Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll16. Sitzung / Seite 106

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14.03.35

Abgeordneter Elmar Mayer (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Eines vorweg zum Kollegen Brosz: Ich bedaure auch, dass diese Absage stattgefunden hat oder stattfinden muss, weil ich – im Gegensatz zu Ih­nen – überzeugt davon bin, dass diese PISA-Testung ergeben würde, dass es tatsäch­lich weiter nach oben geht, wie auch die letzten PISA-Ergebnisse gezeigt haben. Es wird keine großen Sprünge geben, aber es wird weiter nach oben gehen, und es wer­den längerfristig, wenn wir dann wieder dabei sind, auch diese Maßnahmen, die wir ge­setzt haben und die von Ihnen jetzt noch so verteufelt werden, tatsächlich greifen. (Zwi­schenrufe des Abg. Walser.)

Sie wissen – ich bringe nur das Beispiel –, der „Bildungsdampfer“ bewegt sich lang­sam, man muss die Weichen stellen. Die haben wir in den letzten fünf Jahren in vielen Bereichen gestellt, und das wird sich auch entsprechend auswirken, davon bin ich über­zeugt – nur müssen da auch alle dahinterstehen.

Ich möchte auf einen Bereich zurückkommen, den der Kollege Brosz auch angespro­chen hat, nämlich das Problem der „Testitis“, der Noten, der Überprüfungen, der Schul­arbeiten, was so alles auf die Schüler zukommt, kaum sind sie in der Schule. Ich glau­be, da liegt auch tatsächlich des Pudels Kern. Wir wissen, und das ist bereits seit 40 Jahren aus der Entwicklungspsychologie und aus Untersuchungen bekannt, dass beispielsweise ein und derselbe Aufsatz von Lehrern, die im selben Jahrgang mit der­selben Ausbildung ausgestattet wurden, von Sehr gut bis Nicht genügend benotet wird. Übrigens gibt es eine Untersuchung, dass es selbst in Mathematik, wo man glauben könnte, da gibt es ein Punktesystem, da geht es gar nicht anders, da muss eine ganz klare Zuteilung gegeben sein, die gesamte Notenskala von Sehr gut bis Nicht genü­gend gibt.

Es ist wichtig, dass man diese Problematik bei den Noten sieht, und daher finde ich es auch gut, was die Ministerin gesagt hat, nämlich dass wir besonders im Bereich der Grundschule zur verbalen Beurteilung übergehen, dass man nicht die Form der Ziffern­benotung wählt, mit Einsern und weiß ich was alles, und Notendruck erzeugt. In der Zwischenzeit bestätigt auch die Hirnforschung, wie gutes, nachhaltiges Lernen in einer guten Atmosphäre stattfinden kann. Ich glaube, das ist wichtig.

Die Bestrebungen, die wir alle gemeinsam haben, die uns verbinden, zumindest dann, wenn wir über Bildungspolitik reden, gehen in Richtung Schulautonomie. Wir wollen diese stärken, wir wollen der Schule ganz klare Aufgaben geben, wo es hingehen soll, was die Bildungsziele sind, was wir am Ende der Volksschule wollen, was wir am Ende der achten Schulstufe wollen, dass unsere Jugendlichen, unsere Schülerinnen und Schüler können. Dorthin wollen wir ganz gezielt arbeiten, nicht mit dem wöchentlichen Notendruck, sondern ganz gezielt im Bereich der Kompetenzen.

Darauf zielen auch verschiedene Maßnahmen ab, die wir hier gesetzt haben – zusätz­lich zu den internationalen Tests, PISA, PIRLS, TIMSS, die wichtig sind, um den inter­nationalen Vergleich zu haben, die auch an den Universitäten und Hochschulen ganz wichtig sind, um zu wissen, dass man nachjustieren kann, was zu tun ist, wo man den Hebel ansetzen soll. Aber es ist auch ganz entscheidend, das auch national zu tun. Ich kann mich an den großen Aufschrei erinnern, den es gab, als die Ministerin Schmied das mit den Bildungsstandards gesagt hat. Wir wollen, dass am Ende der vierten Schulstufe möglichst garantiert sein soll – möglichst garantiert sein soll! –, dass die Schüler sinnerfassend lesen, schreiben, rechnen können, ich sage auch dazu, die freie Rede beherrschen sollen, dass das ausgebaut und gefestigt wird, spätestens dann, wenn sie die Schule verlassen.

Viele Maßnahmen, die wir dazu setzen wollen, müssen wir Schritt für Schritt angehen, und daher ist auch der Notendruck, die ungerechte Notengebung unser Hauptkritik-


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