Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll100. Sitzung / Seite 203

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de filmwirtschaftliche Abkommen mit Deutschland und der Schweiz zu aktualisieren, ist zu begrüßen. Die Förderung und die Verbreitung von Kunst und Kultur in unserem ge­meinsamen Kulturkreis ist im Interesse der drei Länder anzustreben.

Der zu erwartende stimulierende Effekt für die österreichische Filmwirtschaft hat diese auch bitter nötig, die Situation des österreichischen Films ist nämlich nach wie vor trist. Darüber sind wir anderer Meinung als meine Vor- und Nachredner: Trotz des Oscar-Gewinnes für „Die Fälscher“ und trotz der Oscar-Nominierung von „Das weiße Band“ – das sind übrigens deutsche Filme, wo wir nur Koproduzenten waren – ist die Situation des österreichischen Films alarmierend!

Für den Kinogeher ist der österreichische Film nach wie vor ein unbekanntes Wesen. Wenn ich jetzt fragen würde, wie all die Filme geheißen haben, die in den letzten Jah­ren Gelder bekommen haben, Sie könnten es uns nicht sagen – weil die Österreicher, wenn sie ins Kino gehen, um die eigenen Filme einen großen Bogen machen!

Seit 2004 bestätigt der Filmwirtschaftsbericht diese Erfolglosigkeit des heimischen Filmmarktes, die Besucherzahlen sind wirklich beschämend. Laut dem aktuellen Film­wirtschaftsbericht 2009 wurden mit einer Förderung in Höhe von 60,4 Millionen € 
27 Filme gefördert – und gerade einmal 672 000 Zuschauer haben den Mut gefunden, sich so einen Film anzuschauen. Damit wird jeder Kinobesucher, wir haben es uns heute ausgerechnet, beim Kauf einer Kinokarte mit fast 90 € subventioniert!

Der „erfolgreichste“ Film war der „Der Knochenmann“, mit gerade einmal 267 000 Ki­nobesuchern. Nur ein Beispiel: Der Film „Das Leben der Anderen“, den die Deut­schen vor ein paar Jahren gemacht haben, hat innerhalb von ein paar Wochen Millio­nen Zuschauer angelockt – nur damit Sie sich vorstellen können, wie traurig das ist. Schlusslicht ist „Rimini“ – kein Mensch hat sich das angeschaut – mit 1 229 Besuchern. Das sind gerade die Premierengäste, die hingehen und ein paar Brötchen essen.

Dieser Zustand wird übrigens auch im Rechnungshofbericht zur österreichischen Film­wirtschaft kritisiert. Dieser präsentiert drastisch die Zahlen und zeigt auch anhand von Zahlen, dass der österreichische Film nach wie vor erfolglos ist. Ich weiß, später wer­den meine Kollegen Muttonen und Salcher kommen und sagen, wie großartig alles ist. (Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm.)

Ich bitte Sie, lesen Sie einmal die Filmwirtschaftsberichte, lesen Sie einmal, was der Rechnungshof sagt! Dann werden Sie mich vielleicht besser verstehen. Wir wollen doch alle dasselbe, nämlich dass der Film erfolgreich ist. Aber auf diese Art und Weise kann das niemals geschehen!

Der Bericht weist auf eine Fülle von Unzulänglichkeiten hin. Eigenartigerweise sind nach wie vor Förderungsberechtigte gleichzeitig als Aufsichtsorgane des Förderungs­vergebers vertreten.

Basierend auf den Empfehlungen des Rechnungshofberichtes bringen wir einen Ent­schließungsantrag betreffend die Situation der Filmförderung in Österreich ein, der aufgrund seiner Länge im Saal verteilt wird und die Kulturministerin sinngemäß dazu auffordert, eine Novellierung der österreichischen Filmförderung vorzunehmen; wobei unter anderem Filmförderungen künftig nur bei einer entsprechenden Eigenkapitalisie­rung von Filmprojekten vorgenommen werden sollen, und der aktuellen Rechnungshof­kritik Rechnung getragen werden soll.

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Ich hoffe, dass man die Konsequenzen zieht, damit der österreichische Film Erfolg hat. – Und Erfolg ist daran zu messen, wie viele Menschen sich einen Film anschauen! (Beifall bei der FPÖ.)

19.27

 


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