Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll37. Sitzung / Seite 45

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Die Sprengkraft der Bombe von Hiroshima war eigentlich gering, im Vergleich zu der Sprengkraft anderer Bomben, die in den Jahren und Jahrzehnten danach gebaut wur­den. Berechnungen, sehr geehrte Damen und Herren, gehen davon aus, dass es um die 50 Atombomben wie in Hiroshima bräuchte, um die Menschheit und sämtliche Pflanzen und Tiere durch einen nuklearen Winter auszurotten. Derzeit gibt es weltweit mindestens 17 000 einsatzbereite Atomsprengköpfe. Man braucht aber nicht von den schlimmsten möglichen Szenarien eines Atomkrieges auszugehen, um sich darüber im Klaren zu sein, dass eigentlich jede Atomwaffe eine zu viel ist und eine reale Gefahr für die gesamte Menschheit darstellt. Die humanitären Auswirkungen einer einzelnen Ex­plosion wären verheerend. Hunderttausende, ja sogar Millionen Menschen wären da­von betroffen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Die Sorge, dass ein Atomsprengkopf in falsche Hände gerät, ist aus meiner Sicht nicht die einzige Gefahr. Technische Syste­me können versagen. Es kann zu einem Unfall kommen, oder Überwachungssysteme reagieren einfach falsch und fehlerhaft und melden zum Beispiel den Erstschlag des Gegners, der nie stattgefunden hat.

So wie es schon geschehen ist: Ich möchte daran erinnern, was 1983 in der UdSSR passiert ist. Damals hat sich der diensthabende russische Offizier Stanislaw Petrow entschieden, den Warnungen des Computers nicht zu vertrauen. Wenn seine Ent­scheidung damals anders gelautet hätte, säßen wir alle, wie ich meine, heute nicht hier.

Ich könnte noch viele Beispiele aufzählen, wo die Menschheit in den letzten 69 Jahren knapp an einer nuklearen Vernichtung vorbeigeschrammt ist; und in Bezug auf Atom­waffen gibt es sicherheitspolitisch nur eine richtige Antwort, und ich glaube, da sind wir uns hier in diesem Hohen Haus alle einig, und die Antwort lautet: Sofortige, totale und bedingungslose Abrüstung!

Sehr geehrte Damen und Herren! Österreich ist ein Land, das berechtigterweise sogar der zivilen Nutzung von Atomkraft ablehnend gegenübersteht, und hat diese Haltung international immer aktiv vertreten. Wir sind mit dieser wichtigen Botschaft nicht allein. Herr Kollege von den NEOS, auch Norwegen und Mexiko zum Beispiel sind stark be­müht, dass die Bedingungen des Atomwaffensperrvertrages aus dem Jahr 1970 end­lich von allen Staaten akzeptiert und umgesetzt werden.

Das Engagement Österreichs, in Kooperation mit den beiden anderen genannten Staa­ten, der Abrüstungsdebatte wieder neuen Auftrieb und Antrieb zu verleihen, ist aus­drücklich zu begrüßen. Sehr geehrte Damen und Herren, die für Dezember angekün­digte Konferenz zu den humanitären Folgen von Atomwaffen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer atomfreien und hoffentlich friedlicheren Welt. Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Diesner-Wais.)

10.51


Präsident Karlheinz Kopf: Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt: Herr Ab­geordneter Dr. Cap. – Bitte.

 


10.52.11

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Ich kann mich gut erinnern: Othmar Karas als Jugendvorsitzender, ich als Jugendvorsitzender, wir haben bei der großen Friedensdemonstration in Wien gesprochen, vor 70 000 Teilnehmerin­nen und Teilnehmern. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Das war am Höhepunkt des Kalten Krieges, als es darum ging, das Wettrüsten zu beenden, als die Amerikaner Pershing 2 und Cruise Missiles stationieren wollten und auch stationiert haben und die Sowjet­union damals SS 20. Die Bedrohung ging damals auch von der nuklearen Bestückung der Raketen, von den Unterseebooten aus.

 


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