Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll126. Sitzung / Seite 160

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ÖVP: Würfelzucker!) – und immer unter den Ersten dabei ist. Es wird also immer schön gedopt, was natürlich wieder einmal gegen die Tierschutzbestimmungen und die sons­tigen Bestimmungen ist, aber es wird gemacht und das Rennpferd ist immer vorne mit dabei.

Nach vielen Jahren, nachdem das Rennpferd viel, viel Geld eingebracht hat, kommen die Probleme. Und jetzt können wir es uns aussuchen: Entweder wir dopen weiter und akzeptieren, dass das Pferd eines Tages tot umfällt, weil wir immer mehr dopen müs­sen, um die Leistungen aufrechtzuerhalten, oder wir setzen das Doping ab und akzep­tieren, dass wir eben nicht mehr unter den Ersten sein werden. Genau diese Frage müssen wir uns heute stellen. Wollen wir mit noch mehr Geld unser Wirtschaftssystem, wollen wir die Staaten mit noch mehr Schulden dopen, so, dass die Party weitergehen kann, oder fangen wir langsam an, aufzuräumen, zu akzeptieren, dass die Party vorbei ist, dass die Schulden nicht in alle Ewigkeit wachsen können?

Dieser Mut fehlt ein bisschen. Der Mut fehlt, um zu sagen: Okay, es war nett. Wir ha­ben jetzt viele Jahrzehnte auf Pump gelebt – auch wir, auch Österreich. Wir sind ja nicht viel besser als alle anderen. Wir haben alle auf Pump gelebt. Es gibt eine Weltre­ligion, die nicht nur die Sozialisten erfunden haben, da haben andere auch mitgeholfen, die heißt Schulden machen, und das nicht nur in schlechten Zeiten, sondern einfach immer – Schulden über Schulden, und mit diesen Schulden wird dann Wohlstand vor­gegaukelt. Und eines Tages müssen dann diese Schulden zurückbezahlt werden.

Genau hier stehen wir. Und jetzt ist die Frage: Wollen wir die Party weitergehen lassen, um den Schmerz, der dann kommen wird, noch größer werden zu lassen, oder wollen wir sagen: Stopp! Aus! Wir räumen jetzt auf!?

Die Finanzprobleme, die entstanden sind, sind nicht zuletzt auch durch Hebelprodukte entstanden. Wir kennen diese Leverage-Geschichten bei den Banken, wir kennen die Hebel, die bei den Hedgefonds angewandt wurden, wir kennen die Probleme, die da­durch entstanden sind. Und was machen wir jetzt? – Wir diskutieren allen Ernstes da­rüber, selbst zu hebeln. (Zwischenruf des Abg. Öllinger.) Was bedeutet das? Was be­deutet es, wenn ich Geld nehme und es heble? – Nichts anderes, als dass ich mein Ri­siko vergrößere. Und wenn ich von einem Hebel 5 spreche, der hier angedacht wurde, dann habe ich das fünffache Risiko. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, Geld zu ver­lieren, ist fünfmal so hoch. (Abg. Mag. Kogler: Das ist völliger Blödsinn!) – Der Herr Kogler hat gesagt, das sei Blödsinn.

Jetzt haben wir heute schon gehört, dass ein Versicherungsmodell geplant wurde, bei dem ein Staat eine Anleihe ausgibt. Sagen wir, Italien gibt eine Anleihe mit 10 Milliar­den €. Der Rettungsschirm garantiert für die 2 Milliarden €, das heißt, für die 20 Pro­zent, und im Falle des Ausfalls, des Haircut, übernimmt der Rettungsschirm diese 2 Milliarden € zu 100 Prozent. Das heißt, ich habe 2 Milliarden € eingesetzt, trage aber das volle Risiko auch bei dem 20-prozentigen Ausfall, was ein 100-prozentiges Risiko bedeutet. Können Sie mir folgen? (Abg. Dr. Wittmann: Wie war das am Anfang?) Das heißt, es ist ein Hebel von 5. Das ist ein Risiko, das ich verfünffache, und genau das wird hier gemacht.

Ich könnte jetzt hergehen und sagen, es ist alles ganz einfach, es gibt eine schmerz­freie Lösung. (Zwischenruf des Abg. Rädler.) Es ist ganz einfach, könnte ich hier sa­gen. Es gibt aber keine schmerzfreie Lösung! Was wir uns überlegen können, das ist: Wann kommt der Schmerz, wie stark wird er sein und wen wird er treffen? Das ist die erste Variante. Die zweite Variante, die Sie wollen, ist, den Schmerz hinauszögern. Dann wird er dementsprechend größer sein und wird die Falschen treffen, nämlich die Steuerzahler. Jetzt haben wir noch die Chance, all jene zu treffen, die auch verdient haben. In ein, zwei Jahren wird es zu spät sein. In ein, zwei Jahren wird dann nur mehr der Steuerzahler überbleiben, und das ist genau das, was Sie wollen (Abg. Dr. Witt-


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