Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll61. Sitzung / Seite 58

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dieser Altersgruppe, aber eben auch der faktisch längere Verbleib am Arbeitsmarkt zählen. Insgesamt rund 30 000 über 50-Jährige haben im Jahr 2014 eine Beschäfti­gungs­förderung durch das AMS bekommen, das ist rund ein Viertel – zirka 5 700 Personen – mehr als im Vorjahr. Wir sehen also auch, dass die Maßnahmen, die der Sozialminister gesetzt hat beziehungsweise das Arbeitsmarktservice setzt, zunehmend besser angenommen werden und ihre Wirkung entfalten.

Ich habe vorhin schon über Beschäftigungsquoten gesprochen: Bei der Gruppe 50+ steigt die Beschäftigungsquote kontinuierlich an. Die größte Zunahme findet übrigens bei Frauen im Alter von 55 bis 59 Jahren statt – dort ist der Anstieg der Beschäf­tigungsquote am stärksten –, bei Männern im Alter von 60 bis 64 Jahren steigt die Beschäftigungsquote ebenfalls stark an.

Trotzdem entspricht dieser Anstieg der Beschäftigungsquote – das müssen wir auch sagen – noch nicht dem Ziel, das wir uns im Regierungsprogramm bis 2018 gesteckt haben. Dazu muss man auch sagen, dass sich die konjunkturelle Situation, die sich leider seit der Erstellung des Regierungsprogrammes wieder verschlechtert hat, dass sich diese Krise auf den Arbeitsmarkt besonders auswirkt. Daher sind Beschäfti­gungspolitik und Arbeitsmarktpolitik in der Krise generell wichtige Punkte, gerade auch, wenn man darüber redet, wie unser Pensionsantrittsalter höher werden kann. Man darf nicht vergessen, dass es in einer beschäftigungspolitisch und konjunkturpolitisch schwierigen Situation leicht ist, darüber zu reden, aber sehr schwer ist, Erfolge zu erzielen, weil sich natürlich eine wirtschaftlich angespannte Situation leider am Arbeitsmarkt auswirkt.

Wir sehen auch, dass die Arbeitslosenquote mit zunehmendem Alter leider ansteigt. Bei den über 60-Jährigen liegt sie fast doppelt so hoch wie die durchschnittliche Arbeitslosenquote. Wir sehen also, dass die Situation am Arbeitsmarkt am Anfang und am Ende des Erwerbslebens – nämlich bei den Jungen und bei den Alten – besonders schwierig ist und dass das eine große Herausforderung ist. Gleichzeitig haben wir die Verpflichtung, die budgetären Mittel zur Verfügung zu stellen, um mit besonderen Arbeitsmarktmaßnahmen gegenzusteuern. Es zeigt sich ja im europäischen Vergleich, dass in Österreich diesbezüglich wirklich viel passiert und wir hierbei immerhin noch besser liegen als in vielen anderen Bereichen.

Abschließend noch ein zweiter Detailblick: Gerade wenn man darüber redet, wie man erreicht, dass Menschen später in Pension gehen oder länger im Arbeitsprozess bleiben können, muss man auch die einzelnen Branchen analysieren und ansehen. Da sehen wir, dass die Situation branchenweise ganz unterschiedlich ist: Im Gastgewerbe und im Sozial- und Gesundheitswesen gehen die Menschen jünger in Pension. Da müssen wir die Frage stellen, welche Beschäftigungsverhältnisse das sind und was der Grund dafür ist, dass diese Menschen sehr oft gesundheitlich so in Mitleidenschaft gezogen werden, dass sie nicht länger beschäftigt werden können. An dieser Stelle, glaube ich, ist noch einmal ein Detailblick notwendig.

Am wichtigsten, sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Bundesminister – ich glaube, dass dieses Thema bei Ihnen in hervorragenden Händen ist –, ist: Es geht nicht um Zahlen, es geht nicht um einzelne Monate, es geht nicht um Prozentsätze und Quoten, sondern es geht letztlich um die Menschen in unserem Land. Hinter jeder dieser Zahlen stecken menschliche, individuelle Schicksale, und wir wissen, dass das in der politischen Diskussion sehr oft ignoriert wird.

Es gibt sehr viele Leute, die sagen: Ich verstehe nicht, warum ich in der Diskussion verurteilt werde. Ich möchte ja noch gar nicht zum alten Eisen gehören, ich möchte ja noch einer Beschäftigung nachgehen, ich möchte ja arbeiten gehen, nur bekomme ich den Job nicht! Mir hat die Firma sehr dringend nahegelegt, dass ich in Pension gehen


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