Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll140. Sitzung / Seite 18

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Jetzt kann man das aus umweltpolitischer, aus gesellschaftspolitischer, aus wirtschafts­politischer Sicht betrachten, aber zentral ist: Dieser Teil ist nicht mehr verhandelbar und diskutierbar: erstens, weil es wissenschaftlich nachgewiesen ist – 99 Prozent der Wissenschafterinnen und Wissenschafter können der Theorie folgen, können den Pro­gnosen folgen –, und zweitens vor allem auch deshalb, weil wir die Auswirkungen heu­te schon spüren.

Wovon reden wir bei den Auswirkungen? – Österreich wird aufgrund des inneralpinen Raumes so oder so überdurchschnittlich betroffen sein. Es gab einen Klimasachstands­bericht von 200 österreichischen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, die ganz klar sagen: Wenn wir diese 2 Grad Erderwärmung schaffen, also wenn wir alles, was wir uns als Weltgemeinschaft vorgenommen haben, auch erreichen, dann sind es in Ös­terreich trotzdem 4 Grad.

4 Grad bedeutet für Tirol, bedeutet für Salzburg, bedeutet für manche Vorarlberger Täler und fürs Salzkammergut, dass wir ganze Täler sperren müssen, dass wir Men­schen absiedeln müssen. Das wird passieren. Das wird nicht in fünf Jahren oder in zehn Jahren passieren, aber es wird bis zur Mitte dieses Jahrhunderts passieren, selbst dann, wenn wir alle Ziele erreichen, weil die Menschen dort nicht mehr in Sicherheit werden leben können, weil sich die Umwelt verändert haben wird. – Das ist für Öster­reich ein zentrales Faktum.

Was wird weiter passieren? – Die Wirtschaft und die Gesellschaft in Summe werden jährlich, selbst dann, wenn wir alle unsere Ziele erreichen, knapp 8,38 Milliarden € an Schaden erleiden: durch Unwetter, durch zusätzliche Waldbrände, Hagel und, und, und. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie das finanziert wird: auf der einen Seite durch Steuer­geld, weil etwas nicht versicherbar ist, und auf der anderen Seite dadurch, dass eben Versicherungsbeiträge steigen und die Menschen höhere Ausgaben haben. Das heißt, diese 9 Milliarden € haben wir an Kosten schon sozusagen in der Tasche, wenn man so will. Da werden wir uns darüber unterhalten müssen, wie das dann finanziert wird.

Das heißt, wir haben Probleme. Aber wir haben auch schon Lösungsansätze, wenn­gleich die Freiheitlichen vielleicht die Maßnahmen, die zur Vermeidung von Emissionen führen sollen, noch nicht so verstanden haben wie die restlichen fünf Fraktionen hier im Haus. Diese Lösungsansätze sind sehr klar skizzierbar: Auf der einen Seite haben wir eine Energiewende, wie vorhin auch schon ausgeführt wurde, wo wir stark in Foto­voltaik, Windkraft und Wasserkraft investieren. Die Wasserkraft ist in Österreich relativ gut ausgebaut, da ist nur noch wenig Puffer vorhanden.

Es ist andererseits auch so, dass wir von einer zentralen zu einer dezentralen Energie­versorgung gelangen werden, wo wir viel mehr Energiespeicher österreichweit haben, wo sich auch neue Wirtschaftsfelder für den Landwirtschaftssektor auftun, wo jedoch andere vielleicht auch wieder wegfallen.

Wir haben Möglichkeiten in der Mobilität. Erst gestern haben wir darüber geredet. Wir wissen, die Elektromobilität ist im Steigen begriffen. Bei VW haben die zuständigen Leute aufgrund des Abgasskandals schon gesagt, dass sie das als zweiten Hauptge­schäftszweig etablieren werden. Wir reden da von einem Umstieg innerhalb von circa fünf Jahren, bei dem der größte europäische Autohersteller den zweiten Schwerpunkt setzen wird.

Wir haben gestern auch über die Automatisierung gesprochen. Auch da gibt es Inter­esse von europäischen und weltweiten Konzernen und von vielen mittelständischen Unternehmen in Österreich, dass wir da zu den nächsten Schritten kommen. Auch da wird es deutliche Einsparungen geben. Automatisierung bedeutet Reduktion von Emis­sionen. Wenn es dann eine Elektromobilität gibt, die durch erneuerbare Energie ge­speist wird, bedeutet das tatsächlich Mobilität ohne Emissionen.

 


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