Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll148. Sitzung / Seite 138

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14.05.14

Abgeordneter Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber (Grüne): Herr Präsident! Meine Da­men und Herren! Heute ist die „soziale Ausgewogenheit“ – unter Anführungszeichen –, der Begriff schon mehrfach strapaziert worden. Der Kollege Jannach hat sehr gut ge­zeigt, wie der Agrarsektor die soziale Ausgewogenheit organisiert, nämlich Geld für den Bauernbund auf allen Ebenen, politische Macht für den Bauernbund auf allen Ebenen, und die kleinen Bäuerinnen und Bauern müssen es zahlen und dafür noch Danke sa­gen. So schaut die Realität aus in diesem Land. (Zwischenruf des Abg. Wöginger.)

Aber ich möchte schon auch auf die Grundversäumnisse dieses Paketes kurz einge­hen, noch einmal Stichwort Finanztransaktionssteuer. Meine Damen und Herren, es ist eine richtige Maßnahme, nur wie Sie das aufsetzen, auch in Ihren Vorschlägen, ist aus meiner Sicht dermaßen, wie soll ich es sagen, blauäugig in dem Fall. Ich lese Ihnen wörtlich vor, wie Sie selbst das hier vorlegen, und zwar schreiben Sie im 1. Stabilitäts­gesetz auf Seite 4:

„Die Bundesregierung plant die Einführung einer Finanztransaktionssteuer ab 2014 und den Abschluss eines Abkommens mit der Schweiz über eine Abgeltungssteuer
ab 2013. Aus der Finanztransaktionssteuer wird ein Aufkommen von 500 Mio Euro jährlich ab 2014 erwartet, aus der Abgeltungssteuer einmalig 1 Mrd Euro im Jahr 2013 und ab 2014 50 Mio Euro jährlich.“

Wenn man sich das durchliest, hat man den Eindruck: Aha, so viel Geld liegt da sozusagen auf der Straße, die Bundesregierung wird die Finanztransaktionssteuer einführen, und 500 Millionen sind da. Kein Wort, nicht einmal ein kleines Fünkchen von einem Gedanken, dass da Europapolitik involviert ist, dass wir Verhandlungen führen müssen auf europäischer Ebene, dass politische Instrumente notwendig sind, die wir erst gemeinsam schaffen müssen kein Wort davon.

So etwas wird hineingeschrieben, das ist Ihr Papier. Wie sollen wir so etwas ernst neh­men, meine Damen und Herren, wenn hier Sachen vorgelegt werden, die sachlich in dieser Form einfach falsch sind? Sie sind falsch, weil sie so nicht umgesetzt werden können – das vorneweg. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Dann ein Punkt zu den Dienstautos und zu den Prioritäten: Kollege Donabauer hat ge­sagt, wir sollen Vorschläge machen. Wir haben einen konkreten Antrag zu diesem Punkt heute eingebracht: 8 Millionen € für Dienstautos – nein! Dafür gibt es einen An­trag, da kann der Kollege Donabauer heute mit uns stimmen und diesen Nonsens ab­stellen. Das ist das Nächste.

Weiters hat Kollege Öllinger mehrfach in der Debatte eingebracht, dass die Zusam­menlegung der Sozialversicherungsträger eine richtige und weichenstellende Maßnah­me wäre, die langfristig Kosten senkt, einheitliche Standards schafft und damit auch das Leistungsvolumen für alle BürgerInnen harmonisiert. (Zwischenrufe bei SPÖ und Grünen.)

Ja, das sind Vorschläge für Reformen, das wäre ein Reformpaket. Wenn Sie sagen, wir haben keine Vorschläge, dann muss ich Ihnen sagen: So ist es nicht! Wo bleibt Ihr Vorschlag, wenn es um Eingriffe in Spitzenpensionen geht, über 10 000 €? Das wäre an die Adresse des ÖVP-Bauernbundes zu stellen. Wenn Sie die kleinen Bäuerinnen und Bauern massiv belasten, aber die Spitzenbeamten, Pensionsempfänger über 10 000 €, unberührt lassen, dann zeigt das auch auf, wie in Ihrer Organisation derzeit die Diskussionskultur läuft: Die da oben werden geschützt, die da unten werden ge­schröpft. So schaut’s aus!

Noch ein Wort zu den wirklich tiefen Einschnitten im Agrarbereich. Also wir haben den Agrardiesel abgeschafft, wir haben die Sozialversicherungsbeiträge erhöht, wir haben die Grundsteuer erhöht, wir haben das Bewertungsgesetz geändert. Meine Frage im


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