Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll80. Sitzung / Seite 82

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Arbeit oft nicht leben. Sie verdienen im Monat nicht mehr als 300 bis 1300 Euro - je nachdem wie viele Stunden ihr Lehrauftrag umfasst. Kurzzeitverträge, unterdotierte Forschungsförderungsstrukturen, Sparen auf Kosten von Planstellen und rigide Hierar­chien stellen vor allem für Frauen in der Wissenschaft erhebliche Hürden dar. Die Lage von NachwuchsforscherInnen ist derart schlecht, dass viele junge wissenschaftliche Talente abwandern und den Universitäten den Rücken kehren. Österreich verliert da­mit seine wertvollsten Talente.

Doch anstatt die Bedingungen im tertiären Bildungssektor zu verbessern und die Uni­versitäten durch progressive Studienplatzfinanzierung auszufinanzieren, werden die Universitäten ausgehungert. Während die deutsche Bundesregierung in den nächsten fünf Jahren Investitionen in Forschung und Bildung um 12 Milliarden Euro erhöht, sol­len die entsprechenden Ausgaben in Österreich bis 2014 dramatisch gekürzt werden. Das entsprechende Bundesfinanzierungsgesetz wurde am 19. Mai 2010 mit den Stim­men der Regierungsparteien beschlossen. Tatsächlich braucht Österreich bis 2014 ku­mulativ zwei Milliarden Euro mehr für Bildung; je eine Milliarde für die Schulen und den tertiären Bildungssektor.

Als Folge fallen die heimischen Universitäten in internationalen Rankings immer weiter zurück. Die Uni Innsbruck belegt im "Times Higher Education World University Ran­king" (2010) als beste österreichische Hochschule den 187. Platz. Die Uni Wien belegt dieses Jahr nur mehr den 195. Platz und stürzte somit in den vergangenen Jahren ge­radezu ab (2007: 85, 2008: 115, 2009: 132). Alle anderen österreichischen Universitä­ten liegen noch weiter zurück und sind nicht unter den besten 200 Universitäten ge­listet. Im Gegensatz dazu haben die meisten Universitäten in der Schweiz und Deutschland sowie asiatische Unis zugelegt und auch osteuropäische Universitäten haben sich verbessert.

Die Zahl der Publikationen ist in Österreich mit ca. 4.800 deutlich geringer als etwa je­ne der Schweiz mit ca. 9.200. Zudem gibt es in Österreich gemessen an den Zitationen lediglich zwölf Spitzenwissenschafter, während in der Schweiz 103 Forscher stark zitiert werden. Österreich läuft damit Gefahr den Wettbewerb um talentierte Köpfe zu verlieren.

Es bedarf dringend einer umfangreichen Reform des tertiären Bildungssektors inklu­sive substantiell höherer Budgetmittel von mittelfristig zwei Prozent des BIP. Nur durch eine Qualitätsoffensive und entsprechende Ressourcen können die besten Köpfe in Österreich gehalten werden und Österreich für Forscherinnen und Forscher aus der ganzen Welt attraktiv werden. Zudem muss es einen Plan für die Forschungsfinan­zierung geben. Denn Forschung braucht Planbarkeit und Sicherheit!

Forcierung der Energieforschung

Um eine Halbierung der CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 zu erreichen, wie im Ky­oto-Folgeprozess vereinbart, bedarf es laut Vizechef der Internationalen Energieagen­tur Richard Jones nichts weniger als einer "Revolution" im Energiebereich. Seiner An­sicht nach erfolge der Umstieg auf erneuerbare Energien viel zu langsam. Um die Energiewende zu schaffen, müssten die Regierungen wirkungsvolle Maßnahmen der Technologiepolitik entwickeln. Dazu bedürfe es "solide[r] Grundlagen und Rahmenbe­dingungen, auf denen andere Akteure in der Wirtschaft aufbauen können. Nur durch den technologischen Lernprozess über Forschung, Entwicklung, Anwendung und Markteinführung können ihre Kosten gesenkt werden, damit der Einsatz dieser Tech­nologien wirtschaftlich wird " Auch die OECD mahnt die Regierungen seit Jahren ef­fizienter mit Rohstoffen und Energie umzugehen. Die Förderung 'grüner' Industrie­zweige würde nicht nur die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern verringern, son­dern auch die wirtschaftliche Entwicklung beflügeln und Arbeitsplätze schaffen. Ent-


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