Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll20. Sitzung / Seite 101

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halte ansprechen. Wenn wir sparen, sparen wir auch immer an den Inhalten, an den Lehrinhalten und an den Dingen, die den Schülern, den Lehrern und vor allem auch den Eltern wichtig sind.

Rufen wir uns ein paar unangenehme Zahlen in Erinnerung – sie wurden heute schon ein paar Mal angesprochen; da steigen einem die Grausbirnen auf –: Wir haben 265 000 Kinder in Österreich, die Nachhilfe brauchen und regelmäßig bekommen. Wir geben dafür zirka 110 Millionen € pro Jahr aus. 80 Prozent der Eltern lernen regelmä­ßig mit ihren Kindern. Laut einer Studie der Arbeiterkammer werden dafür 80 Millionen Stunden Freizeit, die in Familien ohnehin kärglich bemessen ist, aufgewendet.

Ich halte das für einen ganz traurigen Befund, zumal das auch sozial schlagend wird. Wir wissen, dass 13 Prozent der Nachhilfe in finanziell schwächeren Familien geleistet wird, aber 37 Prozent der Nachhilfe bei Besserverdienenden. Das heißt, das System begünstigt durch seine schlechten Inhalte, durch seine schlechte Performance Besser­verdiener und benachteiligt die sozial und finanziell schwächeren Familien. Das ist ei­gentlich ein weiterer trauriger Befund.

Insgesamt sind diese Zahlen natürlich ein schlechtes Zeugnis für das Gesamtsystem, denn eine Schule, jede Schule, sollte die Lehrinhalte ausreichend vermitteln, keine Ex­trazeit sollte dafür im Familienverband aufgewendet werden müssen, und sie sollte vor allem keine Extrakosten verursachen.

Es gibt kleine und wichtige Dinge, die man sofort, ad hoc ändern kann, die auch Leben retten können. Sie werden jetzt fragen: Warum schlägt er den Bogen zur Lebensret­tung? Vielleicht weil er Arzt ist, vielleicht weil er auch weiß, dass eine gescheite Reani­mationsschulung, wenn sie regelmäßig gehalten wird, Leben retten kann. In Österreich gibt es dazu Studien. Wir könnten durch eine suffiziente Reanimationsschulung, die schon bei 10-Jährigen beginnen sollte, durch eine gescheite Laienreanimation 200 bis 300 Leben retten.

Daher stellt das Team Stronach folgenden Antrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Franz, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Jährliche verpflich­tende Reanimationsschulung durch freiwillige Einrichtungen an allen Schulen für junge Menschen ab 10 Jahren“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass Reanimations­schulungen und Erste-Hilfe-Kurse, beispielsweise durch gebietsansässige freiwillige Ein­richtungen, einmal jährlich obligatorisch an allen Schulen für Schüler ab dem 10. Le­bensjahr abgehalten werden.“

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Das wäre ein einfacher, schnell umsetzbarer und guter Beitrag, den wir hier und jetzt beschließen könnten. (Beifall beim Team Stronach.)

Ich möchte noch einmal auf die Nation Österreich, auf die Kulturnation Österreich zu­rückkommen, die wir in unseren Sonntagsreden immer beschwören, und auch hier im Nationalrat verwenden wir immer gerne diese Begriffe. Wenn wir die Kulturnation Ös­terreich weiter behalten wollen, dann müssen wir auch etwas für die Bildung tun, denn Bildung und Kultur sind ursächlich miteinander verbunden. Wenn wir weiter das Bil­dungssystem so schleißig hinunterfahren, nämlich auch inhaltlich, nicht nur mit Einspa-


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