Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll203. Sitzung / Seite 104

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„Good News: Die Bildungsdebatte kommt voran!“ in die Höhe.) Kollege Haubner hat ja heute Vormittag schon über die Herausforderungen in Europa an den Wirt­schaftsstandort Österreich gesprochen.

Die Wirtschaftskammer Vorarlberg hat Antworten in bildungspolitischen Fragen und sie propagiert das in ganzseitigen Anzeigen – ob der Hintergrund zufällig grün ist, weiß ich nicht, er ist jedenfalls grün –, und jetzt lese ich Ihnen vor, was die Wirtschaftskammer Vorarlberg fordert.

Die wichtigsten Forderungen – es sind drei –:

gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen;

flächendeckender Ausbau von Ganztagsangeboten mit verschränktem Unterricht;

Aufhebung der Sprengelentscheidung und Stärkung der Schulautonomie.

Ich kann nur sagen, ich unterstütze da die Wirtschaftskammer Vorarlberg. Das sind ähnliche Forderungen, wie wir sie im Programm der Grünen Schule haben; das ist viel­leicht zufällig grün gedruckt, aber ich bin erstaunt, dass die Wirtschaftskammer  (Zwischenruf des Abg. Kopf.) – Herr Kollege, ich darf Ihnen das dann nachher geben, falls Sie es mir nicht glauben. Ich merke, wie Sie darüber staunen.

Sie haben ja selbst vor Jahren ähnliche Forderungen aufgestellt. In letzter Zeit ist es ein bisschen ruhiger geworden, aber wenn Sie sich mit dem auseinandersetzen, was in Vorarlberg, in Tirol passiert – wohlgemerkt: in Ihrer Partei, in der ÖVP –, dann gibt es vielleicht einen Ruck Ihrerseits in die richtige Richtung. (Beifall bei den Grünen.)

Wie notwendig das ist, zeigt ja der Nationale Bildungsbericht, und ich darf daraus ein paar Zahlen bringen, die zeigen, wie ungerecht das Bildungssystem in Österreich ist, wie stark man in Österreich jenen gibt, die schon haben – die Kinder aus begüterten Haushalten, aus Bildungshaushalten –, und wie stark die anderen benachteiligt wer­den.

In ÖVP-Sprech würde ich sagen, das ist das Matthäus-Prinzip: Den Reichen wird ge­geben, den Armen wird genommen.

In den Städten Österreichs ist das Verhältnis 1:1, was den Besuch von AHS-Unterstufe zu Hauptschule anlangt. Auf dem Land ist das Verhältnis 1:3. Und da verweise ich auf Extremfälle: Kärnten, Bezirk Hermagor, 0,8 Prozent AHS-Quote – Wien, Innere Stadt hingegen 94,2 Prozent. – Das ist Benachteiligung.

Ist die ÖVP abgekommen davon, dass der ländliche Raum irgendwie auch ein biss­chen unterstützt werden soll? Können Sie auf Dauer damit leben, dass wir Kinder im ländlichen Raum bildungsmäßig nach wie vor derart benachteiligen? – Ich halte das für ungerecht! Schließen Sie sich uns an! Wir haben eine breite Mehrheit in diesem Haus, und der Nationale Bildungsbericht sagt genau das und zitiert internationale Studien: So wird zum Beispiel Ludger Wößmann zitiert, der sagt, dass es keine Nachweise gibt, dass sich eine frühe Selektion positiv auf das durchschnittliche Leistungsniveau aus­wirkt.

Die Zeit reicht nicht, ich kann Ihnen jetzt andere Beispiele nicht mehr vorlesen, sondern Ihnen nur sagen: Es gibt eine ganze Reihe von Indizien, Fakten und Studien, etwa die zuletzt erschienene „Hattie-Studie“ eines neuseeländischen Forschers, die ich erwäh­nen darf.

Wir müssen diese grundlegende Schulreform in Österreich endlich durchbringen. Wir müssen Schluss machen mit der Benachteiligung von Kindern aus bildungsfernen Schichten.

Vielleicht unterstützen Sie uns, wenn wir beim Thema Zehn‑ bis 14‑Jährige nicht einig werden, wenigstens betreffend Grundschule, denn in der Grundschule haben wir zuge-


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