Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll203. Sitzung / Seite 112

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Vor Kurzem war ich in der „Demokratiewerkstatt“, und ich möchte berichten, weil ge­rade vorher das Thema Sprachförderung angesprochen wurde: Es war gerade eine Sonderschule dort, und als ich mich mit den Kindern unterhalten habe, habe ich mir am Anfang gedacht: Okay, es wird alles seine Richtigkeit haben. – Aber nach einer halben Stunde Diskussion und auch nach Gesprächen mit Lehrern bin ich draufgekommen, dass von diesen 20 Schülern fünf komplett fehl am Platz waren. Sie waren deswegen in der Sonderschule – das werden Sie wissen, Frau Ministerin! –, weil sie am Anfang bei ihrer Einschulung Deutsch nicht konnten. Im Laufe der Zeit beherrschten sie jedoch perfekt Deutsch und sind daher, was den Unterricht betrifft, völlig falsch untergebracht. Sie können die Sprache perfekt sprechen, sie sind teilweise besser als diejenigen, die einfach „hinten geblieben“ sind.

Das Hauptproblem erkannten wir dann, als wir gefragt haben: Welche Berufsziele und Berufswünsche habt ihr? – Da waren genau diese fünf Schüler die Einzigen, die Vi­sionen hatten und vielleicht auch einen Lehrplatz oder Schnupperplatz gefunden haben.

In Anbetracht dessen muss ich schon feststellen – und Herr Kollege Mayer gibt mir vielleicht recht –: Man muss, gerade was die Sprachen betrifft, wirklich von Anfang an noch mehr tun. Man geht in die richtige Richtung, das sehe ich ein. Man hat die Stelle eines Staatssekretärs ins Leben gerufen, wo Integration großgeschrieben wird, aber ich meine: Nur plakatieren allein ist zu wenig! Vielmehr muss man wirklich in die Kin­dergärten und Vorschulen gehen und vor allem dort die Sprache so fördern, dass diese Menschen dadurch nicht am Lernen gehindert werden. Das bringen sie nämlich nie mehr weg! Ich habe mir das angeschaut. Die fünf genannten Schüler bringt man gar nicht mehr in eine Hauptschule. Das heißt, sie werden auch keinen richtigen Schul­abschluss haben und werden auf lange Sicht die Langzeitarbeitslosen von morgen sein, und das ist, wie ich glaube, einfach nicht der richtige Weg, den wir hier ein­schlagen!

Frau Ministerin, wenn ich mir den Bericht anschaue, dann stelle ich fest: Bei den Aus­gaben liegen wir pro Kopf jeweils 40 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Das heißt, wir haben ein teures System, und man könnte normalerweise davon ausgehen, dass die Besten der Besten daraus hervorgehen. Das heißt, wir müssten in Europa eigentlich an der Spitze liegen, was aber laut PISA nicht der Fall ist.

Das heißt, es kann nicht am Budget und an den Kosten liegen. Natürlich kann es im­mer mehr sein, aber das Budget, das hier vorhanden ist, müsste doch ausreichen dafür, dass wir zumindest international mehr als konkurrenzfähig sind, uns in Zukunft nie mehr vor einem PISA-Test oder so etwas fürchten müssen und davon ausgehen könnten, dass, wenn man die Gelder richtig effizient einsetzt, unsere Kinder und Ju­gendlichen top abschneiden werden. (Beifall beim Team Stronach.)

Das heißt, wo hapert es? – Es hapert auch an der Lehrerausbildung. Man muss hier differenzieren. Ich wünsche mir, dass in Zukunft an jedem Schulstandort der Direktor so etwas wie ein Manager ist und sich sein eigenes Personal aussuchen kann, nämlich die Besten der Besten, dass dort Leistung wieder zählt.

Wir gehen jetzt in die richtige Richtung. Die Junglehrer verdienen am Anfang mehr, das finde ich toll. Es ist ein Weg, bei dem man sagt, Engagement zahlt sich wieder aus. Man geht wieder in den Lehrberuf, weil man jungen Menschen etwas beibringen möchte, und nicht nur aus dem Grund, den ein Junglehrer bei einer Umfrage so for­mulierte: Na ja, weil ich im Sommer zwei Monate Ferien habe. – Das wollen wir auch weghaben.

Wir müssen unbedingt den Hebel ansetzen, was die Lehrerausbildung betrifft, was die Bezahlung betrifft und vor allem was eine Imagekampagne betrifft. Frau Ministerin, da sind Sie dann gefragt. Unsere Lehrer müssen wieder den Ruf haben, dass sie die


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