Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll109. Sitzung / Seite 39

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Die SPÖ hat insgesamt zum Beispiel erst vor wenigen Tagen oder Wochen ihr Industriekonzept präsentiert, und namentlich Abgeordneter Wimmer und Klubobmann Schieder forderten in diesem Zusammenhang: Wir brauchen eine Arbeitszeitver­kürzung! Und nicht zuletzt Bundesminister Hundstorfer verspricht uns mittlerweile seit Jahren einen offensiven Kampf gegen die Millionen von Überstunden, die in Österreich gemacht werden.

Meine Damen und Herren, wir Grüne unterstützen das, wir wollen unbedingt eine andere Verteilung der Arbeitszeit. Wir wollen, dass die, die sehr lange arbeiten müssen, weniger arbeiten können, und die, die ungewollt in Teilzeit arbeiten oder gar keinen Job haben, einen Job haben können, von dem sie auch wirklich leben können.

Meine Damen und Herren, wir Grüne wollen den Einstieg in die Arbeitszeitverkürzung für mehr Lebensqualität und auch für weniger gesundheitliche Belastung durch überlange Arbeitszeiten.

Meine Damen und Herren von der SPÖ, Ihre Gewerkschafter, Sie als Partei, der Herr Minister sprechen vom Einstieg in die Arbeitszeitverkürzung, aber was machen Sie konkret mit dem heute hier vorliegenden Paket? – Sie verlängern die Arbeitszeiten für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Und ich frage mich schon: Wie geht das? Wie kann man diesen Spagat überhaupt noch schaffen? Was sagt das über Ihre Glaub­würdigkeit aus?

Schauen wir es uns konkret an: Sie alle wissen, müssten wissen, dass ab der siebten Arbeitsstunde nicht nur die Leistungsfähigkeit rapide sinkt, sondern auch das Unfallrisiko massiv ansteigt – in einer steilen Kurve ab der siebten Arbeitsstunde. Und was tun Sie konkret? – Sie ermöglichen künftig, dass jemand, der auswärts einen langen, anstrengenden Arbeitstag hatte, dann am Abend auch noch mit dem eigenen Auto nach Hause fahren kann (ironische Heiterkeit bei der ÖVP), dass jemand, der an einem Tag insgesamt bis zu zwölf Stunden arbeiten muss, die letzten, sagen wir, drei Stunden davon in der Nacht im Auto sitzt. (Abg. Wöginger: In der Nacht? Wann fängt der leicht an?)

Sie lachen. Ich finde das absolut nicht zum Lachen, weil wir wissen, dass schon jetzt die überwiegende Anzahl der Berufsunfälle Verkehrsunfälle sind, und alle Experten sagen uns – schauen Sie sich auch die Begutachtungen an! –, die Zahl der beruflich bedingten Verkehrsunfälle wird durch diese Maßnahme rapide ansteigen.

Sie lachen und gefährden mit dieser Maßnahme Leben (Abg. Rädler: Autofahren ver­bieten!), nicht nur die der betroffenen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die erschöpft am Abend Auto fahren müssen, sondern auch die der anderen Verkehrs­teilnehmer.

Meine Damen und Herren, wir Grüne wollen das nicht, und ich finde es sehr bedau­er­lich, dass Sie das lächerlich finden. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Neubauer. – Abg. Rädler: Sie sind weltfremd!)

Schauen wir uns den nächsten Punkt an: Sie erhöhen die tägliche Arbeitszeit von jungen Menschen auf bis zu zehn Stunden, von acht auf zehn Stunden, wenn es auch mit einer Fahrzeit in Verbindung steht. Ihr Argument ist, dass Lehrlinge, speziell auf Montage, sonst diese Ausbildung nicht machen können. Aber, meine Damen und Herren, ab dem 16. Lebensjahr ein 10-Stunden-Arbeitstag, das ist nicht nur für einen jungen Menschen, der am Bau arbeitet, körperlich extrem anstrengend. Das ist auch eine wichtige Entwicklungsphase. Stellen Sie sich vor: zehn Stunden Arbeit! Da bleibt für sonst nichts mehr Zeit – und das wollen Sie? (Abg. Rädler: Was haben Sie gelernt? Haben Sie jemals gearbeitet?) – Ja, zum Beispiel im Gastgewerbe, darum kenne ich mich da so gut aus. (Ruf: Wie lange denn?)

 


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