Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass gerade durch die vermehrte Berufstätigkeit und die Doppel- und Dreifachbelastung von Frauen die psychische Belastung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine sehr, sehr große ist.
Wir dürfen auch nicht übersehen, dass die Einkommensschere, die wir alle seit Jahren beschwören, noch nicht geschlossen ist und nach wie vor sogar weiter auseinandergeht. Kollegin Schenk hat es schon gesagt: Wir liegen in Europa an vorletzter Stelle, was die Jahreseinkommen im Vergleich von Männern und Frauen anbelangt. Wir sehen auch, dass die Ursachen hiefür sehr vielfältig sind.
Wenn man weiß, dass die Ursachen sehr vielfältig sind, dann müsste man, so meine ich, viel mehr Aktivitäten setzen. Daher verstehe ich nicht, dass heute ein Antrag für die Einführung eines Mindestlohnes, der gerade Frauen in diesen doch sehr atypischen Beschäftigungsverhältnissen betrifft, von der Mehrheit dieses Hauses abgelehnt wurde.
Denn das ist auch ein Grund. Es ist nicht nur die Teilzeit. Es ist natürlich die Teilzeit – die von vielen Frauen gewollt ist; man soll also niemanden zwangsbeglücken –, diese spielt sicher eine wesentliche Rolle, aber auch die geringen Stundenlöhne und zum Teil auch die einseitige Berufslaufbahn der Frauen. Technische Berufe, handwerkliche Berufe, Berufe, in denen es vermehrt Chancen gäbe, werden leider von Frauen noch viel zu wenig wahrgenommen.
Was wir an diesem Bericht auch sehen, ist, dass Haushalt, Pflege nach wie vor traditionell weiblich sind. 300 000 Frauen pflegen zu Hause ältere Angehörige beziehungsweise Behinderte.
Ich freue mich, dass gerade dem Kapitel Pflege erstmals in diesem Bericht eine große Bedeutung beigemessen wird. Wie Kollegin Durchschlag schon gesagt hat, bezieht sich das auf die Vereinbarkeitspolitik. Wir reden immer davon, dass Beruf und Familie vereinbar sein sollen, und denken dabei immer an die Kinder – was richtig, wichtig und gut ist –, aber wir denken nicht daran, dass Frauen, die zu Hause Ältere pflegen, mindestens genau das gleiche, wenn nicht ein größeres Problem haben.
Ich höre sehr gerne Ihre Worte, Frau Kollegin Durchschlag, wenn Sie sagen: Wir müssen da neue Wege gehen, wir müssen Ideen entwickeln! – Eine Idee liegt schon seit einigen Monaten hier im Parlament auf, nämlich ein genereller Ausbau von Tagesbetreuungsstätten: Tagesbetreuungsstätten, die Angehörige, die ihre Mütter, Großmütter, Schwiegermütter, Schwiegerväter – wen immer – pflegen, entlasten, indem diese Menschen stundenweise oder tageweise in bester qualitätvoller Pflege dort betreut werden können.
Das wäre ein innovativer, neuer Weg. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Ich denke daher, man sollte da ansetzen.
Es wurde sehr viel von den Fakten gesprochen. Ich glaube – und Sie, Frau Bundesministerin, haben es ja gesagt –, so ein Bericht ist immer eine Art Handlungsanleitung für die Dinge, die gemacht werden müssen. Eines liegt mir besonders am Herzen – und das hat indirekt auch mit der Pflege zu tun –: Gerade die unbezahlte Arbeit in der Familie muss spürbar etwas wert sein und wert werden und muss einfach besser für die entsprechende Alterssicherung von Frauen angerechnet werden.
Es kann nicht sein, dass 20 Prozent der Frauen, die zu Hause pflegen, keine Pensionsversicherung haben. Da besteht, wie ich meine, absoluter Handlungsbedarf. Dafür sollten Sie rasch etwas tun.
Zum Schluss möchte ich auf etwas hinweisen, was mich persönlich stört und was ich so unnötig finde. Wie ich zu Beginn gesagt habe: Politik für Frauen ist eine Quer-
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