Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll150. Sitzung / Seite 78

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kann, was es braucht. Das liegt eben daran, dass es gewaltige Unterschiede zwischen den Schulen gibt. Und jetzt frage ich Sie: Wie kommt das Kind dazu – mein Sohn zum Beispiel; er hat Gott sei Dank das Glück, in eine gute Schule zu gehen –, wie kommt mein Sohn dazu, wenn er in Wien in einem Bezirk lebt, wo die Schule nicht dement­sprechende Qualität liefert, dass er unter Umständen nicht ausreichend Lesefähig­keiten beigebracht bekommt, dass er die Kulturtechniken, die er braucht, dann später nicht ordentlich beherrscht und sein ganzes Leben behindert ist? Er ist dann sein ganzes Leben dadurch behindert (Zwischenruf des Abg. Rädler): Er ist behindert in seiner Entwicklung, er ist behindert in seinem Lebensweg, und er wird wahrscheinlich sein Potenzial nicht voll ausschöpfen können.

Wir geben Milliarden aus für irgendwelche Tunnelprojekte, für den Straßenbau, auch für viele Dinge, die notwendig sind. Das machen wir, weil es uns in der Zukunft einen wirtschaftlichen Vorteil bringt. Nur, ich frage Sie: Das bisschen Geld, das wir brauchen würden, um in der Volksschule anzusetzen, um wirklich jedem das beizubringen, was er dann später in der Neuen Mittelschule braucht, haben wir nicht? Bringt das bisschen Geld nicht auch ein bisschen mehr an Wirtschaftsleistung? Bringt das bisschen Geld nicht auch mehr an Erfolgschancen und auch an Steuereinnahmen?

Also ich bitte Sie: Denken Sie in dieser Sache um! Leiten Sie das Geld dorthin um, wo wir es wirklich brauchen! Ich weiß, das rentiert sich nicht in zwei, drei, vier, fünf Jahren, das rentiert sich erst in 10 Jahren, aber dann ordentlich.

Einen Punkt muss ich auch noch ansprechen, der auch ganz, ganz wichtig ist, und zwar gibt es da ein paar unangenehme Themen – ich weiß, darüber spricht man nicht gerne –, zum Beispiel Disziplin in der Schule. Ich weiß, Disziplin ist gerade beim SPÖ-Sektor nicht allzu beliebt. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ.) Das klingt so nach Totalitarismus und sonstigen Dingen. Aber wir brauchen Disziplin in der Schule, um den Lehrstoff ordentlich vermitteln zu können. Wenn das nicht funktioniert, ist das schon zum Scheitern verurteilt. – Das ist einmal der erste Punkt.

Der zweite Punkt ist: Auch die Lehrer müssen mehr Möglichkeiten haben, um zu disziplinieren, und zwar nicht mit dem Rohrstock, sondern der Lehrer muss die Mög­lichkeit haben, Ordnung in die Klasse zu bringen, ohne gleich ein Disziplinarverfahren am Hals zu haben. (Abg. Riepl: Was schlagen Sie vor? Haben Sie konkrete Vorschläge?)

Sie wollen Vorschläge haben, wie die Lehrer disziplinieren könnten? – Zum Beispiel das Nachsitzen. Ich weiß, das Nachsitzen finden viele ganz unmöglich, aber es ist auch ein Mittel der Disziplinierung. Auch das In-die-Ecke-Stellen. (Zwischenruf des Abg. Öllinger.) Ich weiß, das finden manche ganz furchtbar, aber es ist eine Mög­lichkeit, um Ruhe in die Klasse zu bringen und zu zeigen, dass es sich nicht rentiert, zu stören. Ich weiß, das klingt ein bisschen retro und ein bisschen furchtbar, aber gehen Sie einmal in Wien in eine Schule! Nicht in jeder, aber in vielen Schulen ist die Disziplin wirklich unterm Hund, und deshalb sind die Möglichkeiten der Lehrer auch begrenzt, ausreichend Stoff zu vermitteln.

 Diese Schüler gehen dann nach Hause, haben im Unterricht nichts mitbekommen und müssen dann zu Hause dementsprechend nachlernen. Die Eltern müssen sich hinsetzen und mit ihnen lernen, oder es muss Geld in die Hand genommen werden, um Nachhilfeunterricht zu kaufen. Und das wäre nicht notwendig!

Ein Punkt noch zum Schluss, der mir besonders am Herzen liegt – ich weiß, das ist noch mehr Diskussionsthema und noch weniger akzeptabel –, und zwar sind laut offiziellen Zahlen 5 Prozent der Lehrer, die im Moment auf unsere Schüler losgelassen werden, ungeeignet für diesen Beruf. 5 Prozent! Es sind Tausende Kinder, die mit


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