Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll146. Sitzung / Seite 136

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16.49.06

Abgeordneter Mag. Josef Lettenbichler (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ge­schätzter Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich darf mich vor­ab einmal auch bei Ihnen, den Vertretern der Oppositionsparteien, die heute diesem Ge­setz zustimmen, herzlich bedanken. Umso unverständlicher ist es mir, dass die Grünen hier auf ihrer Kontrahaltung beharren.

Frau Kollegin Maurer, die Argumente, die Sie gebracht haben, würden heißen ein Er­richten von neuen Hürden, weitere Prüfungen, alles komplizierter machen. Das ist für mich kein Weg, der praktikabel ist! – Sie sind in Ihrer kleinen Welt, richten sich diese Welt so, wie Sie sie haben wollen, nur ist das Universum draußen ein anderes. (Abg. Öl­linger: Ihre Welt ist aber auch schon ziemlich klein!)

Sie haben gesagt, dass die Nachfrage immer noch größer ist als das Angebot bei den HTLs. Diese Zeiten sind längst vorbei, das hat auch schon Kollege Schellhorn gesagt. Wir hatten in diesem Schuljahr, das vor etwa einem Monat begonnen hat, noch nie so wenige HTL-Anfänger; in Tirol sind es erstmals weniger als 1 000.

Sie haben auch gesagt, ein möglicher Zugang zum Masterstudium ist mit diesem Up­grade nicht vorgesehen, und gerade im HTL-Segment und auch im allgemeinen MINT-Bereich, wo wir uns hier befinden – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Tech­nik –, gibt es eine enorme Nachfrage und auch ein großes Potenzial für die Schaffung neu­er Arbeitsplätze in diesem Bereich.

Da ist laut Prognosen internationaler und nationaler Institute ein überdurchschnittliches Wachstum zu erwarten, nämlich 4 Prozent. Etwa 40 000 neue Jobs könnten allein bis 2020 im MINT-Bereich geschaffen werden, aber wir finden die Mitarbeiter nicht. An­statt hier neue Hürden hineinzuinterpretieren und aufzubauen, sollten wir doch froh sein, dass wir Leute haben, die diese Bürde auf sich nehmen und sagen: Das ist es mir wert, sodass ich zu unserem Standestitel „Ingenieur“ auch dieses Prüfungsgespräch dazuma­chen will!

In der Industrie kommen etwa zwei Drittel aller höher qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im technischen Bereich aus der HTL und aus angeschlossenen Fachschu­len. Es gibt hier keinen Verlierer, es gibt eigentlich nur Gewinner: den Absolventen selbst nach einem dreijährigen Berufspraktikum und diesem Gespräch, aber auch den Arbeit­geber.

In einem Punkt gebe ich dem Kollegen Schellhorn recht: Wir brauchen Facharbeiter auf allen Ebenen, sei es im Lehrlingsbereich, sei es im schulischen Bereich, aber auch im akademischen Bereich.

Ein Punkt, der mir im MINT-Bereich sehr wichtig ist, betrifft die Frage: Wie können wir es schaffen, mehr Frauen in diesen Bereich zu bekommen? Immer noch entscheiden sich etwa 60 Prozent aller weiblichen Lehrlinge für die Lehre zur Verkäuferin, Bürokauf­frau oder Friseurin. Das sind – Sie wissen es ja auch – nicht gerade die bestbezahlten Jobs. Dabei gäbe es im technischen und im naturwissenschaftlichen Bereich große Chan­cen. Da kann man mehr verdienen, da hat man ganzjährig gute Arbeitsplätze, da gibt es auch gute Zeitmodelle, da gibt es Chancen für Frauen.

Wir sollten daher darüber nachdenken, wie wir Frauen in den technischen Bereich füh­ren können. Es gibt tolle Projekte in jedem Bundesland, glaube ich. Wir in Tirol haben vonseiten der Sozialpartner gemeinsam mit der Landesregierung und dem Landesschul­rat www.berufsreise.at gegründet, wo sich Eltern, PädagogInnen und Kinder informie­ren und Betriebe ihr Angebot darstellen können.

Ich hoffe, das wird gut angenommen, und darf noch einmal an die Grünen appellieren, sich doch einen Ruck zu geben und so wie alle anderen Parteien bei diesem Gesetz mitzustimmen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

16.52

 


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