habe nur mitbekommen: Jetzt bin ich dran, jetzt muss ich die Botschaften herunterspulen. (Heiterkeit.)
Das habe ich mir im Lauf der Zeit abgewöhnt. Ich finde, so etwas hat gar keinen Sinn. Diesen Teil des Drills, des üblichen Politiker-Drills, den finde ich ganz falsch. Ich habe dann versucht, auf Fragen einzugehen – und wenn ich die Antwort nicht weiß, dann weiß ich sie halt nicht – und die Botschaften nur insoweit rüberzubringen, als sie sich aus der Situation ergeben.
Die Philosophie dahinter: Das Publikum der Journalisten ist eine Sache, die Kolleginnen und Kollegen der eigenen Fraktion, das ist auch ein wichtiges Zielpublikum, aber nicht das einzige; ein wichtiges Zielpublikum ist auch der Mensch, die Frau, der Herr, der Mann zu Hause im Wohnzimmer vor dem Fernseher, der dich jederzeit hinauskippen kann. Warum soll er/sie zulassen, dass ein fremder Mensch im Wohnzimmer ist? Die haben vielleicht ganz andere Interessen, die identifizieren sich vielleicht mit dem Moderator und sagen: Also bitte, der beantwortet ja die Frage nicht!
Wenn das sozusagen das Phänomen ist, dann übt jeder hier im Haus, der die alte Linie verfolgt und sagt: Botschaft ist Botschaft – und die Frage interessiert mich nicht!, im ökonomischen Sinn tatsächlich negative externe Effekte auf den Rest von uns aus, weil das unser Image schädigt. – Das wollte ich Ihnen noch mitgeben.
Von den Gesprächssituationen mit Journalisten im Radio, im Fernsehen oder in den Printmedien fand ich: Die Printmedien sind überhaupt das Beste, denn da kann man im Nachhinein etwas korrigieren. Im Ernst. Fernsehen live: tödlich! Radio: fast so tödlich! Print: super!, denn da kann ich sagen, das habe ich noch vergessen, vielleicht können wir darüber noch reden.
Was ich aber noch sagen wollte, ist: Die Situation im Wahlkampf mit dem politischen Konkurrenten ist noch einmal etwas ganz anderes. Ich habe mich oft gefragt, ob wir die Spielregeln, sozusagen die Kontextdefinition, nicht zu sehr den Medien und den Journalisten überlassen. (Allgemeiner Beifall.)
Wenn ich da zu zweit sitze, sagen wir mit Herrn Graf, oder egal mit wem, mit dem politischen Konkurrenten, dem anderen Spitzenkandidaten/der anderen Spitzenkandidatin: Was erwarten die Journalisten? – Das sind zwei Gladiatoren, mindestens einer muss tot liegen bleiben, aber am besten beide! (Heiterkeit.)
Das ist doch die Erwartungshaltung. Diese muss aber nicht identisch sein mit der Erwartungshaltung des Wählers/der Wählerin zu Hause. Die sind aber viel wichtiger für uns, oder? – Denke ich eben manchmal. (Allgemeiner Beifall.)
Da mich Journalisten jetzt ununterbrochen danach fragen: Was waren denn Highlights Ihrer Tätigkeit? – Da bin ich irgendwie ratlos. Highlights, nämlich parlamentarische Highlights? Also nicht unerwartete Ergebnisse am Grünen-Bundeskongress, wo ich dann wutschnaubend hinausgehe? – Das waren schon auch Highlights, aber vielleicht keine, die hier gemeint sind. (Heiterkeit.)
Diese letzten ESM-Verhandlungen: Das war in gewisser Hinsicht ein Highlight! Einmal zu erfahren, dass vier Fraktionen verhandeln. Ich habe ja schon mehrfach gesagt, dass das Finanzministerium die „vierte Fraktion“ war. Die war nicht identisch mit der ÖVP! Überhaupt nicht, würde ich sagen. (Heiterkeit.) Also das zu sehen, war interessant.
Die Zusammenarbeit mit der Parlamentsdirektion war fundamental. Da haben sich legistisch für uns alle, glaube ich, völlig unerwartet Schwierigkeiten aufgetan. Wir haben gedacht, es genügt, das deutsche Modell anzuschauen; das schreiben wir mehr oder weniger ab. Das war überhaupt nicht der Fall! Die österreichische Ästhetik der
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