Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll193. Sitzung / Seite 48

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anderen Ländern eben nur 45 Prozent – denn dann sind nur die topqualifizierten Frauen, die natürlich mehr verdienen, erwerbstätig. Ich glaube, das muss man auch berücksichtigen, wenn man sich diese Zahlen anschaut.

Tatsache ist, wir haben gerade beim nichterklärbaren Bereich der Einkommensunter­schiede Handlungsbedarf, bei 23 Prozent. Sie kennen wahrscheinlich die Zwillings­studie der WU Wien aus dem Jahr 2005, wo ohne erklärbare Hintergründe, ohne Babypause oder Ähnliches, trotzdem Frauen deutlich weniger verdient haben als Männer. Die Ursachen sind bereits in vielen Reden meiner Vorrednerinnen und -redner angesprochen worden. Babypause und Kindererziehung ist natürlich ein Thema. Das ist nach wie vor weiblich.

Aber es kann nicht sein, Frau Kollegin Unterreiner, dass man sagt, die ganze unbe­zahlte Arbeit soll den Frauen überlassen werden, so wie du es in deiner Rede angesprochen hast. Pflege und all das wird automatisch den Frauen zugeschanzt und müssen nur die Frauen tun. Es sind die Väter, die Männer kein einziges Mal vorgekom­men in deiner Rede, was ich sehr bedauerlich finde, denn Frauenpolitik darf Männer nicht ausschließen! (Zwischenruf der Abg. Mag. Unterreiner.)

Meine Damen und Herren, wir müssen die Gesellschaft gemeinsam weiterentwickeln und zu mehr Gleichstellung kommen. Wir haben bei den Rahmenbedingungen gerade bei der Vereinbarkeit Wesentliches erreicht. Herr Kollege Markowitz, auch das möchte ich einfach nicht akzeptieren, zu sagen, in den letzten Jahren ist gar nichts passiert. Das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld, die Einführung der Kurzvarianten hat Wesentliches gebracht, gerade im Sinne der Väterbeteiligung. Wir sind da bei einem Drittel der Väter, die mittlerweile in Karenz gehen, und das ist auch gut so.

Aber auch die Unternehmen sind gefordert. Kollege Katzian hat eine Studie, McKinsey, angesprochen, die besagt, dass es sich einfach auszahlt, entsprechend Rahmenbedin­gun­gen auch für Frauen zu schaffen, Frauen auch in Führungspositionen zu bringen. Meine Damen und Herren, es ist eine Frage der ökonomischen Vernunft und nicht der sozialen Verantwortung, gleichermaßen Männer und Frauen in Top-Positionen zu haben, denn wie kann jemand glauben, erfolgreich zu sein, wenn man auf 50 Prozent der Talente verzichtet. Alle Studien beweisen ganz klar, es zahlt sich aus, ebenso wie Familienfreundlichkeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Aber wir werden dieses Ziel nicht allein durch gesetzliche Maßnahmen erreichen. Ich glaube, dass zu überschießende gesetzliche Zwänge dann oft auch kontraproduktiv sind und Umgehungsreflexe produzieren. Wir haben in Österreich ein sehr gutes, sehr fundiertes  Vorrednerinnen, insbesondere die Frau Kollegin Schittenhelm, haben es ausgeführt  Gleichbehandlungsgesetz. Auch in den Kollektivverträgen hat sich viel getan, auch wenn wir da gerade bei den Elternkarenzen noch mehr tun müssen. Aber ein überschießendes Gleichbehandlungsrecht, das dann sogar in Eigentumsrechte eingreift, meine Damen und Herren, sehe ich durchaus kritisch.

Wir müssen auch dafür sorgen und daran arbeiten, dass Frauen Chancen auch ergreifen. Tatsache ist, dass man eine Frau oft vielfach fragen muss, bis sie sich einen Top-Job auch tatsächlich selber zutraut. Die Berufswahl ist – das wurde natürlich angesprochen  ein wesentliches Thema. Da braucht es auch weiterhin Initiativen, die wir fördern müssen, etwa Mädchen in die Technik und vieles andere. Das ist mühevoll, es verbessert sich etwas in kleinen, langsamen Schritten, aber es zahlt sich aus.

Meine Damen und Herren, insbesondere Gleichbehandlung und Chancengleichheit passiert in den Köpfen. Wir müssen schauen, dass die guten, fundierten, gesetzlichen Regelungen, die wir haben, auch in den Köpfen Niederschlag finden, und das wird eine wesentliche Herausforderung sein. (Beifall bei der ÖVP.)

10.27

 


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