Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll167. Sitzung / Seite 97

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

schlechts. Im Berufsfeld sind mehr als die Hälfte Frauen. Das wäre vom Wissen und Können her kein Problem, nur haben Frauen einen anderen Zugang zum Beruf als Männer. Sie müssen Familie, Beruf, Kinder, Haushalt unter einen Hut bringen, und des­halb streben Frauen eher ein Angestelltenverhältnis mit geregelter Arbeitszeit und korrektem Einkommen an.

Diesem Umstand wird nun Rechnung getragen und die Delegiertenversammlung neu zusammengesetzt, und zwar wird sie bestehen aus politischen Vertretern, aus einer Abteilung für freiberuflich tätige Tierärzte und aus einer Abteilung für bei freiberuflich tätigen Tierärzten angestellte Tierärzte. Die Zahl der Vertreter ist demokratisch aufgeteilt. Damit ist sichergestellt, dass die Interessen aller Tierärzte vertreten werden.

Eine weitere wichtige Änderung ist, dass die Österreichische Tierärztekammer die Möglichkeit der Kollektivvertragsfähigkeit erhält. Das ist insofern wichtig, als nicht selten speziell junge KollegInnen für einen Hungerlohn bei freiberuflich tätigen Tierärzten rund um die Uhr Dienst schieben mussten. Damit wird diesen ein Mindestlohn bei geregelter Arbeits- und Ruhezeit garantiert. (Beifall beim BZÖ.)

Im eingebrachten Abänderungsantrag wird einigen Forderungen der rebellierenden Landespräsidenten Rechnung getragen, und diesen kann man eigentlich bedenkenlos zustimmen.

Weiters wurde von einigen Landespräsidenten die unter Tagesordnungspunkt 9 ange­führte Petition eingebracht. Der Grund dafür ist leicht erklärt: Ungefähr 40 Veran­staltungen und Treffen wurden abgehalten, wo die Delegierten gebeten wurden, an dem neuen Gesetzentwurf mitzuarbeiten. Daran haben sich aber nur der steirische Landespräsident Dr. Obritzhauser und der Kärntner Kollege Dr. Pacher beteiligt und damit Weitsicht und demokratisches Denken demonstriert.

Die anderen haben sich zurückgelehnt mit dem Hintergedanken: Jetzt lassen wir einmal den Herrn Minister und den Vorstand arbeiten. Die werden uns dann ein Gesetz vorlegen, und wenn wir dagegen stimmen, ist es vom Tisch. Und die müssen wieder von vorne anfangen.

Aber da haben sie sich geirrt. Plötzlich war der Gesetzentwurf fertig und ist das Gesetz zur Abstimmung im Parlament auf dem Tisch gelegen. Dann war Feuer am Dach, und der Amoklauf hat begonnen: Beschimpfungen, Diskreditierungen, Misstrauensanträge waren an der Tagesordnung. Ein Szenario, das für jeden Berufsstand unwürdig ist, speziell für einen Berufsstand, der ausschließlich aus Akademikern besteht. (Präsident Dr. Graf übernimmt den Vorsitz.)

Dann wurde die Petition eingebracht und der Versuch unternommen, Abgeordnete zu instrumentalisieren, was ja zum Teil gelungen ist. Nach der Behandlung der Petition im Ausschuss wurde ein Teil der Tierärzte per Internet informiert und aufgefordert, diese zu unterstützen. Aus lauter Demokratie hat man mich, obwohl ich vollzahlendes Tierärztekammermitglied bin, aus dem Verteiler gestrichen, wohl um zu verhindern, dass ich an der Diskussion teilnehme. (Abg. Huber: Das ist ja unglaublich!)

Der Erfolg dieser Umfrage, Frau Kollegin Belakowitsch-Jenewein, ist eher mickrig: Von den 2 786 Tierärzten konnten laut Aussendung der Verantwortlichen 50 Prozent, also 1 393 Kollegen, erreicht werden. Von diesen unterstützten 563 die Petition, also 40 Prozent. Und 40 Prozent von 50 Prozent sind nicht einmal 25 Prozent – und keine 80 Prozent, Frau Kollegin!

Da es zirka 600 bis 620 angestellte Tierärzte in Österreich gibt, drängt sich natürlich der Verdacht auf, dass nur jene Tierärzte, eben diese 563 Tierärzte, die Petition unterschrieben haben, die Tierärzte angestellt haben und deshalb das alte System beibehalten wollten. (Abg. Huber: Das ist ja unglaublich!)

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite