Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll14. Sitzung / Seite 66

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11 840 703 Stück Geflügel und 1 962 419 Rinder gegeben hat. Und auch die Pferde, Frau Weigerstorfer, sind bis auf das letzte Stück gezählt. Das ist Ausdruck der Bürokratie, die hinter der Landwirtschaft steckt. Und ich frage mich manchmal: Ist das in diesem Ausmaß sinnvoll? (Abg. Ing. Schultes: Wäre Schätzen besser gewesen?)

Herr Minister, Sie sind der Verwalter eines schrumpfenden Sektors. (Abg. Ing. Schultes: Wertschätzung ist das keine!) Wir haben in Österreich in den Jahren 1995 bis 2010, also seit dem EU-Beitritt, jeden vierten landwirtschaftlichen Betrieb verloren. Die Bruttowertschöpfung der Landwirtschaft beträgt nur 1,6 Prozent, und trotzdem ist die Landwirtschaft enorm wichtig. Sie entscheidet, wie unsere Landschaft aussieht, wie fruchtbar unsere Böden sind, wie sauber unser Wasser, wie gut unsere Luft ist. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten des Teams Stronach.)

Sie, Herr Minister Rupprechter, sind ein Wegbegleiter von Josef Riegler und Franz Fischler, und das ist gut, darüber bin ich froh, denn diese beiden haben den Weg der öko-sozialen Landwirtschaft beschrieben und als Ziel formuliert. Franz Fischler hat gesagt, Österreich muss der Feinkostladen Europas werden.

Die Fakten in Österreich, im Grünen Bericht nachzulesen, sind jedoch andere, nämlich: Groß schlägt Klein, Talbetrieb schlägt Bergbetrieb, und Nicht-Bio schlägt Bio.

Und ich, Herr Minister, will heute von Ihnen bei der Präsentation des ersten Grünen Berichtes unter Ihrer Ministerschaft hören: Wohin geht die Reise? Wo sehen Sie die Landwirtschaft in Österreich in fünf Jahren?

Wir Grünen wollen jedenfalls jeden bäuerlichen Arbeitsplatz so gut wie möglich erhalten, jeden Betrieb so gut wie möglich erhalten, und wir wollen natürlich einen viel höheren Bio-Anteil.

Sie, Herr Minister, sagen, Bio ist für Sie das Flaggschiff. – Das Flaggschiff ist das größte Schiff – nur nicht in Österreich, da ist es ein Minderheitenprogramm. Sie haben es mit der Umstellung der Förderungen, mit der Lenkung der Zahlungsströme in der Hand, zu entscheiden, ob der Bio-Anteil nach oben geht.

Unser grünes Konzept heißt: Bio – regional, saisonal. Das hätten wir gerne. (Abg. Steinbichler: Welches Bio? Industrielles Bio oder reines Bio?) – Sie schränken meine wertvolle Redezeit ein; das machen wir nachher privat, Herr Kollege.

Herr Minister Rupprechter, ich setze große Stücke auf Sie als Wegbegleiter von Franz Fischler und Josef Riegler, auch deshalb, weil Sie die Berglandwirtschaft kennen, und ich bitte Sie, uns im Laufe dieser Diskussion – vor allem dann am Ende – zu sagen, wo Sie die österreichische Landwirtschaft in fünf Jahren sehen.

Wir von den Grünen sind jedenfalls klar für die Stärkung der Biobetriebe.

Und an uns alle am Schluss der Appell: Wir entscheiden jeden Tag mit dem Kauf der Lebensmittel im Laden, welche Art von Landwirtschaft wir haben wollen: Ist es eine kleinstrukturierte bäuerliche Landwirtschaft, abwechslungsreich, vielfältig, schön anzu­schauen – oder ist es eine ausgeräumte Landwirtschaft mit Monokultur im Würgegriff von Monsanto?

Wir haben es in der Hand! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten des Teams Stronach.)

11.57

 


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