Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 239

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ist noch da! Frau Abgeordnete, ich halte Sie wirklich für eine sehr belesene und sehr intelligente Frau, aber ich finde, Sie sollten vielleicht einmal die Begriffe Gendering, Gender Mainstreaming und Gender Budgeting noch einmal nachlesen, weil es beim Gendern nicht darum geht … (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Es geht beim Gendern nicht darum, Männer und Frauen gleich zu machen. Es geht auch nicht darum, den Menschen einzureden, dass Männer und Frauen gleich fühlen oder empfinden müssen, sondern es geht darum, dass man für alle Menschen die Teilhabe ermöglicht – eine gerechte Teilhabe für Männer und für Frauen –, und nicht nur für Männer und für Frauen, sondern auch zum Beispiel für Menschen mit Behin­derung oder Menschen mit Migrationshintergrund. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.) Deswegen heißt dieser Ausschuss auch Gleichbehandlungsausschuss und nicht Gleichmachungsausschuss. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie des Abg. Scherak.)

Ich möchte gerne noch etwas zum Antrag von meiner Kollegin Berivan Aslan sagen. Du hast einen sehr schönen zweiten Satz in deinem Antrag, der heißt:

„Wer Filme macht, schafft Realität.“

Frau Rosenkranz hat gemeint, wir würden die Männer unter Pauschalverdacht stellen, wenn wir behaupten, sie könnten keine guten Filme mit Frauen und über Frauen machen. Das meine ich nicht; es gibt sicher auch Männer, die das ganz gut können. (Zwischenruf des Abg. Hagen.)

Man kann das aber ganz einfach prüfen, und das würde ich jedem Kollegen und jeder Kollegin einmal raten. Es gibt nämlich diesen sogenannten Bechdel-Test – ich hoffe, man spricht das so aus –; den hat die Frau Alison Bechdel, eine Comiczeichnerin aus Amerika, einmal eingeführt. Den kann jeder selbst anwenden, wenn er sich einen Film oder eine Serie anschaut, und man kann dann diesen Film auf folgende Gegeben­heiten prüfen: Gibt es mindestens zwei Frauen in diesem Film, und haben sie auch einen Namen? Sprechen sie miteinander?, und – die dritte Frage finde ich ganz gut, und das trifft wirklich ganz oft zu, wenn man ein bisschen über Filme nachdenkt –: Sprechen sie über etwas anderes als über Männer?

Es gibt sehr viele Filme, auf die das zutrifft; von daher, glaube ich, sieht man schon, dass es wichtig ist, dass Frauen Filme machen, dass es Frauen ermöglicht wird, gute Frauenfilme zu machen. Meine Kollegin, die von mir sehr geschätzte Landesrätin Palfrader, zuständig für Kultur und Bildung in Tirol, hat vor ein paar Monaten einmal gesagt, dass die Fantasie der Männer bei Weitem nicht ausreicht, die Lebensrealität der Frauen zu begreifen. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ. – Zwischenrufe der Abg. Schimanek.) Deswegen ist es uns auch ganz wichtig, dass Frauen Filme machen dürfen. Bitte beruhig dich, liebe Kollegin, das alles ist auch mit einem Zwinkern ver­sehen, damit das die Machomänner da oben überleben können. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP. – Anhaltende Zwischenrufe der Abg. Schimanek.)

Früher, in den 1950er und 1960er Jahren, wurde uns von den Männern ein Frauenbild vermittelt, laut dem die brave Hausfrau mit der gestärkten Schürze und dem fertigen Essen zu Hause auf ihren Mann gewartet hat, die Kinder waren schon im Bett und gut versorgt. Das ist die Lebensform, der ihr noch ziemlich anhängt – überhaupt die Frau Rosenkranz findet das ganz super. (Abg. Schimanek: Das ist eine Unterstellung!) Heute wird ein Bild vermittelt, dass Frauen dünn und jung sein müssen, um in einem Film vorkommen zu dürfen. Ich entschuldige mich bei allen anwesenden dünnen und jungen Frauen; die sind damit natürlich nicht gemeint. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Ganz wichtig finde ich, dass die Realität dargestellt wird, so wie wir Frauen leben. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.) Wir Frauen sind vielfältig!


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