen signalisiert wird, dass sie ihren Weg finden sollen – eine Kampagne, die wahrscheinlich mit sehr vielen finanziellen Mitteln ausgestattet ist.

Und da frage ich mich schon, warum wir jenen Mädchen, die ihren Weg gefunden ha­ben, nicht ihre konkrete Arbeitserfahrung im sozialen Bereich, ihre erworbenen sozia­len Kompetenzen sichtbar und spürbar für eine zukünftige berufliche Ausbildung ma­chen! Das wäre wirklich etwas, wo man nicht nur für etwas wirbt, sondern wo man auch handelt und etwas tut. (Beifall beim BZÖ.)

Wir vom BZÖ werden daher auch dem Entschließungsantrag von ÖVP und SPÖ unse­re Zustimmung erteilen, um zu signalisieren, dass wir an einer Lösung ernsthaft inter­essiert sind. Wir werden aber auch dem Antrag der FPÖ zustimmen, auch wenn ich dir, Kollege Wöginger, recht geben muss: Das ist eine Mischung aus verschiedenen Din­gen. Aber ich glaube, man muss das diskutieren. Es sind gute Ansätze drinnen, vor al­lem was den Lehrberuf für Pflege und Betreuung anbelangt.

Also auch diesem Antrag werden wir unsere Zustimmung erteilen, denn wir meinen, hier besteht absoluter Handlungsbedarf, und daher wollen wir einen konstruktiven Beitrag hier leisten. (Beifall beim BZÖ.)

19.26

 


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