Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll88. Sitzung / Seite 119

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Ich finde, das Stärkste überhaupt ist Folgendes: Er teilt bei der Beerdigung seines Bruders einem Polizeibeamten des Innenministeriums, der offensichtlich auf ihn angesetzt war, mit, dass er die Absicht hat, dem Abgeordneten Pilz die Unterlagen zu übergeben. Daraufhin hat sofort eine Hausdurchsuchung bei ihm stattgefunden, und er ist sofort für eineinhalb Tage verhaftet worden, meine Damen und Herren! (Abg. Grosz: Unglaublich! – Abg. Ing. Westenthaler: Das sind Methoden!)

Der Geschäftspartner des Herrn Priklopil ist nie verhaftet worden! Den hat man nie wirklich in Untersuchungshaft genommen, obwohl das notwendig gewesen wäre. Das heißt, denjenigen, der unter Umständen sozusagen für eine Aufklärung gefährlich gewesen wäre, nämlich den Bruder des Oberst Kröll, schnappt man sofort, aber den anderen hat man bis heute in Wirklichkeit nicht einmal in Untersuchungshaft genommen.

Ich habe mir selbst einiges angeschaut. Wissen Sie, Frau Bundesminister, die Öffent­lichkeit wartet darauf aufgeklärt zu werden, wie der Widerspruch in den Aussagen der Frau Kampusch zustande kommt. Ich teile die Auffassung des Herrn Rates Rzeszut, dass es falsch war, von vornherein – ich zitiere – in nicht nachvollziehbarer Weise die Ermittlungen allein an den Angaben der Frau Kampusch zu orientieren.

Warum wurde dieses Verlies nur von innen verschließbar gemacht und nicht von außen? Ich habe das selber gesehen. Ich habe das Video gesehen. Kröll hat das ermittelt. Das ist nie aufgeklärt worden.

Warum flieht dieses Mädchen zweimal vor Herrn Priklopil und kehrt zweimal zu ihm zurück, freiwillig? – Nie aufgeklärt worden! Warum geht sie in der Nachbarschaft baden und geht wieder freiwillig zurück, jahrelang? Warum geht sie mit ihm Schi fahren, jahrelang, kehrt freiwillig wieder zu ihm zurück? (Abg. Dr. Pilz: Häuser renovieren!) – Bitte? Hausrenovierung! Das ist alles bis heute nie aufgeklärt worden, nicht einmal untersucht worden, nicht einmal der Versuch gestartet worden!

Warum wird sie nie mit dem Widerspruch konfrontiert, dass sie behauptet, sie hat noch nie eine Euromünze gesehen. Das hat sie im Fernsehen dramatisch gezeigt. In ihrem Verlies sind mehrere Euros gefunden worden, Scheine und Münzen! – Lauter Wider­sprüche.

Es ist ein ganzes Sammelsurium, ein ganzer Band von Widersprüchen vorhanden. Die sind nie untersucht worden, meine Damen und Herren, Frau Bundesminister!

Die Öffentlichkeit erwartet Antwort – genau aus den Gründen, die meine Vorredner genannt haben. Und ich erwarte auch deswegen Antwort, weil ich es für unerträglich halte, dass der Bruder eines dramatisch zu Tode gekommenen Spitzenpolizei­be­amten – ich bin mir mit dem Selbstmord nicht so ganz sicher – dann verhaftet wird, wenn er ankündigt, dass er zu einem Abgeordneten geht. Ich halte das für einen weiteren Skandal. (Beifall bei BZÖ, FPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.)

15.42


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

15.43.06Fortsetzung der Tagesordnung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich nehme die Verhandlungen über den Punkt 2 der Tagesordnung wieder auf.

 


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